Seite 2: Assassin's Creed: Odyssey im Test - Der Koloss von Ubisoft

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Ensemble-Highlights Sokrates und Alkibiades

Dieses »Zerfaserungs-Problem« betrifft auch die wichtigen Charaktere im Spiel, die uns bisweilen richtig gut gefallen. Beispielsweise sind Sokrates und Alkibiades wunderbar faszinierend geschrieben. Der große Philosoph geht einem nach zehn Minuten mit seiner offenen Fragerei genauso auf den Keks, wie er damalige Zeitgenossen genervt haben muss.

Und der griechische Dandy Alkibiades wirkt wie ein Lebemann, der stets nur anstößige Abenteuer im Sinn hat. Erledigen wir jedoch einige Aufträge für ihn, dann blicken wir plötzlich auf eine deutlich komplexere Person.

Einige Nebenfiguren wie Odessa können unserer Crew beitreten, haben im Rest der Kampagne aber wenig zu vermelden. Einige Nebenfiguren wie Odessa können unserer Crew beitreten, haben im Rest der Kampagne aber wenig zu vermelden.

Umso blöder, dass wir auf unsere nächste Begegnung mit diesen zentralen Figuren manchmal locker 10 Spielstunden warten müssen. Bioware löst das Problem in Dragon Age und Mass Effect, indem es dem Spieler ein stetiges Ensemble an Gefährten an die Seite stellt. Doch in Odyssey gehen selbst die Leute, die Alexios und Kassandra konstant auf dem Schiff begleiten, im Open-World-Allerlei unter (mit Ausnahme von Co-Kapitän Barnabas). Zumal man ohnehin deutlich seltener auf dem Schiff unterwegs ist als in Black Flag.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wer »einfach nur die Hauptgeschichte spielen« will, beißt bei Odyssey noch mehr auf Open-World-Granit als in früheren Serienteilen. Die Hauptgeschichte ist in erster Linie Mittel zum Zweck, um euch in der ganzen Welt in unzählige kleine Quests und Erlebnisse zu verwickeln. Eine Irrfahrt eben.

Tolle Entscheidungsfreiheit

Die Kampagne bietet (gerade im sogenannten Isu-Erzählstrang) immer wieder Glanzmomente, für die sich das Spielen lohnt. Wer aber gar keine Lust auf die eher unaufgeregten Erledigungen zwischen diesen Highlights hat, braucht einen langen Atem.

Doch trotz dieses Rhythmusproblems ist die Entscheidungsfreiheit innerhalb der unzähligen Haupt- und Nebenmissionen definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Im Prinzip wählen wir zwischen brutalem und diplomatischem Weg. Unsere Entschlüsse beeinflussen unseren Ruf und können teils 20 Stunden später bestimmte Questpfade verbauen oder eröffnen. Wer will, kann die zehn Speicherslots nutzen, um sich abzusichern.

In vielen Quests entscheiden wir selbst, wie und warum die ganze Sache über die Bühne gehen soll. Manchmal laufen die Pfade aber auf das gleiche Ergebnis raus. In vielen Quests entscheiden wir selbst, wie und warum die ganze Sache über die Bühne gehen soll. Manchmal laufen die Pfade aber auf das gleiche Ergebnis raus.

Hier kommt Odyssey zwar noch lange nicht an die Verästelungen von The Witcher 2 und 3 ran (zum Beispiel dreht es sich in allen Romanzen-Entscheidungen von Odyssey wirklich nur um Sex), doch zumindest haben wir am Ende der Story das Gefühl, unsere eigene Geschichte geschrieben zu haben. Als wahrer Star von Odyssey erweist sich aber ohnehin nicht die Freiheit in der Geschichte, sondern die Freiheit im Gameplay. Im Story-Department mag die gigantische Spielwelt ihren Preis fordern, wer sich umgekehrt aber in ihr verliert, bekommt ein unvergessliches Erlebnis.

Oh, diese Open World

Assassin's Creed: Odyssey bietet eine sagenhaft gute und ebenso riesige offene Spielwelt. Von den nebligen Wäldern Makedoniens über die Großstadt Athen bis zu den paradiesischen Inseln des Ägäischen Meers wird jeder bekannte Schauplatz der griechischen Antike abwechslungsreich und stimmungsvoll zum Leben erweckt.

