Wer ist das Alien?
Dass es in England in den letzten Jahren zu verstärkten Problemen mit Jugendgangs gekommen ist, wurde bislang nur selten in Filmen verarbeitet. Hooligans, Harry Brown und Heartless nahmen sich des Themas an, zeigten das Geschehen jedoch allesamt mit distanzierten Blick aufs Geschehen. Perspektivlose Jugendliche waren ausschließlich Gefahren, die Unschuldigen und sich sogar gegenseitig gnadenlos an die Gurgel gingen. Attack the Block fängt zunächst ähnlich an, indem Moses' Gang als verabscheuungswürdige Räuberbande vorgestellt wird, zeigt dann jedoch schnell andere Facetten.
Trotz Fokus auf Action, Horror und Comedy hat der Film einen sehr ernsten Charakter, ernster als das kitschlastige Super 8aus dem Sommer. Ohne zu moralisieren macht der Titel quasi nebenbei darauf aufmerksam, wieso solche Zustände herrschen, wieso sie sich nicht ändern und dass Kids wie diese völlig auf sich allein gestellt sind. So wie die Polizei im wahren Leben oftmals distanziert kühl bleibt, sind Beamte auch hier inmitten der Alieninvasion keine große Hilfe. Die Gangs, Pimps und Drogenabhängigen im Film sind zwar zumeist auf lustig getrimmt, aber man vergisst nie, dass ihr alienloser, eigentlicher Alltag ansonsten nicht zum Lachen ist.
Denzel Washington begins
Trotz geringen Budgets und unbekannter Gesichter ist der Film in filmischer Hinsicht eine Wucht. Die Jugendgang ist ungeheuer sympathisch besetzt und wird von einem jungen Schauspieler namens David Boyega angeführt, der optisch sehr an Ausnahmedarsteller Denzel Washington erinnert und - eine ähnlich starke Ausstrahlung aufweist. Fast jeder aus Moses' Gang bekommt seine eigene Heldenszene spendiert und mittendrin bleibt die Krankenschwester als Vertretung eines normalen Bürgers, als der sie Gang und ihre Umgebung plötzlich in einem anderen Licht wahrnimmt.
Die Werbematerialen des Films protzen damit, dass der bekannte Nick Frost aus Shaun of the Dead und Hot Fuzz mitspielt, doch seine Rolle als feiger Faulpelz ist gerademal als Cameo zu werten. Eine nette Dreingabe, die für den Film aber zudem nicht wichtig ist: Er braucht Shaun's Hilfe nicht. Cornish inszeniert seinen Debüt-Film flott, gekonnt wechselnd zwischen humorvollem und spannenden Ton, und obwohl fast der ganze Film im selben Wohnblock spielt, wird es aufgrund des hohen Tempos optisch nie langweilig. Musikalisch wird das ganze sehr atmosphärisch mit elektronischer Musik untermalt, die dem ganzen einen düsteren, aber stets treibenden Beat verpasst, der mitunter an Fight Club erinnert.
Fazit
Christian Mester: Attack the Block ist eine echte Überraschung: der vermeintlich nicht weiter auffällige Low-Budget Science-Fiction-Streifen aus Großbritannien ist ein beeindruckendes Debüt, das sich gekonnt durch verschiedene Genres bewegt und in allen überzeugt. Ein Pflichtfilm für Filmfans und ein Muss für jeden, der die hundertsiebenundzwanzigste US-Alieninvasion satt hat und endlich mal wieder etwas Originelles sehen möchte. Vollste Empfehlung!
(Zusammen mit den Kollegen des Filmmagazins bereitsgesehen.de stellt GameStar wöchentlich einen neu im Kino angelaufenen Film vor.)
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