Tutorials sind für mich ein notwendiges Übel. Die Wenigsten von ihnen erzeugen wirklich Freude, sie nerven meistens sogar, doch ohne sie fällt der Einstieg ins richtige Spielgeschehen häufig schwer. Umso schöner, dass es immer wieder Spiele gibt, die versuchen, etwas Abwechslung ins Tasten-Boot-Camp zu bringen.
Das Tutorial-Gebiet von The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom versucht genau das. Im Prinzip werde ich in ein großes abgestecktes aber ansonsten offenes Gebiet geworfen, wo ich dann vermeintlich tun kann, was ich will. Hilfestellungen bekomme ich fast ausschließlich von den sporadisch platzierten Diener-Konstrukten.
Um aus dem Tutorial-Gebiet zu entkommen, muss ich vier Schreine finden, erreichen und abschließen. Was leicht klingen mag, hat mich allerdings so sehr frustriert, dass ich das Spiel beinahe abgebrochen hätte.
Und wie komme ich da jetzt hin?
Das Spiel gibt mir das Gefühl, dass ich von Beginn an überall hin kann. Leider funktioniert das nur bedingt, da die Himmelsinseln des Startgebiets sehr unwegsam sind und besonders die vertikale Spieldimension einem häufig einen Strich durch die Rechnung macht.
Es ist eine Mammutaufgabe zu einem bestimmten Ort zu gelangen, da man von Insel A erstmal zu Insel B, C und D gelangen muss, um das Ziel auf Insel E zu erreichen. Durch die alles andere als intuitive Steuerung des Spiels führte das dazu, dass ich mich noch lange sehr unwohl und ungelenk in der Spielwelt gefühlt habe.
Wie mein Matheunterricht in der sechsten Klasse
Damals im Matheunterricht haben wir das Thema Bruchrechnung durchgenommen. Ich habe das nicht auf Anhieb verstanden, doch da die ersten Aufgaben noch sehr leicht waren, konnte ich sie durch Prozentrechnung lösen. Ich wusste zwar, dass das nicht richtig war, aber solange ich die richtigen Ergebnisse vorweisen konnte, war ja alles gut. Irgendwann war es aber auf diese Art nicht mehr möglich, zum Ziel zu gelangen, und mir ist alles um die Ohren geflogen.
Dieses Gefühl habe ich auch ständig im Tutorial-Gebiet von TotK gehabt, da ich teilweise wirklich wichtige Lektionen erst spät oder gar nicht gelernt habe, die ich dann anders lösen musste. Das hat dazu geführt, dass ich die ganze Zeit die Befürchtung hatte, irgendwann aufgrund fehlenden Wissens nicht mehr voranzukommen.
Ein Beispiel: Im Tutorial-Gebiet gibt es einen Eis-Schrein. Dieser ist schwer zu erreichen, da man auf dem Weg dorthin erfriert, sofern man keine Gegenmaßnahmen ergreift, also entweder die richtige Kleidung anzieht oder sich mit vorher zubereitetem Essen von innen wärmt - oder man macht es wie ich und verbraucht stattdessen permanent kostbare Heil-Items.
Mein Problem war, dass es einen vorgefertigten Weg zum Eis-Schrein gibt, von dem ich aber erst erfahren habe, als es bereits zu spät war. Auf diesem Pfad wird unter anderem auch erklärt, wie ich mich vor der tödlichen Kälte schützen kann. Blöd nur, wenn ich zur gleichen Problemlösung wie früher in Mathe greife.
Es war auf jeden Fall ein Abenteuer...
Was ich hingegen gefunden habe, war ein fliegender Fels, der mir nicht davonlaufen konnte. Also habe ich Ventilatoren an ihn geklatscht und bin damit über das halbe Startgebiet geflogen. Da die Ventilatoren immer wieder aufgeladen werden müssen, hat das wirklich ewig gedauert.
Kurz bevor ich den Schrein erreicht habe, fing Link an zu frieren und verlor Herzen - im gleichen Moment ging mir leider auch die Heilung aus. Ich hatte also die Wahl, entweder zu erfrieren oder einen Sprung zu wagen. Ich habe mich für Letzteres entschieden und habe beim Aufprall wie ein Held ins gefrorene Gras gebissen.
Und es kam noch schlimmer! Wiederbelebt wurde ich so weit weg, dass ich das Spiel abbrechen wollte, da ich echt keine Lust hatte, das ganze zähe Prozedere erneut durchzumachen. Diese Freiheit hätte ich früher gerne auch in Mathe gehabt...
Nur wegen einer sehr unterhaltsamen Video-Podcasts meines Kollegen Sören und anderer Zelda-Experten habe ich mich dazu aufraffen können, die Switch doch nochmal in die Hand zu nehmen:
Mit Erfolg: Gefunden habe ich den eigentlichen Weg zum Eis-Schrein dann tatsächlich nur, weil ich an der richtigen Stelle versehentlich vom fliegenden Felsen gefallen bin und doch noch auch die hilfsbereiten Konstrukte gestoßen bin. Wenn das nicht passiert wäre, wüsste ich vielleicht bis heute nicht, dass man sich durch Nahrung vor Kälte schützen kann.
Ab diesem Zeitpunkt hatte ich das richtige Mindset verinnerlicht, was meinen Mathelehrer bestimmt stolz gemacht hätte. Und wisst ihr was? Seitdem macht mir Tears of the Kingdom auch endlich Spaß!
Kommen wir zur Schuldfrage
Meine Anklage lautet: TotK bietet mir am Anfang so viel Freiheit, dass ich mich verloren fühle, erwartet aber gleichzeitig Dinge von mir, die es mir unter Umständen noch gar nicht beigebracht hat. Generell bin ich ein Fan davon, wenn einem Hilfe nicht aufgezwungen wird. Jedoch sollte ein Tutorial ermöglichen, dass ich Hilfe bekomme, wenn ich sie in Anspruch nehmen möchte - und das ist hier nicht der Fall.
Der Verteidiger von TotK kontert, dass ich am Anfang nicht so hätte vorgehen sollen wie früher in Mathe, womit er ja schon irgendwie Recht hat - diese Lektion habe ich inzwischen gelernt. Er plädiert bei der Schuldfrage auf ein faires 50:50, auf das ich mich inzwischen einlassen würde, nicht ohne in die Stille des Gerichtssaals einzuwerfen, dass es mir das Spiel aber auch echt schwer gemacht hat.
Ich attestiere dem Tutorial von TotK ein wirklich interessantes Konzept. Ich hoffe aber, dass wir im nächsten Ableger eine optimierte Version davon bekommen.
Denn in Tears of the Kingdom ist doch alles andere auch so optimiert - wie zum Beispiel der Blutmond, der viel wichtiger ist, als den meisten Fans klar ist:
Was haltet ihr von dem Tutorial-Gebiet in The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom? Was würdet ihr daran verändern? Hattet ihr auch solche Probleme den Eis-Schrein zu erreichen? Haben euch die scharfen Bratchilis geschmeckt? Eure Meinung interessiert mich sehr, also tut mir doch einen Gefallen und schreibt sie in die Kommentare!
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