Seite 3: Wieder die »Killerspiele« - Argumentationsleitfaden für die Debatte

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Argument: Ein Verbot von Killerspielen würde eine wesentliche Ursache der Schulgewalt beseitigen.

Analyse: »Wenn solche Katastrophen passieren, sind von der Politik immer Handlungsfähigkeit und Konzepte gefragt«, erklärt der CDU-Politiker Thomas Jarzombek. »Da gibt es durchaus Leute, die dem Reflex nachgeben, schnelle und einfache Lösungen zu präsentieren.« Dass eine davon ist, Gewaltspiele mit Amoklauf gleichzusetzen, hat die Politik schon nach der Tragödie in Erfurt 2002 erprobt.
Nachdem damals Robert Steinhäuser im Gutenberg-Gymnasium 16 Menschen und sich selbst getötet hatte, forderten Sozialexperten und Lehrer kleinere Klassen, mehr Personal, Ganztagesbetreuung, Schulpsychologen. Denn der Lebensfrust, der sich in Menschen wie Sebastian Bosse und Robert Steinhäuser explosiv verdichtet, speist sich zu einem guten Teil aus schulischem Versagen und Ausgrenzung.

Vier Jahre nach Erfurt zieht der Lehrerverbands-Präsident Josef Kraus Bilanz: »Das einzige, was wir erreicht haben, sind Evakuierungspläne für die Schulen.« Ansonsten seien alle Forderungen unerfüllt geblieben. Inzwischen kommt in Deutschland auf 12.500 Schüler ein Schulpsychologe; in Europa ist die Quote nur in Malta noch schlechter.

Argument: Diese Machwerke haben in Deutschland nichts verloren, die verderben bloß die Kinder.

Der Entwickler Crytek wird Deutschland verlassen, sollte es zu einem Spieleverbot kommen. Der Entwickler Crytek wird Deutschland verlassen, sollte es zu einem Spieleverbot kommen.

Analyse: Die Mehrheit der deutschen »Gamer« dürfte erwachsen sein, das Durchschnittsalter der Leser unseres Magazins GameStar liegt bei 24,5 Jahren. Ein Verbot bestimmter Spiele wäre ein schwerwiegender Eingriff in das Selbstverstimmungsrecht erwachsener Spieler. Wenn gewalthaltige Spiele in Deutschland nicht mehr produziert und vertrieben werden dürfen, könnte aber auch wirtschaftliche Folgen haben. Der Entwickler Crytek, mit dem Shooter-Projekt Crysis derzeit das Aushängeschild der deutschen Branche, beschäftigt nach eigenen Angaben 130 Leute und investiert 14 Millionen Euro.

Wenn Spiele wie Crysis verboten würden, sagte der Firmenmitgründer Cevat Yerli in einem Beitrag von Focus TV, »dann gibt es Crytek in Deutschland vielleicht nicht mehr. Das heißt, wir würden raus hier, auswandern.« Allerdings: Crytek ist mit Abstand das bedeutendste Beispiel, denn Deutschlands Entwicklerszene ist dem Ballerspiel traditionell wenig verbunden. Schwerer dürfte es den Handel treffen. Zwischen drei und fünf Prozent beträgt der Anteil der Spiele in Deutschland, die eine Altersfreigabe ab 18 Jahren bekommen.

3 von 5

nächste Seite


zu den Kommentaren (65)

Kommentare(64)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.