PC-Technik & Grafik: Odyssey handhabt es mit der Technik im Prinzip wie Origins. Soll heißen: Die Landschaften sind eine Augenweide, die Weitsicht vorbildlich, bei den Charakteranimationen, Texturen und Gesichtsausdrücken muss man aber mit Abstrichen leben. Die PC-Fassung bietet haufenweise grafische Anpassungen, interne Benchmark-Möglichkeiten und mausert sich zur schönsten Fassung von Odyssey. Generell verhält sich das Spiel technisch sehr ähnlich zu Origins, ist insgesamt nach unseren ersten Prognosen etwa 10 Prozent hardware-hungriger. Wer mit älterer Hardware, beispielsweise einer GTX 970, spielt, sollte unbedingt unseren ausführlichen Technik-Check abwarten, den ihr in Kürze auf GameStar.de findet. Die Tastaturbedienung geht ebenfalls voll in Ordnung, wir empfehlen trotzdem, sich einige Tasten umzubelegen oder direkt das griffigere Gamepad zu benutzen.

Ihr bereist Theben, Sparta, Korinth und erlebt dabei ein grandioses Gefühl der Freiheit. Nach etwa 20 Spielstunden öffnet sich die Open World nämlich anders als bei Origins fast komplett, weil die Level der Feinde sich an Alexios' und Kassandras Stufe anpassen.

Alle Schauplätze sind wie in Origins mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. Wer darauf achtet, entdeckt überall kleine Geschichten. Beispielsweise stoßen wir im Süden der Weltkarte auf eine komplett menschenleere Vulkaninsel, klettern in den Krater und entdecken in einer Höhle die Überreste eines Liebespärchens, das sich im letzten Moment des Lebens an den Händen hielt. Mehr gibt es hier nicht, aber wir segeln mit einem andächtigen Lächeln davon.

Mit unserem Adler erkunden wir die Open World und markieren wichtige Orte und Personen. Mit unserem Adler erkunden wir die Open World und markieren wichtige Orte und Personen.

Und prompt richtet sich beim Schippern auf hoher See unser Blick nach Süden, wo sich eine gewaltige Insel in der Ferne erhebt. Wir setzen Segel und entdecken, dass wir's hier mit Kreta zu tun haben - schauen wir uns halt mal kurz an, wie Kreta aus der Nähe so aussieht. Doch plötzlich verstricken wir uns in Betrügereien beim Minotaurus-Tourismus, erkunden alte Paläste, jagen Tyrannen, tauchen nach Schätzen. Und die größten Geheimnisse der Insel wollen wir aus Spoiler-Gründen gar nicht erwähnen.

Auf Kreta versumpft

Am Ende des Tages kratzen wir uns verwundert am Kopf, weil wir Kreta seit acht Spielstunden nicht mehr verlassen und eine Bombenzeit erlebt haben. So unspektakulär die Hauptgeschichte auch über weite Strecken inszeniert sein mag: Viele der Nebenstränge erwärmen das Herz, sind mal tragisch, mal irrwitzig.

Gut, nun gehört Kreta in puncto Questdesign auch zu den Highlights, doch Odyssey versteht es ganz generell meisterhaft, uns mit unterhaltsamen kleinen Geschichten in einen Schauplatz zu ziehen und für Stunden zu beschäftigen. Dabei gibt es doch so viele andere wichtige Dinge auf dem Festland zu erledigen.

Schließlich tobt ein Krieg zwischen Athen und Sparta. Als Söldner können Alexios Kassandra an See- und Landschlachten teilnehmen, feindliche Lager infiltrieren, Feldherren ermorden, andere Söldner jagen und sich so eine goldene Nase verdienen. Jedes Gebiet gehört einer der beiden Kriegsfraktionen - und mit diversen Aktionen schwächen wir den Einfluss von Sparta beziehungsweise Athen, bis wir letztlich den Anführer töten und eine Entscheidungsschlacht entfesseln.

Mehr zum Krieg: So funktioniert der Peloponnesische Krieg im Detail

Besonders cool: Wir entscheiden als Söldnerseele selbst, für welche Seite wir antreten wollen. Die Massenschlägereien hätten allerdings noch einige Balance-Feinjustierungen vertragen. Wenn wir nicht ganz gezielt jeden Feldherren abmurksen, geht der Sieg nach 10-minütiger Klopperei meist trotzdem an die Gegenseite. Trotzdem sorgt dieses Spiel der Macht für angenehm viel Bewegung in der Open World, weil wir auch in »absolvierten« Gebieten jederzeit Stress anfangen können. Das hat allerdings seinen Preis.

In Griechenland herrscht Krieg. Und wir mischen emsig mit. In Griechenland herrscht Krieg. Und wir mischen emsig mit.

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