Wir testen Die Sims 4 - Erstes Fazit mit der Test-Version

Nein, die große Serienrevolution läutet Die Sims 4 nicht ein. Im derzeit noch laufenden Test entpuppt sich die Familienfortsetzung als routiniert und wenig überraschend. Das macht sie nicht zu einem schlechten Spiel, erinnert aber an die Fifa-Serie.

Der Sims-Editor im Video-Check Video starten 17:36 Der Sims-Editor im Video-Check

Eine Zahl ging um die Welt: 89 aus den Vorgängern bekannte Features hat der Entwickler Maxis aus Die Sims 4 gestrichen, darunter beliebte Elemente wie Pools, Kleinkinder, unebenes Terrain, eine nachladefreie Spielwelt, Krankheiten, Autos, Geschirrspüler, Keller sowie die aus Die Sims 2 bekannten individuellen Ängste, etwa vor Geistern. Ach, die fehlen übrigens auch, zumindest haben wir bislang keinen getroffen.

89 Features jedenfalls, das klingt nach krassem Beschnitt, nach Zurechtstutzen mit der Kettensäge, entsprechend entsetzt war die Sims-Community, als ein User der Fanseite ts4news.com die Streichliste während der Gamescom veröffentlichte. Braut sich hier nach dem Always-On-Fiakso von SimCity etwa das nächste Maxis-Debakel zusammen?

Entgegen erster Ankündigungen hat Electronic Arts nun doch eine Vorab-Testversion an uns versandt, seit zwei Tagen testen wir die deutsche Vollversion von Die Sims 4 – und zwar vorurteilsfrei. Schließlich kann auch ein eingedampftes Sims 4 eine durchaus spaßige Familiensimulation sein. Und das ist es auch: Die Sims 4 spielt seine Stärken routiniert aus und wirft uns wieder von einer herrlich skurrilen Situation in die nächste.

Etwa beim Besuch einer Seniorenbar, deren greiser Cocktailmixer bereits kurz nach unserem Eintreffen das Zeitliche segnet. Doch während die anderen Gäste ihn beweinen, plaudern wir beschwingt mit Gevatter Tod, der den Verstorbenen abholen möchte. Und freunden uns sogar mit dem Sensenmann an! Der Tod, mein Kumpel – Geschichten, wie sie nur Die Sims schreiben kann.

Wo bleibt der Test, wo bleibt die Wertung?
Dieser Artikel erschien kurz nach dem offiziellen Release von Die Sims 4, zu früh für einen abschließenden Test. Den haben wir inzwischen natürlich nachgereicht: Test zu Die Sims 4 lesen.

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Die Sims 4 - Angespielt-Check: Bau-Modus, Interaktion + Emotion der Sims Video starten 20:21 Die Sims 4 - Angespielt-Check: Bau-Modus, Interaktion & Emotion der Sims

Doch was ist das Schlüsselwort des vorigen Absatzes? Richtig: »routiniert«. Die Sims 4 erinnert uns an die Fifa-Serie, wie die Fußballspiele liefert es das Gewohnte, es unterhält und, ja, es bezaubert uns zuweilen mit seinem absurden Spielgeschehen, aber eben ohne zu überraschen, ohne groß zu glänzen, ohne Wow-Effekt.

Es macht an manchen Stellen ein paar Schritte vorwärts und an anderen ein paar Schritte zurück (genauer gesagt: an 89 anderen Stellen). Für sich betrachtet ist Die Sims 4 - wie die Fifa-Spiele - ein gutes bis sehr gutes Spiel; wenn man es mit den Vorgängern vergleicht, weht jedoch mehr als nur ein Hauch von Addon durch die Familienwelt. Die Sims 4 ist tatsächlich ein weniger originelles, ein schwächeres und letztlich schlechteres Spiel als Die Sims 3. Wir kommen beim Test immer wieder an den Moment, an dem wir denken: Mensch, schade, dass es das nicht mehr gibt. Autos etwa, oder die durchgehende Spielwelt, deren Erkundung im Vorgänger so viel Spaß gemacht hat. Das ist schade.

Origin-Aktivierung
Die Sims 4 muss über Electronic Arts' Download-Plattform Origin aktiviert werden, läuft dann aber auch offline. Wobei die Community-Features im Offline-Modus logischerweise nicht zur Verfügung stehen.

