Es ist surreal. Wenn ich nicht im Lotto gewinne (was schwer wird, weil ich gar kein Lotto spiele) oder endlich Aliens landen, die mich bitten, ihr interstellares Imperium zu regieren (in Stellaris habe ich ja wohl zur Genüge bewiesen, dass ich das kann), dann werde ich im September 2023 20 Jahre bei GameStar verbracht haben.
Mein halbes Leben. Bei GameStar.
Wenn ich das laut ausspreche, kann ich es immer noch nicht glauben. Mir kommt es wie gestern vor, dass ich zitternd im Vorstellungsgespräch mit Florian Stangl saß, als Jörg Langer den Raum betrat!
Jörg Langer, der schon zu PC Player-Zeiten mein Lieblingsredakteur war, weil er genau die Spiele testete, die ich auch liebte - Command & Conquer, Ultima 7, Warcraft. Jörg Langer, der 1997 die GameStar gründete und damit ein Magazin schuf, in das ich mich sofort verliebte.
Einen Überblick über alle persönlichen Rückblicke unserer Redakteure bekommt ihr in unseren Webstories:
Ich bin ein Dinosaurier
Heute bin ich fast dreimal so lange bei GameStar, als Jörg es jemals war (er hat die Redaktion 2004 verlassen). Das ist absurd. Ich selbst bin jetzt ein Dinosaurier. Keine Angst, das soll jetzt gar kein »Ach, ich bin so alt«-Text werden, schon allein, weil ich nicht weíß, ob sich Dinosaurier überhaupt alt fühlen konnten.
Außerdem fühle ich mich nicht alt! 19 Jahre GameStar sind verflogen wie ein gutes Globalstrategiespiel – ich gucke ja bei Civilization auch nicht auf die Uhr und seufze: »Uff, wie lange muss ich denn noch spielen?«
Denn erstens habe ich mir bis heute eine gewisse, sagen wir, unerwachsene Begeisterung für Spiele bewahrt, was ihr eventuell bereits dem ersten Satz dieses Textes entnehmen konntet. Falls nicht, dann lest meinen Artikel über Homeworld 3, den gewissermaßen mein 16-jähriges Ich geschrieben hat. Das bin einfach ich, ich liebe Spiele immer noch und das wird sich auch niemals ändern!
Zweitens waren es generell 19 aufregende Jahre voller Veränderungen, die – wenn ich sie Revue passieren lassen – alles noch surrealer machen. Als ich im September 2003 meine Traineestelle antrat, sollte jedes Redaktionsmitglied pro Tag eine Online-News schreiben.
Heute entstehen für GameStar.de täglich Dutzende Artikel, Videos, Podcasts und wir sprechen schon wieder über komische neue Sachen wie dieses TikTok.
All die Veränderungen, all die Diskussionen, all die – ja – Streits zwischen damals und heute habe ich mitgemacht und mitgeführt. Und natürlich war nicht immer alles einfach. Eigentlich war niemals irgendwas einfach, bis heute ist es das nicht.
Dass es GameStar noch gibt, zeigt aber auch, dass nicht immer alles falsch war. Zwinker-Smiley Richtung Forum ;)
Bezugnehmend auf die Kommentare hier übrigens mein erstes GameStar-Video (oder zumindest das erste, an das ich mich erinnere). Als ich es damals stolz meiner Mutter zeigt, meinte sie: »Das ist ja sehr gut eingesprochen«. Und ich so: »Oh, vielen Dank, d...«, und sie: »Nee, nicht du, der andere Sprecher.« Danke, Mutter. Der andere Sprecher war Alex Beck.
Wie, nur ein Highlight?
Und dann kommt Petra Schmitz, mir der ich viele unfassbar witzige Jahre im gemeinsamen Büro gesessen und die Wand mit einem riesigen Abbild des fliegenden Spaghettimonsters tapeziert habe, und bittet mich, einen Text über das Highlight meiner GameStar-Laufbahn zu schreiben.
Aber welches Highlight, Petra, welches denn?
Meine erste Dienstreise als Trainee vielleicht, als ich in Schlabberklamotten durch die Gänge eines Warschauer Luxushotels schlurfte, um dort Painkiller zu spielen – unter den irritierten Blicken der luxuriösen Gäste? Die eine E3, als ich Richard Garriott abends einen Weißwein ausgeben musste, weil er mich bei einer Münzen-Herausforderung geschlagen hatte (längere Geschichte)?
Mein ewig langer Artikel über Aufstieg und Fall von Command & Conquer, für den ich eine Stunde lang mit dem ehemaligen Westwood-Gründer Louis Castle telefonierte, während er durch Las Vegas stiefelte? Die Cyberpunk-Preview, die ich bis vier Uhr morgens im E3-Hotelzimmer tippte, um danach kurz zu schlafen und dann apathisch auf dem Frühstücksraum-Fernseher dem Treffen zwischen Donald Trump und Kim Jong Un zuzugucken?
Oh, oder der Blizzard-Besuch, bei dem ich letztlich zwei Wochen in Santa Monica gelebt habe, weil die E3 vor der Tür stand und es teurer gewesen wäre, nach der Stippvisite bei Blizzard heim- und wieder hinzufliegen? Die famosen Gamescom-Partys mit Leserinnen und Lesern? Die Stellaris-Enthüllung in einem stickigen Metallcontainer in Köln?
Ganz schön wilde 19 Jahre waren das.
Ein Pflänzchen darf wachsen
Aber meine absoluten Höhepunkte waren immer, wenn ich bei GameStar etwas Neues beginnen konnte. Gemeinsam mit Martin Deppe und unserem damaligen Chefredakteur Michael Trier durfte ich 2010 ein Sonderheft zu Starcraft 2 gestalten – der Startschuss für unsere langlebige Black-Edition-Serie.
2016 betraute mich René Heuser damit, GameStar Plus aufzubauen, für das ich 2018 sogar ein eigenes, kleines Team einstellen konnte (siehe das Video oben) – Peter, Holger, Natalie, ich bin unglaublich stolz auf euch!
Und hey, jetzt habe ich wieder ein neues Baby, das ich gemeinsam mit dem genialen Duo Dimi und Maurice gegründet habe und nun ausbauen darf: unsere Podcasts! Es ist einfach toll, etwas wachsen und gedeihen zu sehen. Wenn mir das schon mit meinen Zimmerpflanzen nicht gelingt.
Noch dazu darf und durfte ich bei GameStar mit so vielen tollen, engagierten Menschen zusammenarbeiten – und hey, ich weiß auch, dass es nicht immer einfach ist mit mir, weil ich manchmal ein wahnsinnig gestresster Nervkopf bin, der am liebsten alles auf den Mond schießen würde. Umso mehr Dank an alle, die es so lange mit mir ausgehalten haben – und an euch alle, dass ihr es schon so lange mit GameStar aushaltet!
Ich weiß noch, wie kurz nach meiner Einstellung jemand im GameStar-Forum klagte: Ach, dieser Graf, der ist doch kein Ersatz für Martin Deppe oder Mick Schnelle. Stimmt, deshalb antwortete ich: Betrachtet mich doch einfach nicht als Nachfolger von jemandem, den ihr mochtet, sondern als Vorgänger von jemandem, der noch schlimmer ist als ich. Auf diese Person wartet ihr nun schon seit 19 Jahren.
Wartet noch ein bisschen weiter.
Noch viel mehr zu 25 Jahren GameStar findet ihr in Petras Jubiläums-Leitartikel.
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