Seite 2: Alles zur Sexismus-Klage gegen Activision Blizzard

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Kontroverse um die Cosby Suite: Sexistische Ausfälle in Blizzcon-Hotelzimmer

Der oben verlinkte Kotaku-Bericht teilt alte Social-Media-Bilder aus der sogenannten Cosby Suite, die im Rahmen der Klage erwähnt wird. Eine Gruppe rund um WoW-Entwickler Alex Afrasiabi, der ebenfalls in namentlich in der Klage genannt wird, soll sich in einem Hotelzimmer unter diesem Namen zur Blizzcon 2013 getroffen und gefeiert haben.

Neben anzüglichen und abwertenden Äußerungen gegenüber Frauen, die die Entwickler unter den gefundenen Facebook-Posts teilen, sorgt der Name für einen unangenehmen Beigeschmack: Auch wenn mehrere Quellen es abstreiten, soll der sich auf den verurteilten Vergewaltiger und US-Schauspieler Bill Cosby beziehen. Zwar wurde das Urteil erst 2018 ausgesprochen, die Vorwürfe standen 2013 aber bereits im Raum.

Andere Quellen behaupteten gegenüber Kotaku, dass sich der Name auf die berüchtigten hässlichen Pullover des Comedians beziehen soll und damit auf den wenig zeitgemäßen Look des Hotelzimmers, beziehungsweise den eines ähnlich altmodischen Sitzungssaals bei Blizzard anspielen. Letzteres streitet eine andere Quelle ab und im Hotelzimmer erinnert zumindest auf den Fotos nichts an Cosbys Pullover.

Ein weiterer anonymer Ex-Mitarbeiter äußert sich dazu so gegenüber Kotaku: »Es war so ein Boys Club, dass etwas wie die Cosby Suite als witzig galt.«

Die Entwickler posieren in der Cosby Suite mit einem Porträt des Schauspielers - Quelle: Screenshot von Kotaku Die Entwickler posieren in der Cosby Suite mit einem Porträt des Schauspielers - Quelle: Screenshot von Kotaku

Waren die Entwickler wirklich so ahnungslos?

Die Bilder und Äußerungen aus der Suite sind zudem klar sexuell konnotiert und stehen so im Kontrast zu Statements einiger männlicher Blizzard-Mitarbeiter, die nichts von einer toxischen oder sexistischen Kultur beim Entwickler gewusst haben sollen.

Die Facebook-Bilder von Afrasiabi zeigen die Cosby Suite als einen Ort, wo die Männer zusammen getrunken und lächelnd mit einem Porträt von Cosby posiert haben. Quellen zufolge sollen dort auch lockere Networking-Treffen stattgefunden haben, über die man sich den Weg in die Firma ebnen konnte.

Afrasiabi wollte sich nicht gegenüber Kotaku äußern und hat die Bilder inzwischen entfernt. Screenshots sind aber immer noch im Bericht abrufbar, in den Kommentaren äußern sich Blizzard-Mitarbeiter und ein Ex-Blizzard-Angestellter identifizierte neben Afrasiabi einen weiteren Angestellten auf einem der Bilder.

In einem Gruppenchat führen die Entwickler ein recht eindeutiges Gespräch über Frauen in der Cosby Suite. Quelle: Screenshot von Kotaku In einem Gruppenchat führen die Entwickler ein recht eindeutiges Gespräch über Frauen in der Cosby Suite. Quelle: Screenshot von Kotaku

Ein anderes Bild zeigt einen Gruppenchat, in dem sich Afrasiabi, David Kosak (ehemaliger Blizzard-Designer), Jesse McCree (Lead Game Designer bei Blizzard), Cory Stockton (Lead Game Designer bei Blizzard) und Greg Street (inzwischen Executive Producer beim Riot-MMO-Projekt) darüber austauschen, wie sie Frauen für die Cosby Suite organisieren.

Greg Street hat sich als einziger bereits auf Twitter zum Artikel geäußert und bestreitet, dass er damals etwas über die Belästigungen wusste. Rückblickend sei ihm der Name unangenehm, er habe sich für ihn aber nur auf ein altes Flohmarkt-Porträt bezogen und er sei sich Cosbys Reputation nicht bewusst gewesen. Der Gruppenchat zu den Frauen sei auf Daves Frau und eine Freundin gemünzt gewesen und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt - trotzdem sähe er ihn als unangebracht an:

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Führender WoW-Entwickler schon letztes Jahr wegen Sexismus gefeuert

Wer ist Afrasiabi überhaupt? Der Blizzard-Veteran arbeitete ab 2004 an WoW, gestaltete mehrere große Quests und nahm die Rolle des Creative Directors für die Erweiterungen Legion und Battle for Azeroth ein. Er wird als einziger neben Präsident J. Allen Brack namentlich in der Klage referenziert. Ihm wird vorgeworfen, auf der Blizzcon regelmäßig Kolleginnen körperlich und verbal bedrängt zu haben, bis Vorgesetzte eingreifen mussten.

