Seite 5: Watch Dogs im Test - Mr. Robot trifft Open World

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Multiplayer-Häppchen

Das gilt mit deutlichen Einschränkungen auch für den Mehrspieler-Modus. Auch er wartet mit einer ganzen Latte an verschiedenen Spielmodi auf. Viele davon sind darauf ausgelegt, in das Laufende Spiel anderer Hacker einzusteigen und einen kurzen Wettbewerb auszutragen. Sei es, dass wir den anderen Spieler unbemerkt beschatten sollen, oder ihm wichtige Daten klauen müssen. Es sind nette, kurze Intermezzi gegen menschliche Gegner - quasi Multiplayer-Nebenmissionen.

Die fantasievollen Minispiele (hier Spider Tank) haben Online-Highscore-Listen. Die fantasievollen Minispiele (hier Spider Tank) haben Online-Highscore-Listen.

Doch die an sich nette Idee scheitert derzeit noch an der Technik. Das Matchmaking-System von Watchdogs braucht derzeit noch ewig, bis endlich ein Match zustande kommt. Zwar kann man sich weiter frei in Chicago bewegen, während man wartet, aber neue Missionen lassen sich unterdessen nicht starten. Geht es dann mal los, verzögern Ladezeiten zusätzlich den Ablauf der nur wenige Minuten dauernden Episoden. Der für solch kurze Einlagen nötige Spielfluss kam dadurch zumindest während unseres Tests nur selten auf.

Interessanter sind die größeren Missionen für bis zu acht Spieler. Darin kann man einfach gemeinsam in der Stadt Unsinn treiben, Wettrennen fahren oder einem versteckten Datenpaket nachjagen. All diese Modi sind nett und machen Spaß, das konnten wir bereits mit unserer Vorabversion des Spiels gemeinsam mit einigen Ubisoft-Entwicklern ausprobieren. Aber in der freien Wildbahn: momentan Fehlanzeige.

Ein anderer Spieler hat uns gehackt und wir sind auf dem Weg uns zu "bedanken" Ein anderer Spieler hat uns gehackt und wir sind auf dem Weg uns zu "bedanken"

Von uns selbst gehostete Partien bleiben bislang leer, der Zutritt zu öffentlichen Servern verliert sich in endlosen Wartschleifen. Entweder gibt es erhebliche Schwierigkeiten mit dem Netzwerkcode oder die Watch-Dogs-Käufer interessieren sich bisher nicht für den Mehrspieler-Modus. Letzteres scheint wahrscheinlicher, am Ende konnten wir dann doch ein paar Partien bestreiten, die bekräftigen: Der Mehrspieler-Part des Spiels ist eine ordentliche Dreingabe, aber es ist die Singleplayerkampgne, mit der Watch Dogs wirklich punktet.

Toller Einstand

Im Detail könnte man auch dort noch so einiges kritisieren: die dürftigen Motorensounds mancher Autos zum Beispiel oder die eintönige Hintergrundmusik während gewisser Actionpassagen. Aber nichts davon stellt eine ernste Beeinträchtigung für das Spielerlebnis dar, und wenige Dinge ließen sich in einem Watch Dogs 2 leichter korrigieren. Was dem Spiel im Vergleich zur Konkurrenz viel mehr abgeht, ist die kulturelle Relevanz, nach der es greift, die es aber offensichtlich nicht zu fassen kriegt.

GTA funktioniert nicht nur spielerisch, es wagt auch mit jedem neuen Teil einen zynischen Blick auf die amerikanische Gegenwartskultur. Es liefert in vielerlei Hinsicht eine zweite Bedeutungsebene, die aus einem simplen Gangstershooter ein Sittengemälde macht, das den Zeitgeist einfängt und bedeutend intelligenter ist, als es auf den ersten Blick scheint.

Trotz der Parallelen zur GTA-Serie fehlt Watch Dogs manchmal die Tiefe. Trotz der Parallelen zur GTA-Serie fehlt Watch Dogs manchmal die Tiefe.

Watch Dogs hätte die Chance, mit seinen brandaktuellen Überwachungsmotiven eine ähnliche Qualität zu entfalten. Wenn wir in den ersten Minuten durch Chicago streifen und über jeden Passanten intime Informationen erhalten, zeichnet das Spiel das effektive Bild einer Zukunft, in der selbst persönliche Sehnsüchte, Wünsche und Verfehlungen nicht mehr uns selbst gehören.

Aber Watch Dogs weiß nichts damit anzufangen. Es hat zu dieser Vision einer Zukunft keine Meinung, keine eigene Haltung. Selbst sein Protagonist bleibt ein schwammiges Gebilde ohne klare Linie: ein gedankenloser Rächer, angeblich von Schuldgefühlen geplagt, der sogar denen Angst einjagt, die er eigentlich beschützen will. Das Spiel bringt seine innere Zerrissenheit szenenweise auf den Tisch und ignoriert sie danach.

Watch Dogs bringt das Problem der totalen Vernetzung auf den Tisch - und lässt es dann da liegen. Watch Dogs bringt das Problem der totalen Vernetzung auf den Tisch - und lässt es dann da liegen.

Er ist halt im Herzen doch ein netter Kerl - Spieler, identifiziere dich! Hier wäre so viel möglich gewesen, aber Watch Dogs scheitert nicht nur daran, es wagt nicht einmal den Versuch. Das - mehr als alles andere - sollte ein Watch Dogs 2 in unseren Augen leisten. Das Ende des Spiels lässt übrigens nur wenige Zweifel daran, dass eine Fortsetzung schon in Planung ist.

Einige Handlungsfäden, wie beispielsweise die genaue Rolle der an Anonymous angelehnten Hackergruppe Dedsec, scheinen darauf angelegt, in einem zweiten Teil fortgeführt zu werden. Das ist eine ziemlich selbstbewusste Planung für ein Spiel, das sich erst noch beweisen muss. Watch Dogs aber kann es sich erlauben, spielerisch blufft es nicht. Da hat es tatsächlich scharfe Patronen im Magazin.

Link zum YouTube-Inhalt

5 von 7

nächste Seite


zu den Kommentaren (30)

Kommentare(157)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.