Wer World of Warcraft spielt, reist auch nach China, um mit landflüchtigen Reisbauern um gefälschte Billig-Markenklamotten zu feilschen. Pardon, das war unwahr und gemein. Dennoch steckt in unserer schamlosen Übertreibung ein wahrer Kern. Wie die chinesischen Falschfummel ist nämlich auch World of Warcraft bloß eine Kopie. Freilich keine billige, kaum ein Online-Rollenspiel reicht an den exzellenten Spielfluss, an das Suchtpotenzial des Blizzard-Hits heran. Neu erfunden haben die Entwickler das Abenteuer-Rad jedoch nicht: World of Warcraft fesselt mit derselben Motivations- Tretmühle aus Monsterhatz und Ausrüstungs- Sammelwut, die das Genre seit den Urvätern Ultima Online (1997) und Everquest (1999) prägt. Und auch das Szenario des Zehn-Millionen-Abonnenten-Giganten kann ein prominentes Vorbild nicht leugnen: das Warhammer-Universum. Die düstere Welt dient seit 1983 als Grundlage für Zinnfiguren-Gefechte, in denen sich Fantasy-Völker wie Elfen und Orks die Rüben einschlagen.
Dies inspirierte Blizzard 1994 zur Warcraft- Strategieserie, aus der 2005 World of Warcraft hervorging. Mit Warhammer: Age of Reckoning bekommt nun allerdings auch das Original sein Online-Rollenspiel, das die Abenteurer vom Konkurrenten weglocken soll ? und zwar mit Dauerkrieg: Der Entwickler EA Mythic verspricht Fraktionsgefechte, in denen die Spieler gegeneinander kämpfen, Festungen belagern und Hauptstädte abfackeln. Wir sind nicht nach China, sondern nach Paris gereist, um Warhammer Online anzuspielen. Und um herauszufinden, ob das Original seiner beliebten Kopie das Heldenwasser reichen kann.
Rabiates Sechserpack
Sechs Fraktionen bekriegen sich in Warhammer Online, aufgeteilt in zwei Bündnisse. Das menschliche Kaiserreich, die Zwerge und die Hochelfen stellen die Truppen der Ordnung, also der guten Seite. Ihre Gegenspieler sind die Chaos-Menschen, Grünhäute und Dunkelelfen vom Zerstörungs- Syndikat. Jedes Volk bietet vier Klassen, Dunkelelfen etwa treten als Hexenkrieger, Jünger, Zauberer oder Schwarze Gardisten an. Das alleine wäre schon ein feines Fundament für zünftige Völkerschlachten, doch zwischen je zwei Parteien herrscht auch noch eine erbitterte Erzfeindschaft: Das Imperium hasst das Chaos, die Zwerge prügeln sich mit Grünhäuten und auch Hoch- sowie Dunkelelfen ziehen sich gerne gegenseitig die Ohren spitz, pardon, lang. Von Anfang an stimmt Warhammer Online die Abenteurer auf diese Rivalitäten ein.
Als wir mit einer Hochelfen-Schattenkriegerin die ersten Schritte durchs Spitzohren-Heimatland Ulthuan wagen, fällt uns sofort ein finsterkolossales Stachelschiff auf, das über der Waldlandschaft schwebt: Es ist eine Schwarze Arche, also einer der Transportpötte, mit denen die Dunkelelfen in Ulthuan einfallen. Weil sich die Hochelfen das nicht gefallen lassen, müssen wir bereits zu Beginn gegen KI-gesteuerte Finsterlinge antreten. Nur im allerersten Auftrag noch nicht: Darin jagen wir Düsterfeen, kleine Flatterviecher. Unsere Schattenkriegerin spickt die Biester aus der Distanz mit zwei bis drei Pfeilen und schnetzelt sie danach mit dem Schwert. Die Gefechte verlaufen wie in vielen anderen Internet-Abenteuern, per Iconklick oder mit den Zahlentasten lösen wir Attacken aus. Auch sonst gibt?s keine Eingewöhnungsprobleme, zumal das Interface nahezu baugleich mit dem von World of Warcraft ist.
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