Letztes Jahr verließ er Blizzard, ohne dass seinerzeit ein offizielles Statement erfolgte. Activision Blizzard erklärte nun nachträglich gegenüber Kotaku, dass man im Juni 2020 von den Ereignissen 2013 rund um die Cosby Suite erfahren habe, woraus eine eigene Untersuchung folgte. Afrasiabi sei denn wegen seines Fehlverhaltens bei der Behandlung anderer Mitarbeiter gekündigt worden.

Diese erst jetzt erfolgte Bestätigung der Entlassung lässt Blizzards initiales Statement zur Klage, dass diese eine »verdrehte, in vielen Fällen falsche Darstellung« sei, in einem schlechten Licht erscheinen. Denn damit gibt Blizzard zu, schon seit längerem von den schwerwiegenden Anschuldigungen gegenüber Afrasiabi gewusst zu haben.

Blizzard reagiert zudem auf die Forderungen der Fans und entfernt Inhalte aus World of Warcraft, die ihn referenzieren - mehr dazu lest ihr weiter unten im Update vom 28. Juli.

Alex Afrasiabi wurde bereits 2020 aufgrund seines Fehlverhaltens gefeuert. Verweise auf ihn in WoW werden aber erst jetzt aufgrund von Protesten entfernt. Bildquelle: Blizzard Alex Afrasiabi wurde bereits 2020 aufgrund seines Fehlverhaltens gefeuert. Verweise auf ihn in WoW werden aber erst jetzt aufgrund von Protesten entfernt. Bildquelle: Blizzard

Ubisoft Open Letter: Angestellte fordern langfristige Änderungen

Fast 1.000 aktuelle und ehemalige Ubisoft-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben inzwischen einen offenen Brief unterschrieben und zeigen sich solidarisch mit den Blizzard-Mitarbeitern, wie Axios berichtet. Gleichzeitig kritisieren sie das Ubisoft-Management scharf. Dadurch weitet sich die Bewegung auf ein zweites großes Gaming-Unternehmen aus.

Die Mitarbeiter verlangen, dass Schritte eingeleitet werden, um so etwas in Zukunft zu vermeiden. Der Brief soll direkt an das Management gehen, einschließlich CEO Yves Guillemot. Auch bei Ubisoft hatte es letztes Jahr eine Welle an Vorwürfen aufgrund von sexueller Belästigung und toxischer Arbeitsbedingungen gegeben. Allerdings habe das Unternehmen laut den Unterzeichnern nicht genug getan. Während öffentlich bekannte Schuldige gefeuert wurden, sei der Rest geblieben oder gar befördert worden.

Viele tatsächlich durchgesetzte Änderungen seien aber aus dem Feedback der Angestellten hervorgegangen. Man wolle das dem Brief zufolge weiter vorantreiben und dafür sorgen, dass Ubisoft, Activision Blizzard und weitere Top-Firmen im Gaming gemeinsam Regeln erarbeiten, wie man mit solchen Anschuldigungen umgehen kann:

Diese Zusammenarbeit muss Angestellte ohne Management-Positionen und Repräsentanten der Union involvieren. Das ist essenziell, um sicherzustellen, dass diejenigen, die direkt von diesem Verhalten betroffen sind, die Änderungen vorantreiben.

