Balance
Assassin's Creed 4: Black Flag bricht glücklicherweise mit einer ehernen Serientradition: Es tut nicht mehr so, als habe der Trottel vor dem Bildschirm allenthalben noch nie ein Spiel gespielt - und ein Assassin's Creed schon gar nicht. Zwar werden sämtliche Mechaniken im Laufe des Spiels behutsam eingeführt, wie ein überlanges Tutorial (hallo, Assassin's Creed 3) fühlen sich die ersten Stunden trotzdem nicht an.
Außerdem sind die Kämpfe anspruchsvoller geworden, da Heiltränke fehlen, Edward Kenway (der Großvater von Connor) spürbar weniger aushält als seine Vor- bzw. Nachfahren und das übermächtige Kontersystem entschärft wurde. Zwar sind die Konter immer noch einen Tick zu effektiv, aber das Zeitfenster ist inzwischen kürzer, manche Gegner sind schlechterdings gegen Konter immun und wieder andere unterbrechen unsere Kombos.
Insgesamt ist Assassin's Creed 4 immer noch kein besonders schwieriges Spiel (ein optionaler Hardcore-Schwierigkeitsgrad wäre nach wie vor wünschenswert), spielt sich aber gerade in den Kämpfen nicht mehr gefühlt von alleine.
Wertungstendenz: 8 Punkte
Atmosphäre
Black Flag fängt das Karibik- und Piratenflair wunderbar ein. Die Städte wirken lebendig, die weitläufige Inselwelt blutet ein idyllisches Postkarten-Motiv nach dem anderen, und die Seeschlachten sind optisch wie akustisch brillant inszeniert. Hinzu kommen ein fließender Tag- und Nachtwechsel sowie dynamische Wettereffekte, insbesondere die Stürme mit Windhosen und Monsterwellen sind beeindruckend.
Natürlich wimmelt es auch wieder von historischen Figuren und Anspielungen, allerdings sind die - dem Szenario sei Dank - teils erheblich freier interpretiert als die Gründerväter rund um Benjamin Franklin aus dem Vorgänger. Was nicht nur der Handlung nützt, sondern auch die entsprechenden Einträge in der Animus-Datenbank lesenswerter macht.
Wertungstendenz: 10 Punkte
Bedienung
Mit dem Gamepad spielt sich Assassin's Creed 4 tadellos - aber das war ja auch schon in den Vorgängern der Fall. Viel spannender ist die Frage nach der Maus- und Tastatursteuerung, und die können wir aktuell noch nicht beantworten. Zwar lieferte Ubisoft in der Vergangenheit sehr ordentliche PC-Umsetzungen ab, allerdings muss diesmal nicht nur das »Free Running« über einen langen Zeitraum angenehm flott und organisch von der Tastatur gehen, sondern auch die zentralen Seeschlachten bzw. das Segeln allgemein. Das könnte knifflig werden.
Die automatischen Speicherpunkte sind übrigens sehr fair gesetzt, und endlich gibt's eine vernünftige Schnellreise-Funktion, da wir uns nahezu jederzeit bequem zu jedem entdeckten Aussichtspunkt bzw. jedem auf der Seekarte entdeckten Ort beamen dürfen. Vorbildlich.
Apropos Aussichtspunkte: Haben wir einen synchronisiert, dann werden automatisch sämtliche sammelbaren Objekte oder Schatztruhen in der Nähe markiert, der Kauf von entsprechenden Karten entfällt also ebenso wie etwaiges Backtracking für jene, die unbedingt alles finden und einsammeln wollen.
Wertungstendenz: 6 bis 10 Punkte
Umfang
Mit über 50 Orten, drei Städten, zahlreichen Upgrades für Protagonist Edward und sein Schiff - die Jackdaw - sowie massenweise Nebenbeschäftigungen (beispielsweise Jagen, Tauchen oder die bekannten Mordaufträge der Assassinen) ist Black Flag kein Spiel für zwischendurch. Wer alles sehen, finden und erledigen will, ist locker 40 bis 50 Stunden lang beschäftigt. Zur Veranschaulichung: Nach 35 Stunden hatten wir die Hauptstory beendet und etwa 75% des Spiels gesehen.
Lobenswert: Wir dürfen die große Welt schon sehr früh im Spiel frei erkunden, künstliche Grenzen gibt's nur selten, das Segeln zieht sich dank der bereits erwähnten Schnellreise sowie der flotten Reisegeschwindigkeit nie unnötig in die Länge, im Gegensatz zu anderen Open-World-Spielen verbringen wir also nicht einen erheblichen Teil der Spielzeit damit, ereignislos von A nach B zu gelangen.
Wertungstendenz: 10 Punkte
Leveldesign
Im Vergleich zu Boston oder Florenz aus Assassin's Creed 2 sind die drei großen Städte Nassau, Havanna und Kingston deutlich überschaubarer - aber das entpuppt sich spielerisch als Segen, weil lange Laufwege entfallen und das Fahndungssystem entschärft wurde. Legen wir eine Wache um, dann müssen wir also nicht mehr minutenlang Fahndungsplakate von hirnrissigen Orten reißen. So lange uns keine andere Wache beim Unheilstiften sieht, ist alles in Butter.
Die Qualität der Story-Missionen ist größtenteils gut, gerade die Einsätze mit der Jackdaw machen in der Regel sehr viel Spaß, und bei vielen Land-Missionen belohnt uns das Spiel nun für ein heimliches, also lautloses Vorgehen, auch wenn eine echte Schleich-Mechanik nach wie vor fehlt. Ein Schritt in die richtige Richtung sind diese Stealth-Missionen aber allemal, zumal ein gewisser Anspruch hinzukommt, wenn wir die optionalen Bonus-Ziele (»nicht in Kämpfe verwickeln lassen«) erfüllen.
Inzwischen schlicht überflüssig empfinden wir hingegen die altbekannten Lausch-Einsätze, bei denen wir einen festgelegten Bereich nicht verlassen dürfen und von den zumeist belanglosen Dialogen irgendwelcher Hilfsschurken in den Halbschlaf geblubbert werden. Die dürfen im nächsten Spiel gerne der Schere zum Opfer fallen; oder alternativ zur Abwechslung auch mal irgendwas wirklich spannendes offenbaren.
Wertungstendenz: 9 Punkte
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