Bitte mit Gefühl

Die Sims 4 kann aber auch mit einigen Neuerungen punkten. Dazu gehört die deutlich verbesserte Community-Integration, über die F4-Taste können wir jederzeit die »Galerie« öffnen und von anderen Spielern erstellte Sims und Häuser runterladen. Wie wär's zum Beispiel mit einem Haus in Raumschiff-Enterprise-Form oder einem besonders ausgefuchsten Heckenlabyrinth? Mit solchen User-Inhalten dürfen wir dann unsere eigene Solo-Spielwelt aufhübschen, die Dörfchen Willow Greek und Oasis Springs dürfen wir nämlich jederzeit editieren und dann besuchen.

Blöd allerdings: Weil es keine durchgehende Spielwelt mehr gibt, müssen wir selbst beim Besuch des Nachbarhauses (!) eine Nachladepause ertragen, von der fernen Bibliothek ganz zu schweigen. Das fühlt sich schon eingeengt an, kein Vergleich zur durchgehenden Spielwelt von Die Sims 3.

Die Sims 4 - Screenshots ansehen

Die zweite und unserer bisherigen Testerfahrung nach wichtigste Neuerung betrifft die Sims selbst, neben deren Bedürfnissen (die wir nun umständlich per Icon-Klick »ausklappen« müssen) spielt nämlich nun auch die individuelle Laune eine Rolle. Wer Frust im Job hat, kommt schon mal angespannt nach Hause, beim Flirten werden die Sims kokett, hitzköpfige Jungs und Mädels können urplötzlich in Wut verfallen, Naturfreunde macht das Joggen glücklich, und wer ein richtig gutes Grillkäse-Sandwich brät, strotzt nur so vor Selbstbewusstsein. Gefühle und Vorlieben eines Sims greifen also ineinander; wer machen darf, was er liebt, lebt besser - coole Sache.

Je nachdem, wie ein Sim drauf ist, stehen ihm auch andere Gesprächs- und sonstige Optionen offen. Angesäuerte Sims etwa können sich mit einem Selbstgespräch vor dem Spiegel beruhigen, kokette ihrem Gegenüber eine Rose in die Hand drücken, glückliche werfen mit Komplimenten um sich, wütende mit Beleidigungen. Das klingt erst mal simpel, wirkt sich aber spürbar aufs Spielgeschehen aus, weil die Launen wichtige Vor- und Nachteile mitbringen.

Community-Galerie In der Community-Galerie dürfen wir von anderen Spielern gestaltete Sims und Häuser herunterladen.

Community-Labyrinth Wir laden ein Heckenlabyrinth aus der Community-Galerie und dekorieren damit die Nachbarschaft. Die einzelnen Stadtviertel dürfen wir nämlich editieren.

Spielwelt Zwei Schauplätze gibt es derzeit: das grüne Willow Creak und das sandige Oasis Springs (Bild). Die dürfen wir besuchen, um neue Leute kennenzulernen.

Wenn Papa schlechte Laune hat, sollten wir ihn lieber von Mama fern halten, sonst fliegen die Fetzen. Zumindest, wenn sie es nicht schafft, ihn zu beruhigen, diese Dialogoption gibt's nämlich auch. Das Töchterchen wiederum sollte vor der Fahrt zur Schule noch lesen, um »konzentriert« zu werden, das bringt bessere Noten. Und in selbstbewusster Stimmung zur Arbeit zu fahren, hat den angenehmen Nebeneffekt, dass sich Sims dann beim Boss einschleimen können. Was aber wiederum schiefgehen kann uns sie dann »beschämt« macht.

Diese junge Dame ist traurig (nein, nicht wegen des Hotdog-Kostüms) und bloggt deshalb über ihre Gefühle. Diese junge Dame ist traurig (nein, nicht wegen des Hotdog-Kostüms) und bloggt deshalb über ihre Gefühle.

Apropos: Je nach Stimmung haben die Sims spezielle Wünsche, beschämte Hausbewohner etwa können das dringende Bedürfnis spüren, sich bei einem Vertrauten von ihrer Unsicherheit zu erzählen. Traurige Sims, die den Tod eines Verwandten miterlebt haben, wollen die Kummer-Hotline anrufen oder am Computer über ihre Depression bloggen. Wenn wir solche Aktionswünsche erfüllen, sammeln wir Belohnungspunkte, mit denen wir unseren Sims unter anderem zusätzliche Charaktereigenschaften spendieren können.

Beispielsweise machen wir sie zu Blitzputzern, damit sie die verkrustete Badewanne schneller säubern, oder wir bringen sie per »Insta-Schlank« wieder auf Normalgewicht, wenn sie sich nach zu viel Fastfood und zu wenig Sport eine Wampe zugelegt haben. Mächtige Eigenschaften wie »fruchtbar« (erhöht unsere Chance auf Zwillings- oder sogar Drillingsgeburten) sind allerdings so teuer, dass wir dafür schon mehrere Generationen lang sparen müssen.

