»Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht.« Dieser bekannte Spruch aus einer der Lieblingssendungen meiner Kindheit (»1, 2 oder 3« im ZDF) ist 2018 so aktuell wie nie: Denn ob das für seine Rollenspiele bekannte Studio Bioware mit seinem Multiplayer-Actionspektakel Anthem richtig steht (lies: den Nerv der Zeit trifft), werden die Kanadier und Publisher Electronic Arts wohl erst dann sehen, wenn die Server-Lichter angehen und Zehntausende Spieler ins Online-Universum (Stichwort: »shared world«) von Anthem vorstoßen.
Wie auch immer es ausgeht, der Release am 22. Februar 2019 wird in jedem Fall eine Zäsur für Bioware darstellen. Am Ende könnte der Erfolg von Anthem sogar darüber entscheiden, ob beim Traditionsentwickler endgültig die Lichter ausgehen.
Der Glanz von einst ist verflogen
Das Bioware von heute hat nur noch wenig mit dem von mir geliebten RPG-Studio der 90er und 2000er Jahre gemein. Zwar steht mit dem inzwischen zum Geschäftsführer beförderten Casey Hudson ein Veteran an der Spitze des Anthem-Entwicklerteams, der bei der kanadischen Firma bereits den Geburtshelfer für die zwei wegweisenden Science-Fiction-Spiele Star Wars: Knights of the Old Republic und Mass Effect mimte.
Doch große Teile der Belegschaft, die an diesen und anderen Meilensteinen der Firmengeschichte beteiligt waren, haben sich längst von Bioware verabschiedet. Darunter auch die Gründer Ray Muzyka und Greg Zeschuk. Mit ihnen, so hatte es auf mich zuletzt den Anschein, hat Bioware auch ein Stück weit seine Seele verloren.
1995 wurde Bioware gegründet, 2007 kaufte Electronic Arts das Studio im Verbund mit Mercenaries-Entwickler Pandemic. Unter dem neuen Besitzer erschien mit Dragon Age: Origins eine Liebeserklärung an Baldur's Gate; später wurde die Mass Effect-Trilogie zu einem mehr oder weniger befriedigenden Abschluss gebracht.
Bioware-Besitzer Electronic Arts: Böse oder missverstanden? Plus-Report
Was folgte, waren die Hochglanzproduktionen Dragon Age: Inquisition und Mass Effect: Andromeda, die sich in meinen Augen vor allem durch Open-World-Tristesse und Story-Schwächen auszeichneten. Irgendetwas fehlte. Das besondere Etwas, wenn man so mag, der springende Funke. Es waren solide Spiele, die in einzelnen Bereichen wie Dialogen und NPC-Gefährten sogar außergewöhnlich gut waren. Aber es waren eben keine legendären RPG-Juwelen, wie ich sie bis dahin von Bioware gewohnt war. Klassiker aus der guten, alten Zeit, der goldenen Rollenspiel-Ära von Baldur's Gate 2 und KotOR.
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