Twitch sperrt großen Streamer für hasserfülltes Verhalten. Was steckt dahinter?

Nach elf erfolgreichen Jahren wurde der Streamer Destiny permanent von Twitch verbannt. Wir erklären euch, was dahinter steckt.

Nach über elf erfolgreichen Jahren wurde nun einer der bekanntesten Twitch-Streamer permanent gesperrt. Destiny, mit bürgerlichen Namen Steven Bonnell II, unterhielt seine rund 700.000 Follower größtenteils mit Diskussionen und Meinungen zu politisch brisanten Themen – die seiner Twitch-Karriere nun offenbar zum Verhängnis wurden.

Wer ist Destiny überhaupt?

Der Amerikaner streamte seit 11 Jahren regelmäßig auf Twitch und dessen Vorgängerplattform Justin.tv. Seine Karriere startete er als Starcraft 2-Spieler, ab 2016 machte er sich aber einen Namen als erster großer Politik-Streamer. Zu seinen Inhalten gehörten politische Debatten mit anderen Streamern oder Internetpersönlichkeiten.

Sich selbst bezeichnete er im Laufe der Jahre als sehr großer Sozialdemokrat, Hardcore-Kapitalist, klassischer Liberaler, Regelutilitarist und agnostischer Atheist. Außerdem betonte er, dass er lieber auf der Grundlage empirischer Daten als mit moralischer Überzeugung argumentiert.

Durch seinen kämpferischen und angriffslustigen Diskussionsstil wurde er in diversen Medien oft als effektive Opposition zu rechtsgerichteten Politik-YouTubern gewürdigt.

Großes Aufsehen erregte sein Gespräch mit dem bekannten YouTuber Jontron im Jahr 2017. Der Comedian machte einige kontroverse Aussagen zu Rasse, Kriminalität und Einwanderung, die seinen Ruf langfristig ankratzten und ihn zu einer längeren Pause zwangen:

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Dennoch gab es bereits einige Kontroversen um Destiny. So sagte er 2020 über die durch den Tod von George Floyd entstandenen Unruhen:

Die Ausschreitungen müssen endlich aufhören. Und wenn das bedeutet, dass weiße Redneck-Milizen da draußen die bescheuerten Demonstranten niedermähen, die meinen, sie könnten um zehn Uhr abends Gebäude abfackeln, dann haben sie an diesem Punkt meinen verdammten Segen...

Diese Aussage rechtfertigte Destiny mit der Begründung, dass sein Frust lediglich den Randalierern galt. Von diesen glaubte er, dass sie die Menschen wieder dazu verleiten könnten, erneut für Donald Trump bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen zu stimmen.

Destiny von Twitch gebannt – was steckt dahinter?

Eine offizielle Begründung für seine nun permanente Sperre von der Streaming-Plattform gibt es bislang nicht. Twitch äußert sich in solchen Fällen, ähnlich wie im Fall von DrDisrespect, nur kryptisch. Als offizieller Grund wird hier hasserfülltes Verhalten genannt.

Laut den Twitch-Nutzerbedingungen wird hasserfülltes Verhalten folgendermaßen definiert:

Als hasserfülltes Verhalten gelten alle Inhalte oder Aktivitäten, die Diskriminierung, Verunglimpfung, Belästigung oder Gewalt aufgrund folgender geschützter Merkmale fördern oder unterstützen: Rasse, ethnische Zugehörigkeit, Hautfarbe, Kaste, nationale Herkunft, Einwanderungsstatus, Religion, Geschlecht, Geschlechtszugehörigkeit, Geschlechtsidentität, sexuelle Orientierung, Behinderung, schwere Erkrankung und Veteranenstatus.

Aktuell kursieren zwei mögliche Gründe:

#1: Meinung zu Trans-Sportlern und Sportlerinnen

Destiny selbst vermutet, dass eine Aussage über die transsexuelle Schwimmerin Lia Thomas der Grund sein könnte. Ihr Sieg in einem Wettbewerb, bei dem sie sogar Emma Weyant (Silbemedaille bei den Olympischen Spielen 2020) hinter sich ließ, spaltet aktuell die USA. Destinys vertritt die Meinung, dass Transfrauen und Cis-Frauen nicht in denselben Wettbewerben antreten sollten.

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#2: Diskussion mit einem rechten Nationalisten

Im Zuge seiner politischen Debatten unterhält sich Destiny mit Menschen aller politischen Gesinnungen. Anfang März führte er eine Diskussion mit dem rechtsextremen Streamer Nicholas Fuentes, der wegen rassistischer, frauenfeindlicher und LBTQIA-feindlicher Inhalte von Twitch, Twitter, YouTube und den meisten anderen Social-Media-Plattformen verbannt wurde.

Dass er diesem auf seinem Twitch-Kanal eine Plattform bot, könnte ein möglicher Grund für die Sperre sein – schließlich wurde kürzlich selbst Schachgroßmeister Hikaru Nakamura für drei Tage gesperrt, weil er sich einen Stream ansah, in dem die Persona non grata DrDisrespect Schach spielt.

Eine detaillierte Begründung seitens Twitch wird es höchstwahrscheinlich niemals geben. Destiny wird seine Inhalte fortan auf YouTube veröffentlichen, wo er gestern für sechs Stunden streamte.

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