Seite 6: Total War: Shogun 2 im Test - Motivation schlägt Blödheit

Die Drop-In-Battles: Altes Muster, neuer Bug

Wie Napoleon: Total War bietet auch Shogun 2 die sogenannten Drop-In-Schlachten: Wenn ein anderer Spieler diese Option aktiviert, können Sie in seiner Solo-Kampagne die Rolle eines Computergegners übernehmen – allerdings nur in einer einzigen Schlacht, wo Sie die Truppen der KI-Fraktion anführen.

Die Drop-In-Option ist ein cleverer und spaßiger Weg, die KI-Schwächen von Shogun 2 zu umgehen. Die Mensch-gegen-Mesch-Gefechte sollte das Spiel eigentlich nur erlauben, wenn einigermaßen gleichwertige Heere aufeinander treffen – was in unseren Testpartien aber nicht immer der Fall war: Manchmal war die Streitmacht des Kampagnen-Spielers leicht überlegen. Unterhaltsam und taktisch fordernd fielen die Gefechte trotzdem aus.

Seltsamer Bug: In dieser Drop-In-Schlacht steuern wir die Truppen unseres Gegners. Und umgekehrt. Seltsamer Bug: In dieser Drop-In-Schlacht steuern wir die Truppen unseres Gegners. Und umgekehrt.

Allerdings stießen wir auf einen merkwürdigen Bug. So steuerten wir selbst die Armee, die eigentlich der Kampagnenspieler hätte übernehmen sollen – und umgekehrt. Das geschah nur ein einziges Mal und ließ sich nicht reproduzieren. Mysteriös.

Die Multiplayer-Kampagne: Ein Paradies für Koop-Freunde

Über das Internet (also Steam) oder ein lokales Netzwerk dürfen zwei Spieler die reguläre Rundenkampagne von Shogun 2 gemeinsam bestreiten – oder gegeneinander. Wer die Partie erstellt, darf zu Beginn wählen, ob die von Menschen gesteuerten Fraktionen verbündet oder verfeindet sind.

Schlachten können die Spieler auch gemeinsam austragen. Schlachten können die Spieler auch gemeinsam austragen.

Daran richten sich die Siegbedingungen aus: Wenn die Spieler als Alliierte antreten, müssen sie gemeinsam eine bestimmte Anzahl von Provinzen erobern und halten. Wer den Mitspieler hingegen zum Feind erklärt, muss ihn zwangsläufig besiegen.

Auch die Optionen bei den Echtzeit-Schlachten ändern sich. Wenn die Spieler verfeindet sind, dürfen sie die KI-Armeen befehligen, gegen die ihr jeweiliger Rivale antritt. Verbündete können beim Gefecht ihres Kameraden erstmal nur zusehen.

Wohlgemerkt: »erstmal«. Denn der Spieler, der die Schlacht bestreitet, darf beliebig viele seiner Einheiten an seinen Alliierten übergeben. So kann zum Beispiel ein Spieler die Kernarmee befehligen, während der andere dem Gegner mit Reiterei in den Rücken fällt. Im Koop-Modus lässt sich also jede Schlacht gemeinsam bestreiten – eine hervorragende Idee.

Im Koop-Modus überblicken wir unser Reich (rechts) und das unseres Verbündeten. Links unten prangt das (etwas unkomfortable) Chatfenster. Im Koop-Modus überblicken wir unser Reich (rechts) und das unseres Verbündeten. Links unten prangt das (etwas unkomfortable) Chatfenster.

Vor dem Partiebeginn lassen sich zudem diverse andere Optionen einstellen, etwa die Zugzeit pro Runde (zwischen unbegrenzt und einer Minute) und der Schwierigkeitsgrad (getrennt für jeden Spieler). Die Verbindung klappte in unseren Partien dann reibungslos, sowohl im LAN als auch online.

Das gleichzeitige Ziehen auf der Kampagnenkarte erlaubt Shogun 2 nicht. Während Ihr Mitspieler zieht, dürfen Sie aber immerhin Ihr Reich verwalten und neue Gebäude sowie Truppen in Auftrag geben. Wenn die KI-Gegner ihre Truppen bewegen, müssen Sie wie im Solo-Modus lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Denn die Zugberechnung kann in Shogun 2 eine bis zwei Minuten dauern – was immer noch flotter geht als in Empire: Total War. Trotzdem: Wer den Koop-Feldzug spielt, braucht Zeit. Viel Zeit. Immerhin lässt sich das Spiel jederzeit speichern und später fortführen.

Koop-Belagerung Bei dieser Belagerungsschlacht teilen wir unsere Armee auf: Unser Verbündeter übernimmt die Bogenschützen auf den Wällen, wir die Regimenter im Innenhof.

KI-Aussetzer Auch in den Koop-Schlachten leiden die KI-Gegner unter Aussetzern. Diese Speerträger stürmen nicht in die Burg, obwohl das Tor offen steht, ihre Moral hoch ist und sie unseren Truppen weit überlegen wären. So kann sie unser automatischer Geschützturm Mann für Mann dezimieren. 30 Minuten später haben wir die Partie gewonnen.

Ansonsten hebt sich die Kampagne nicht von ihrem Singleplayer-Pendant ab, sämtliche Spielelemente sind mit drin – von der Diplomatie über die Spezialeinheiten bis zu den wichtigen Rohstoffen. Den Feldzug gemeinsam mit einem Kameraden anzugehen, macht dadurch noch mehr Spaß, Koop-Freunden können wir Shogun 2 getrost ans Herz legen.

Das Multiplayer-Fazit

Die Mehrspieler-Neuerungen von Shogun 2 schlagen ein wie ein Katapult-Geschoss, nicht nur dank der bislang exzellenten Verbindungsqualität. Denn die Mehrspieler-Modi entpuppen sich als gute Ergänzung eines eh schon hervorragenden Strategiespiels – abgesehen von einem großen Ärgernis.

Unsere Truppen bedrängen den feindlichen Avatar (Mitte). Unsere Truppen bedrängen den feindlichen Avatar (Mitte).

Die Avatar-Variante ist zwar kein epochales Multiplayer-Spektakel, wohl aber ein interessanter Fortschritt gegenüber den Vorgängern. Denn die Japan-Eroberung mit dem Eigenbau-General motiviert immer mal wieder, vor allem dank der sinnvollen Rollenspiel-Anleihen und der taktisch anspruchsvollen Schlachten. Wer nach einem Schlachtensnack für Zwischendurch sucht, ist hier bestens aufgehoben: Schell einsteigen, ein paar Schlachten schlagen, eine Generalsstufe aufsteigen – fertig.

Die Koop-Kampagne erweist sich logischerweise als Zeitfresser, wie der Solo-Feldzug kann sie tagelang dauern. Auch wenn wir uns die Möglichkeit gewünscht hätten, gleichzeitig mit unserem Mitstreiter zu ziehen, wird die Feldzug nicht langweilig. Denn wie die Vorgänger profitiert Shogun 2 von seiner strategischen Vielfalt: Bis Sie alle Fraktionen ausprobiert, alle Möglichkeiten ausgelotet haben, vergehen Wochen.

Ärgerlich ist nur, dass Spieler ohne Online-Anbindung im LAN-Modus nicht alle Truppentypen verwenden dürfen – schließlich können sie mit ihrem Avatar keine weiteren Einheiten freischalten. Warum erlaubt Creative Assembly nicht einfach selbst erstellte Schlachten mit beliebigen Armeen? Das ging in den Vorgängern doch auch. So sind die LAN-Einzelschlachten nur lächerlich liebloses Stückwerk.

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