Erstes Date Das perfekte Date: Er sieht fern, sie zockt, und gleichzeitig wird eifrig geflirtet. Nun sind nämlich mehrere Aktionen gleichzeitig möglich.

Schwangerschaft »Fühl meinen Bauch« – irgendwie haben wir das Gefühl, dass die Freundin nicht einfach nur dicker geworden ist.

Objekt-Baby Mein Baby, das Objekt: Säuglinge sind nun ein Einrichtungsgegenstand, man kann aber mit ihnen interagieren. Dieser hier hat offensichtlich volle Windeln, lieber schnell wechseln.

Man kann übrigens durchaus den Hut davor ziehen, wie viele unterschiedliche und dennoch sinnvolle (Inter-)Aktionsmöglichkeiten Maxis für Die Sims 4 ausgeheckt hat. Gut, dass war schon in den Vorgängern so, aber es ist einfach schön zu sehen, dass beispielsweise das Lästern in Internet-Foren dem Sim nicht nur »Spaß« (ein Bedürfnis) beschert, sondern auch seine Schelmen-Fähigkeit steigert, die er wiederum für Beförderungen im Verbrecherberuf braucht.

Außerdem können wir nun mehrere Aktionen gleichzeitig ausführen. Unser erstes Date etwa wird zum vollen Erfolg, weil er auf dem Sofa fernsieht, während sie nebenan am Schreibtisch Computerspiele zockt - so haben beide Spaß, sind glücklich, und können sich dann auch noch über die Schulter unterhalten und Komplimente machen. Angesichts solcher Möglichkeiten können wir auch die gestrichenen Features zeitweilig verschmerzen.

Wohlgemerkt: zeitweilig. Wenn wir mal wieder beim Nachbarschaftsbesuch einen Ladebildschirm sehen, wenn wir im Baumenü mal wieder nach nicht vorhandenen Geschirrspülern suchen, wenn wir mal wieder ein paar Runden im Pool drehen und die Leiter entfernen wollen (höhö), wenn wir mal wieder ein Baby bekommen, das in Die Sims 4 als Einrichtungsgegenstand in der Wohnung steht und erst später zum Kind und damit zum vollwertigen Sim mit Wünschen und Bedürfnissen reift - dann denken wir doch sehnsüchtig an die Vorgänger zurück.

Erstes Fazit

Michael Graf: Die Sims 4 macht Spaß, viel Spaß sogar. Schon an den ersten beiden Testtagen hat mir die Familiensimulation so viele absurde, witzige und bezaubernde Geschichten beschert wie andere Spiele in fünf Wochen. Etwa meine Hochzeit - im Museum. Oder die Tochter meiner Braut, die ich beim Zusammenziehen nicht in unsere gemeinsame Wohnung übernommen habe. Sie hat dann noch ein paarmal an der Tür geklingelt. Aber ich habe nicht aufgemacht - hartherzig, ich weiß. Aber auch irgendwie interessant, welche Möglichkeiten dieses Spiel bietet. Auch dank der neuen Launen, die interessante und spaßige Interaktionsmöglichkeiten bringen.

Unterm Strich erlebe ich in Die Sims 4 dennoch nichts weltbewegend Neues. Es hat Witz, es hat Fantasie, es hat Charme, aber es hat - zumindest bislang - keine Wow-Momente, wie etwa damals der erste Ausflug in die offene Spielwelt von Die Sims 3 einer war. Okay, Die Sims 4 kann durchaus mit Neuerungen punkten, bei denen ich mich frage: Hey, warum ging das nicht schon immer? Etwa die gleichzeitigen Aktionen: Hey, warum konnte ich nicht schon immer gleichzeitig ein Bad nehmen UND mich mit selbst gemixten Cocktails betrinken? Das klappt nun nämlich problemlos.

Dennoch läutet Die Sims 4 keine Serienrevolution ein, an manchen Stellen macht es sogar einen Schritt zurück - wie die Fifa-Serie eben auch hin und wieder. Zum Abschluss gibt's aber noch ein Lob: Die Sims 4 lief im Test bislang wunderbar flüssig und weitgehend bugfrei. Es gab zwar ein paar Ungereimtheiten (beispielsweise weigerte sich das Spiel, ins Zeitraffer-Tempo zu wechseln, obwohl alle Hausbewohner schliefen), dennoch machen die Sims einen technisch runden Eindruck.

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