Auch die demonstrierenden Blizzard-Angestellten sprechen vom Beginn einer andauernden Bewegung, die bessere Arbeitsbedingungen für alle Angestellten schaffen soll. Den kompletten Brief könnt ihr hier beim ehemaligen Kotaku-Chefredakteur und jetzigem Axios-Autor Stephen Totilo nachlesen:

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Ubisoft CEO Yves Guillemot hat inzwischen auf den Brief reagiert. Der zeige ihm, dass aktuell noch nicht jeder Vertrauen in die Maßnahmen habe, die künftiges Vorgehen bei Berichten über Fehlverhalten regeln sollen. Man nehme die Forderungen sehr ernst, weshalb er persönlich nochmal betonen wolle, dass man komplett hinter einer realen und langfristigen Änderung bei Ubisoft stehe:

Wir haben letztes Jahr wichtige Fortschritte gemacht. Seit dem letzten Sommer haben wir neue anonyme Meldewerkzeuge eingerichtet, unseren HR-Prozess überarbeitet, indem wir neue weltweite Richtlinien implementierten, um Diskriminierung, Rache und Belästigung zu vermeiden, einen neuen Verhaltenskodex etabliert, verpflichtendes Training eingeführt, eine neue Gruppe für Inhaltsprüfung eingeführt und tauschen die Führungsebene in großen Studios aus, genauso bei HR, D&I, Editorial und Produktion. Das sind wichtige Schritte vorwärts, aber es ist ein langer Prozess und es gibt noch so viel zu tun.

Der Brief drückt die Sorge von Angestellten aus, die Ubisoft zu einem besseren Ort machen wollen. Wir verstehen, dass nicht jeder Vertrauen in die Prozesse hat, die wir eingeleitet haben, um zukünftig auf Missbrauchsvorwürfe zu reagieren. Das ist eine Top-Priorität für Anika [Ubisofts neuer Chief People Officer, Anm. d. Red.], die weiter dafür sorgt, dass die Maßnahmen robust und unabhängig sind. Zusätzlich suchen wir aktuell nach einem neuen VP Global Employee Relations.

Mir war freie Meinungsäußerung bei Ubisoft immer wichtig und ich glaube, das ist der Schlüssel für uns. Deshalb haben wir letztes Jahr über 300 Zuhör-Sessions mit über 1500 Team-Mitgliedern gestartet, ebenso wie unternehmensweite Umfragen und weltweite Prüfungen. Das Feedback dazu war von unschätzbarem Wert, um unsere Pläne voranzutreiben und wir werden neue Sitzungen anbieten, damit ihr eure Gedanken und das Feedback zu diesen Themen teilen könnt.

Eine weltweite Firmenumfrage (ehemals Express Yourself) wird noch vorm Jahresende gestartet. Wir werden außerdem unser Netzwerk Employee Resource Group weiter unterstützen, indem wir mehr Sichtbarkeit schaffen und die Führungsebene wird dabei helfen, neue Ideen und Initiativen umzusetzen.

Ein Update zu weiteren Maßnahmen soll im Q3 folgen. Das komplette Statement könnt ihr bei Gamespot nachlesen.

----Update vom 28. Juli 2021:

Streik der Mitarbeiter und CEO-Statement

Das fordern die Angestellten: Nach dem offenen Protestbrief an Activision Blizzard, den inzwischen über 2.600 Mitarbeiter unterschrieben haben, folgt nun ein Streik: Am 28. Juli wollen viele Mitarbeiter geschlossen aus der Arbeit marschieren, sowohl auf dem kalifornischen Blizzard-Campus als auch virtuell. Damit wollen sie den Druck auf den Publisher erhöhen, damit die Ungleichbehandlung von Frauen und Minderheiten ein Ende hat, heißt es in einem Statement der Veranstalter. Bei Twitter wird #ActiBlizzWalkout zehntausendfach geteilt, um Unterstützung zu bekunden.

Reaktion des Blizzard CEOs: Auch Blizzard-CEO Bobby Kotick hat sich zu Wort gemeldet und bezeichnet die ersten Reaktionen seines Studios als unpassend. Man habe zu wenig Empathie gezeigt und wolle ab sofort besser zuhören:

Das war eine schwierige und verstörende Woche. Ich möchte diejenigen anerkennen, die in der Vergangenheit und den letzten Tagen nach vorne getreten sind, und mich bei ihnen bedanken. Ich schätze euren Mut so sehr. Jede Stimme zählt - und wir werden ab jetzt und in Zukunft besser zuhören.

Unsere ersten Antworten auf die Probleme, mit denen wir uns gemeinsam auseinandersetzen, waren - frei gesprochen - unpassend. Es ist von höchster Wichtigkeit, dass wir alle Perspektiven und Erfahrungen anerkennen und die Gefühle von denjenigen respektieren, die in irgendeiner Form misshandelt wurden. Es tut mir leid, dass wir nicht die richtige Empathie und das richtige Verständnis gezeigt haben. (...)

