Käpt'n Iglo hatte einen simplen Trick, um Piraten den Wind aus den Segeln zu nehmen: Als in einem TV-Werbespot der Neunziger sein Schiff angegriffen wurde, besänftigte er die Bande mit Fischstäbchen. Pah! So leicht lassen wir uns in Assassin's Creed 4: Black Flag nicht abspeisen. Denn statt Seelachsfilets brauchen wir in der virtuellen Haut des Piraten Edward Kenway Stoffe, Metall und Holz. Damit wird nämlich das frisch gekaperte Schiff aufgemotzt.
Also zücken wir an Deck unserer Jackdaw mit »R1« das Fernrohr, erspähen am Horizont des Ozeans einen spanischen Zweimaster und nehmen die Verfolgung auf. Als wir parallel zu ihm segeln, prasselt eine Breitseite nach der anderen auf die Iberer nieder. Fünf Salven später steuern wir auf sie zu und sind mit »Kreis« klar zum Entern.
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Edward springt an Deck des feindlichen Schiffs, sein Säbel blitzt auf – ein Spanier sinkt zu Boden, der nächste geht über Bord. »Sie geben auf!«, schallt es über die See, die Crew bejubelt den nächsten erfolgreichen Raubzug. Jetzt wandert die Beute auf unser Konto, obendrein verstärken zwei Gefangene die Mannschaft der Jackdaw.
Spannung, Dynamik, Emotionen – selbst Pazifisten wie Käpt'n Iglo hätten ihre Freude an den Seeschlachten in den karibischen Gewässern. Dabei sollen die maritimen Missionen in Assassin's Creed 4 »nur« rund 40 Prozent der Spielzeit ausmachen.
Edward geht an über 50 unterschiedlichen Orten an Land, erkundet die weitläufigen Städte Nassau (Bahamas), Kingston (Jamaika) sowie Havanna (Kuba) und wird dabei ins altbekannte Gerangel zwischen Assassinen-Orden und Templern verstrickt.
Bewährte Elemente also, eingebettet in ein sonniges Szenario mit Rum-Aroma und historischen Haudegen wie Käpt'n Blackbeard. In einer dreistündigen Anspiel-Session bei Ubisoft in Düsseldorf durften wir das Piratenleben auf der PlayStation 4 ausprobieren - und haben schnell festgestellt, dass die Assassin's Creed-Reihe auf der nächsten Konsolengenerationen noch keinen gewaltigen Schritt nach vorne macht, aber hübsch aussieht wie nie.
Gefährten und Gegner
Genau wie in den Vorgängern haben die Entwickler von Assassin's Creed 4: Black Flag ein großes Ensemble von Figuren zusammengestellt – viele davon sind historischen Vorbildern detailliert nachempfunden. Wir stellen Euch einige Wegbegleiter und Widersacher der Hauptfigur Edward Kenway vor.
Das kleine Piraten-Ein-Mal-Eins
Die eingangs beschriebene Szene war ein Vorgriff, unser Karibik-Trip im Jahr 1715 startet eigentlich mit einer Lehrstunde: Edward erlernt zum Beginn des dritten Kapitels von seinem Kumpel Adewale das Piratenhandwerk.
Der Lehrmeister ist ein ehemaliger Sklave aus Trinidad, gemeinsam haben sie sich in der vorhergehenden Sequenz die Jackdaw geschnappt und brauchen nun die richtige Ausrüstung und eine Crew. Erstes Ziel ist eine kleine Insel, die als grüner Punkt am Horizont dargestellt wird – und die Fahrt dorthin ist ein Augenöffner.
War die See in Assassin’s Creed 3 ungefähr so aufbrausend wie in der heimischen Badewanne, sehen wir in der PS4-Version von Black Flag meterhohe Wellen, die nicht nur herrlich plastisch aussehen, sondern auch unser Schiff ordentlich durchschütteln. Edward kurbelt am Steuerrad, Wasser schwappt an Deck und die Mannschaft singt ein Lied – so muss sich eine virtuelle Seefahrt anfühlen.
Am Ziel angekommen ist der Übergang fließend: Der Held hüpft über die Reeling und schwimmt ohne Ladepause die letzten Meter bis zur Insel. Dort pirschen wir uns an Leguane und Ozelots heran, schalten in die Über-die-Schulter-Perspektive und knallen je zwei der Biester mit der Pistole ab. Zurück an Bord fertigen wir aus dem Leder im Optionsmenü einen Pistolenholster und einen Armschutz. So einfach kann »Crafting« (Handwerken) sein.
Gekonntes Handwerk
In der zweiten Mission steuern Edward und Adewale die Stadt Nassau an. Leser aus Rheinland-Pfalz horchen auf, liegt doch ein gleichnamiger Ort im Nordwesten ihres Bundeslandes. Doch obwohl die Stadt in der Karibik tatsächlich nach dem deutschen Adelshaus Nassau benannt ist, könnten die Unterschiede kaum größer sein: Während auf der Lahn in der rheinland-pfälzischen Provinz höchstens ein paar Touristen im Kanu vorbeipaddeln, ist das karibische Nassau ein wahres Piratennest. Der perfekte Ort für Edward, neue Crew-Mitglieder anzuheuern.
Als wir an Land gehen, entfaltet sich die PS4-Grafik in ihrer (vorläufigen) Pracht: Die Texturen der Häuser sind schärfer, die Pflanzen dazwischen dichter, die Personen noch detaillierter. Dazu kommen realistische, weniger krümelige Schattenwürfe und hübsche Lichteffekte.
Im Grunde sieht Assassin's Creed 4: Black Flag so aus, wie wir es uns auf PS3 und Xbox 360 immer gewünscht hatten. Ein grafischer Quantensprung ist das noch nicht, den erwarten wir in der ersten Software-Generation der neuen Hardware aber auch gar nicht.
Viel Zeit zur Analyse der Optik bleibt nicht mehr – unsere Besatzung braucht Verstärkung. Am einfachsten geht das, indem wir Piraten aus der Patsche helfen. Hinter einer Straßenbiegung laden zwei britische Soldaten ihre Waffen, um zwei potenzielle Kollegen zu exekutieren. Mit der »Viereck«-Taste springt Edward dazwischen und sticht den Rotröcken gleichzeitig in den Hals – böse, aber effektiv.
Etwas kniffliger wird es, als wir einen Piraten vor dem Galgen retten müssen. Schaulustige stehen umher, die Hinrichtung wird von drei Soldaten bewacht. Langsam gehen wir auf den Schauplatz zu, zücken die Pistole und kappen den Strick mit einem gezielten Schuss. Das Aufknüpfen ist vertagt, jetzt kümmern wir uns um die Briten.
Das Kampfsystem im offenen Gefecht fühlt sich für Assassin's Creed-Fans sehr bekannt an. Edward lässt Schlagkombos vom Stapel, durchbricht mit »X« die Deckung des Gegners und kontert Attacken mit der »Kreis«-Taste. Letzteres fühlt sich nicht mehr ganz so einfach wie ihn den Vorgängern an, Gewissheit kann darüber aber nur der Test bringen.
Als die Rotröcke im Staub liegen, suchen wir auf der Karte die nächsten Genossen in Not – insgesamt gabeln wir 15 davon in Nassau auf. Die Spielmechanik gewinnt dabei keinen Innovationspreis, bietet aber gutes Meuchelmörder- und Seeräuber-Handwerk.
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