Alte Serien, neue Plattformen - Wie gehen die Hersteller mit den Klassikern um?

Doom auf dem iPhone, Wing Commander auf der Xbox, Ultima als Strategiespiel im Browser: So manche totgeglaubte Serie erlebt eine Wiederauferstehung in neuem Gewand. Seelenbalsam für Nostalgiker oder Marketing-Gag?

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Der Spielemarkt ist ein hartes Pflaster. Selbst etablierten Serien droht bei wirtschaftlich schwachem Ergebnis nach kurzer Zeit das Aus. So verschwanden über die Jahre viele große Namen von der Bildfläche. Der Schein trügt allerdings, zumindest teilweise. Denn so manche altehrwürdige Serie erlebt in letzter Zeit auf neuen Plattformen oder gar in einem neuen Genre einen zweiten Frühling. Wing Commander, Heroes of Might and Magic, Ultima und Konsorten sind nicht verschwunden. Sie haben sich nur verändert - und sind manchmal kaum wiederzuerkennen.

Ob die Fans die Verwandlung akzeptieren, steht dabei auf einem anderen Blatt, hängt aber nicht zuletzt davon ab, wie die Hersteller mit ihren Lizenzen umgehen. Sind sie sich der jeweiligen Eigenheiten bewusst? Nehmen sie das Spiel ernst, achten sie auf die Glaubwürdigkeit des Szenarios? Oder verwenden sie nur einen großen Namen, um mickrige Spiele besser zu verkaufen? Mit solchen Fragen steht und fällt die Akzeptanz in der Spielerschaft.

Mini Commander

Aus wirtschaftlicher Sicht ist es natürlich verständlich, wenn Publisher einen Markennamen für kleinere Spiele einsetzen. Allzu dreiste Fälle von Lizenzverwurstung schaden allerdings sowohl dem Hersteller als auch der Serie.

Wing Commander Arena reduziert das Spielprinzip auf 2D-Gefechte im Arcade-Stil. Wing Commander Arena reduziert das Spielprinzip auf 2D-Gefechte im Arcade-Stil.

So blieb etwa im Fall von Wing Commander Arena nicht viel von der Kultserie übrig. Das vermeintliche neue epische Abenteuer entpuppte sich 2007 als Arcade-Titel für Xbox Live Arcade, ein Raumkampf-Häppchen für rund 10 Euro. Der EA-Titel bot zwar die Schiffe und das Szenario, hatte ansonsten spielerisch und qualitativ wenig mit den anderen Teilen der Weltraum-Reihe gemein. Keine abwechslungsreichen Missionen, keine aufwändige Inszenierung, stattdessen Spielhallen-Dauerfeuer. Mit zwei von fünf Sternen gehört Wing Commander Arena zu den schlechtbewertetsten Spielen auf Xbox Live Arcade. Dabei beweisen andere Umsetzungen, dass der dass der Wechsel zu einem neuen Format keinesfalls zwangsläufig zu schwacher Spielmechanik führen muss.

Fenster-Strategie

Da wäre zum Beispiel Lord of Ultima. Die legendäre Rollenspiel-Reihe Ultima wird dieses Jahr als kostenloses Browser-Strategiespiel fortgesetzt. Allerdings zeigt ein Blick auf die Entwickler, dass Electronic Arts die Genre-Verlegung des Fantasie-Reiches Britannia im Gegensatz zu Wing Commander Arena nicht auf die leichte Schulter nimmt. Mit dem Studio EA Phenomic, unter anderem verantwortlich für das sehr gute Battleforge, arbeitet ein erfahrenes Team am Abstecher in die Fenster-Welt. Die offene Beta erweckt zudem nicht den Eindruck, als gehe es lediglich darum, mit dem guten Namen der 30 Jahre alten Serie Kasse zu machen. Doch wie kamen die Entwickler überhaupt auf die Idee, Ultima zugleich in den Browser und ein neues Genre zu verfrachten?

Rule Britannia: Die Rollenspiel-Serie Ultima macht mit Lord of Ultima einen Ausflug ins Browserstrategie-Genre. Rule Britannia: Die Rollenspiel-Serie Ultima macht mit Lord of Ultima einen Ausflug ins Browserstrategie-Genre.

Ob ein Spiel im Browser oder auf einer anderen Plattform laufe, sei eher zweitrangig, erklärt Dirk Ringe, General Manager bei EA Phenomic. »Für uns ist Ultima ein großes, ausgereiftes Fantasy-Universum. Klar ist es durch Rollenspiele bekannt und groß geworden, aber es bietet genug Raum und Möglichkeiten auch für andere Genres wie einen Strategietitel.« Dabei stehen die wirtschaftlichen Vorzeichen für Online-Titel wie Browserspiele derzeit im Vergleich mit dem problematischen Vollpreismarkt günstig. Eine große Lizenz kann da sicher nicht schaden.

»Der Markt für das klassische PC-Spiel befindet sich im starken Umbruch, das Verhalten der Spieler ändert sich«, sagt Dirk Ringe. »Die Bereitschaft, 50 Euro für ein Spiel im Laden auszugeben, sinkt, während Onlinespiele immensen Zulauf haben.« Auch wenn Browserspiele für Hobby-Spieler -- ähnlich den Simulatoren - keinen hohen Stellenwert besitzen, weisen sie doch hohe Spielerzahlen auf. Vergleichsweise niedrige Produktionskosten und damit geringeres Risiko machen diesen Typ Spiel für Publisher attraktiv. Allerdings wird die Entwicklung trotz der eher einfachen Grafik zunehmend teurer, denn mittlerweile herrscht auch im Browser-Sektor erheblicher Wettbewerb, was einerseits die Kosten erhöht, andererseits aber Qualität und Technik verbessert.

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