Wir ergreifen schnelle Maßnahmen um das mitfühlende, fürsorgliche Unternehmen zu sein, für das ihr arbeiten möchtet, und um eine sichere Umgebung sicherzustellen. In unserem Unternehmen gibt es keinen Platz für Diskriminierung, Belästigung oder ungleiche Behandlung in irgendeiner Form. Wir werden alles Mögliche tun, um sicherzustellen, dass wir uns gemeinsam verbessern und den inklusiven Arbeitsplatz schaffen, der essenziell ist, um Kreativität und Inspiration zu fördern.

Unter anderem soll eine externe Rechtsfirma Blizzard beurteilen, an die sich Mitarbeitende auch wenden sollen, um über ihre negativen Erfahrungen zu sprechen. Weiterhin sollen sichere Räume geschaffen werden. Das komplette auf deutsch übersetzte Statement von Bobby Kotick findet ihr auf Seite 3 des Artikels.

WoW entfernt »unpassende Referenzen«

Nach einer längeren Funkstille hat der offizielle WoW-Twitteraccount eine Nachricht an die Spieler veröffentlicht. Man werde »Referenzen entfernen, die nicht in unsere Welt passen«, was sich vermutlich auf Ingame-Elemente mit Bezug auf Alex Afrasiabi bezieht. Der ehemalige Creative Director soll sich laut der aktuellen Klage besonders respektlos und übergriffig gegenüber Mitarbeiterinnen verhalten haben.

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-----Update vom 27. Juli 2021:

Im Fall der Klage gegen Activision Blizzard vor einem Gericht in Kalifornien wegen systematischer Diskriminierung und sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, haben sich über 2.000 ehemalige und derzeitige Mitarbeiter in einem offenen Brief an die Geschäftsführung gewandt. Das berichten mehrere Gaming-Webseiten wie Gameswirtschaft unter Berufung auf US-Medienberichte von CNN und Bloomberg (via Jason Schreier).

Die Beschäftigten kritisieren darin die Reaktion des Konzerns auf die Missbrauchsvorwürfe, insbesondere die internen E-Mails von Chief Compliance Officer Fran Townsend sowie Communications Director Kelvin Liu. Beide hatten die Klage als »verzerrt«, »überzogen« und »teilweise unwahr« bagatellisiert.

»Wir lassen uns nicht zum Schweigen bringen«

Die Worte und Handlungen aus der Chefetage stünden im Gegensatz zu den Werten der Mitarbeiter, so das Schreiben. Es sei der Eindruck entstanden, man würde den Opfern nicht glauben und habe mit den herabspielenden Stellungnahmen großen Schaden innerhalb und außerhalb der Spielebranche angerichtet. Am Ende des Briefs (den vollständigen Wortlaut findet ihr bei Kotaku) heißt es:

Wir lassen uns nicht zum Schweigen bringen. Wir werden nicht länger tatenlos zusehen. Wir werden nicht aufgeben, bis diese Firma, die wir lieben, zu einem Arbeitsplatz wird, auf den wir wieder stolz sein können. Wir sind der Wandel.

Konkret wird vom Management bei Activision Blizzard gefordert, die Vorwürfe ernst zu nehmen und gründlich zu prüfen sowie vorbehaltloses Mitgefühl für die Opfer von Missbrauch und Diskriminierung zu signalisieren. Zudem solle Fran Townsend sofort von ihrer Position im firmeninternen Gleichstellungsgremium, dem Activision Blizzard King Employee Women's Network, zurücktreten.

-----Update vom 26. Juli 2021:

Im Rahmen einer Klage gegen Activision Blizzard in Kalifornien wegen systematischer Diskriminierung und Fällen von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, hatten Mitarbeiterinnen verschiedener Studios über skandalöse Erlebnisse berichtet.

Während immer mehr haarsträubende Details ans Licht kommen, äußerten sich nun mehrere Führungskräfte zu den Vorfällen. Blizzard-Mitbegründer und Ex-Geschäftsführer Mike Morhaime entschuldigte sich für die Vorfälle in einem Statement:

Ich habe die Anschuldigungen und viele der anderen Geschichten vollumfänglich gelesen. Es ist schockierend und nicht einfach zu lesen. Ich schäme mich. […] Es ist so, als wäre alles hinweggeschwemmt worden, für was ich eigentlich stehen wollte. Aber noch schlimmer und wichtiger: Menschen wurden verletzt und einige Frauen haben Grauenhaftes erlebt. Ich höre euch und ich glaube euch und es tut mir leid, dass ich euch im Stich gelassen habe.

