Seite 3: Watch Dogs im Test - Mr. Robot trifft Open World

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Open-World-Spielplatz

Das gilt doppelt und dreifach für ein Open-World-Spiel, in dem ein Großteil des Spaßes darin besteht, herauszufinden, was man mit den gegebenen Möglichkeiten so alles erleben kann. Die Antwort lautet in diesem Fall: viel! Aiden Pearce ist zwar kein Ezio oder Altair, aber dennoch ein sehr mobiler Charakter, der vor allem auch ordentlich klettern kann. Das führt dazu, dass Watch Dogs eine angenehm mehrdimensionale Spielwelt anbietet.

In vielen Missionen sind nicht nur Zielwasser und Bleifuß gefragt, sondern auch ein waches Auge und räumliches Verständnis - beispielsweise wenn man darauf kommen muss, ein Motorrad in einer großen Betonröhre zu parken, diese dann von einem Kran hochziehen zu lassen und von dort mit dem Bike auf das gegenüberliegende Hausdach zu springen.

Ebenfalls ganz im GTA-Stil säumen darüber hinaus mehr oder weniger versteckte Sprungschanzen die Welt, und Abkürzungen geben Rennfahrern einen guten Grund, die Stadt zu erkunden.

Was sinnfreie Zerstörung betrifft, haben sich insbesondere die ferngezündeten Haftbomben bewährt - sei es, dass wir sie arglosen Zivilisten ans Auto pappen oder einfach einen riesigen Verkehrsstau provozieren und dann schauen, wie viele Karren sich auf einmal sprengen lassen - was angesichts der tollen Explosionseffekte und Fahrzeugphysik überaus cool aussieht.

Apropos Fahrzeugphysik: Die ist nicht nur beim In-die-Luft-Fliegen überaus löblich geraten, sondern trägt den individuellen Eigenschaften der einzelnen Gefährte ausreichend Rechnung. Der Einfluss von Ubisoft Reflections, den Entwicklern der Driver-Reihe, macht sich hier positiv bemerkbar.

Anders als in der Konsolenversion jedoch reagieren die Gefährte bei der Steuerung mit Tastatur und Maus oft mit zu extremen Lenkbewegungen. Mit etwas Übung kommt man zwar auch hier gut durch den Verkehr, aber gerade Fahrzeuge wie die Muscle Cars, die schnell am Heck ausbrechen, sind dadurch oft lästig zu steuern. Wendige Maschinen wie Motorräder verlangen vom Fahrer noch bessere Reflexe. Gar nicht so einfach, da bei hohen Geschwindigkeiten gerne mal andere Fahrzeuge viel zu nah am Spieler in die Welt eingeblendet werden, weil die Grafikengine vorher mit dem Bildaufbau nicht hinterher kommt.

Watch Dogs - Grafikvergleich: PC-Version in niedrigen, mittleren und maximalen Details Video starten 5:01 Watch Dogs - Grafikvergleich: PC-Version in niedrigen, mittleren und maximalen Details

Generell schaltet die Optik sofort einen Gang zurück, sobald man ins Auto steigt, da schon wenige Meter vor uns starke Texturfilter den Detailgrad runterschrauben. Steht Aiden still auf der Straße, kann man auf dem Asphalt einige sehr schöne Details bewundern. In Bewegung jedoch gehen sie schnell flöten. Immerhin kann Watch Dogs dafür mit einer ganzen Latte extrem schöner Effekte aufwarten. Insbesondere bei Nacht und Regen sieht das Spiel dank toller Reflektionseffekte großartig aus.

Auch die vielen Lichtquellen kommen hier richtig zur Geltung, die sich sogar auf die Partikelsysteme auswirken, was zu grandiosen Bildern führt, wenn Qualm und Rauch im Duell mit der Polizei abwechselnd von den Straßenlampen und dem zuckenden Blaulichtern erleuchtet werden. Effekte wie diese machen jede Zerstörungsorgie in der Spielwelt überaus ansehnlich. Umgekehrt kann das Spiel bei wolkenverhangenem Himmel und der einhergehenden flachen Beleuchtung plötzlich überraschend durchschnittlich aussehen.

Insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass Watch Dogs vom Nutzer eine heftige PC-Ausstattung verlangt. Die KI-Steuerung von Passanten, Autos und Konsorten frisst einiges an Prozessor-Power, während Effekte und Weltdetails an den Kräften der Grafikkarte zehren. Letztlich über Gebühr, denn das Spiel läuft selbst auf High-End-Rechnern bisweilen nur stotterig. Nutzer von AMD-Grafikkarten scheinen außerdem mit überdurchschnittlich vielen Problemen bis hin zu Abstürzen oder Fehlstarts geschlagen zu sein. Panik ist deswegen aber nicht angesagt: Insgesamt ist Watch Dogs kein Bug-Desaster und wartet mit vielen beeindruckenden Spielmomenten auf.

Die trägen LKW kommen zwar nur langsam in Gang, sind dafür aber nur schwer aufzuhalten. (Screenshot von der PS4) Die trägen LKW kommen zwar nur langsam in Gang, sind dafür aber nur schwer aufzuhalten. (Screenshot von der PS4)

In einer der spektakulärsten Missionen des Spiels verfolgen wir einen Flüchtigen, der einen Feuerwehrwagen gestohlen hat. Zu Anfang versuchen wir noch, das Monstrum abzudrängen. Danach halten wir lieber Abstand und staunen über die zerfetzten Autowracks, die links und rechts aus der Schneise des Trucks geschleudert werden.

Der einzige Weg, das riesige Gefährt doch noch zur Strecke zu bringen, ist das Hacken: Auf einer Kreuzung schalten wir alle Ampeln grün, ein riesiger Crash ist die Folge, die Amokfahrt zu Ende. Normalerweise setzen wir unsere Hacker-Künste auf der Straße aber defensiv ein.

Indem wir stählerne Poller hochfahren lassen oder unter der Straße verlegte Gasleitungen zur Explosion bringen, lassen sich Verfolger wie die überaus aggressiv agierende Polizei wenigstens kurzfristig abschütteln. Dadurch verlagert sich allerdings die eigentliche Action dorthin, wo wir sie gar nicht haben wollen: hinter uns.

Das macht das richtige Timing für das Auslösen einer Straßenfalle so schwer abschätzbar, dass Ubisoft erst gar nicht versucht, es dem Spieler abzuverlangen. Stattdessen leuchtet das Hacking-Symbol im richtigen Moment kurz auf, und wir drücken schnell die passende Taste.

Die Steuerung ist mit Maus und Tastatur nicht ganz so eingängig, da Beschleunigung und Lenkbewegungen abrupter erfolgen. Die Steuerung ist mit Maus und Tastatur nicht ganz so eingängig, da Beschleunigung und Lenkbewegungen abrupter erfolgen.

Damit man optisch wenigstens etwas davon hat, wechselt das Spiel bei gelungenen Crashs kurz in eine Zeitlupenansicht der zerschellenden Verfolger. Doch die zeigt viele der schönsten Frontalzusammenstöße oft nur auf weite Distanz oder halb verdeckt. Von diesen Inszenierungsproblemen abgesehen, ist das Hacken jedoch auch im Rennspielteil gut integriert und trägt dazu bei, dass Watch Dogs eine bemerkenswert vielseitige interaktive Spielwiese bietet. Sein Chicago ist weniger schöne Kulisse und mehr großer Vergnügungspark. Kaum ein anderes Open-World-Spiel hat seine Welt bislang so organisch in die Spielerfahrung selbst integriert.

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