Weltraum-Spiel fliegt von Steam & GOG - Einstweilige Verfügung gegen Star Control: Origins

Star Control: Origins wird nicht mehr bei Steam und GOG verkauft. Dafür verantwortlich eine einstweilige Verfügung der Serienerfinder gegen Stardock.

Star Control: Origins wurde aus den Shops von GOG und Steam entfernt. Star Control: Origins wurde aus den Shops von GOG und Steam entfernt.

Das nächste Kapitel im anhaltenden Rechtsstreit um Star Control wurde eröffnet: Star Control: Origins ist nicht mehr bei Steam und GOG.com erhältlich. Die Serienerfinder Paul Reiche und Robert Frederick Ford haben eine einstweilige Verfügung gegen den Sci-Fi-Titel eingereicht, mit einem Mahnschreiben konfrontiert haben die Online-Shops den Titel entfernt. Ein Einspruch gegen die Verfügung wurde vom zuständigen Gericht abgelehnt. Das teilt der Entwickler Stardock per Steam-Meldung mit, die Verfügung findet sich hier. (via PC Gamer)

Verpassen wir was?

Star Control: Origins erschien zwar schon im Sommer 2018, wir haben es aber jetzt erst nachgetestet. Wir wollten dabei der Frage nachgehen, ob uns hier eine richtige Perle durch die Lappen geht oder der Rechtsstreit nur einen mittelmäßigen Titel vom Markt drängt.

Star Control: Origins im Test - Weggeklagt von Steam und GOG: Verpassen wir was?

Wer SC: Origins besitzt, hat auf beiden Plattformen weiterhin Zugriff, allerdings sind die Shop-Seiten verschwunden. Im Sommer 2018 hatten Reiche und Ford noch eine Crowdfunding-Kampagne für einen Gerichtsprozess gegen Stardock gestartet, nur ein Bruchteil der erhofften 2 Millionen US-Dollar kamen zusammen. Schon davor fanden Gespräche hauptsächlich zwischen Anwälten statt, beim Streit um die Rechte an Star Control trafen Schlichtungsvorschlag auf Schlichtungsvorschlag, nur eine wirklich gütliche Einigung blieb aus. Entsprechend entnervt ist der Unterton der Steam-Meldung von Stardock.

Neben der Frustration über den ungewöhnlichen Weg einer einstweiligen Verfügung (statt einem normalen Gerichtsverfahren) wird auch erklärt, dass Stardock Stellen abbauen werden muss, wenn man Star Control: Origins nicht mehr verkaufen kann.

Star Control: Origins - Screenshots ansehen

Worum geht es im Star-Control-Rechtsstreit?

Reiche und Ford sind die Firmengründer des Studios Toys for Bob und Designer von Star Control, also die Schöpfer der Reihe. Star Control und Star Control 2: The Ur-Quan Masters entstanden für den Publisher Accolade, der 1999 von Infogrames aufgekauft wurde. Später wurde Infogrames in Atari umbenannt, 2013 ging Atari schließlich pleite und verkaufte verschiedene Markenrechte. Markenrechte wie eben die von Star Control, die sich das Unternehmen Stardock schnappte.

Die Rechtslage war hier bereits kompliziert: Reiche und Ford beanspruchten Urheberrecht an der von ihnen erschaffenen Welt von Star Control mit seinen Alienrassen, Atari und später Stardock kauften allein die Namens- und Markenrechte. Stardock arbeitete mit den Rechten in der Tasche an Star Control: Origins, dass zwar den entsprechenden Namen trägt, aber ein Prequel in einem Multiversum mit komplett neuen Alienrassen, Charakteren und Storysträngen ist. So wollte man um das Urheberrecht von Reiche und Ford herumtänzeln.

Die Konfrontation begann Ende 2017: Stardock kündigte die Beta für Star Control: Origins an, während Reiche und Ford mit Ghosts of the Precursors einen Nachfolger zu The Ur-Quan Masters ankündigten - also zu Star Control 2. Wegen fehlender Namensrechte vermied man den konkreten Namen und sprach nur vom Untertitel des zweiten Teils.

Drei Streitpunkte bestehen laut Reiche und Ford:

  • Die Publishing-Rechte von Atari für die Star-Control-Spiele sollen bereits vor 2003 ausgelaufen sein, weshalb Atari niemals irgendwelche Rechte an Spielen, Code und Marken an Stardock hätte verkaufen dürfen.
  • Unter diesem Gesichtspunkt habe Stardock auch kein Recht, die Klassiker Star Control 1, 2 oder 3 aktuell zu vertreiben.
  • Star Control: Origins habe nichts mit dem Universum von Star Control zu tun, Multiversum hin oder her.

Stardock hielt dagegen, dass Ford und Reiche seit 2013 mehr als genug Zeit hatten, ihr Recht gelten zu machen. Dass es nun ausgerechnet Ende 2017 zum Konflikt kam und die beiden Erfinder rein zufällig einen Nachfolger zu Ur-Quan Masters ankündigen, als Stardock die Beta von Star Control: Origins präsentierte, spräche Bände. Außerdem hätten sich Ford und Reiche bis 2017 keinesfalls über die Tantiemen beschwert, die sie von jedem Verkauf ihrer Klassiker auf GOG.com erhielten. Jetzt dürfte man aber auf einmal nicht mehr Star Control 1, 2 oder 3 verkaufen.

Die Perspektive von Ford und Reiche schildern sie in ihrem Blog

Die Sicht von Stardock findet sich auf der Unternehmensseite

Hässlicher Kleinkrieg?

Fest steht: Die klassischen Star-Control-Teile von Reiche und Ford sind aktuell nicht mehr bei GOG.com und Steam erhältlich, mit der einstweiligen Verfügung hat sich nun auch Star Control: Origins von Stardock auf die Ersatzbank dazugesellt. Stardock gibt sich unterdessen stoisch und verkauft aus dem Kofferraum, was man nicht in den Laden stellen darf: Auf Stardock.com gibt es für 20 Dollar Steamkeys für Star Control: Origins, denn die Shop-Seite mag zwar weg sein, die Lizenzschlüssel funktionieren aber noch einwandfrei.

Mit den aktuell verhärteten Fronten bleibt abzuwarten, ob die nächste Schlacht um Ford und Reiches Ghosts of the Precursors geschlagen wird. Bereits der letzte Einigungsvorschlag von Stardock im März 2018 machte deutlich, dass der Nachfolger im Geiste besser nicht erscheinen werde.

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