Ähnliche Töne schlägt auch Chris Metzen an, ein ehemals leitender Entwickler für WoW, Diablo und Overwatch. Er schreibt unter anderem:

Wir haben versagt, es tut mir leid. An alle bei Blizzard, die ich persönlich kenne und die ich noch nie getroffen habe: Ich möchte mein tiefes Bedauern darüber ausdrücken, dass ein Nährboden entanden ist für Belästigung, Ungerechtigkeit und Gleichgültigkeit im Arbeitsumfeld […].

In E-Mails kündigten Blizzard-Geschäftsführer J. Allen Brack und Activision-CEO Bobby Kotick derweil eine vollumfängliche Aufklärung der Vorgänge an und drückten ebenfalls ihr Bedauern aus. Unterdessen heizt sich die Stimmung in Teilen der Belegschaft weiter auf. Die Firma habe die Vorgänge bewusst ignoriert, so der Vorwurf.

Eine E-Mail von Fran Townsend, in der sie die Vorwürfe als »teilweise falsch und aus dem Zusammenhang gerissen« herunterspielte, sorgte zusätzlich für Empörung. Als Chief Compliance Officer ist Towsend für die Einhaltung der Firmenwerte und -grundsätze bei Activision Blizzard zuständig.

Die erschütternden Vorfälle beim WoW-Entwickler zeigen für Heiko Klinge, dass die Games-Branche endlich Verantwortung übernehmen und sich ändern muss. Das gelte für Blizzard genauso wie für GameStar, kommentiert der Chefredakteur in seiner Kolumne:

Entwickler nicht in der Lage weiterzumachen

Unterdessen scheinen die Arbeiten an World of Warcraft und womöglich auch weiteren Marken zu ruhen. Der leitende WoW-Entwickler Jeff Hamilton schreibt auf Twitter, man mache aktuell kaum Fortschritte, während sich »diese Abscheulichkeiten abspielen«.

Activisions Antwort auf die Vorfälle habe einige der weltweit besten Entwickler der Welt so wütend gemacht und traumatisiert, dass sie nicht mehr in der Lage seien, an einem großartigen Spiel zu arbeiten, so Hamilton.

Die Twitter-Kanäle aller Call of Dutys, Overwatch, WoW und weiterer Marken, die eigentlich mehrmals täglich posten, sind seit dem Bekanntwerden der Vorwürfe inaktiv.

Auch die Destiny-Macher bei Bungie, die sich 2019 von Activision getrennt hatten, veröffentlichten ein Statement: Man stehe jetzt in der Verantwortung, über das Umfeld von Belästigung, Missbrauch und Ungleichheit in der Branche nachzudenken und ihr entschieden entgegenzutreten.

-----Update vom 23. Juli 2021:

Die schweren Vorwürfe, mit denen sich Activision Blizzard derzeit konfrontiert sieht, haben auch zu Reaktionen innerhalb von World of Warcraft geführt. Als Ausdruck ihres Protests hatten am gestrigen Tag hunderte Charaktere damit begonnen, sich hinzusetzen und zugleich Spenden für die Organisation »Black Girls Code« zu sammeln. Diese setzt sich dafür ein, jungen Mädchen das Programmieren zu lehren.

Initiiert wurde die Aktion offenbar von der Rollenspielgilde »Fence Macabre«. Impressionen von dem Sit-In-Protest wurden in regelmäßigen Abständen bei Twitter gepostet. Auf der Fundraising-Plattform Tiltify bezieht die Sippe noch einmal klar Stellung zu den im Raum stehenden Vorwürfen:

Wir als Kunden und Mitglieder dieser Community protestieren gegen die unethische Behandlung von Beschäftigten bei Activision Blizzard und fordern, dass sie transparente und anhaltende Änderungen innerhalb des Unternehmens und ihrer Marken vornehmen.

Nach derzeitigem Stand kamen bereits etwas mehr als 9.200 US-Dollar an Spenden zusammen. Das Ingame-Event zog sich über den gesamten Donnerstag und fand bei den Idyllia-Treppen in Oribos statt.

Auch im WoW-Subbreddit geht es heiß her. Natürlich wird hier ebenfalls über die Vorwürfe diskutiert, und das äußerst aktiv: Bereits über 6.300 Kommentare sind zu diesem Thema geschrieben worden. Man sieht also, dass die derzeitigen Geschehnisse nicht einfach so an der Spielerschaft vorbeigehen, sondern diese sogar aktiv zum Handeln bewegen.

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