Drogentest für Fortgeschrittene
Kommt jedoch unser Alter Ego im Autobahnpolizei Simulator 2 zu einem Unfall, stellt er Leitkegel auf, räumt Wrackteile weg und dokumentiert alles mit Fotos. Ab und an fertigt der Freund und Helfer eine Skizze an, indem er auf einem Tablet Symbole hin- und her schubst, die zum Beispiel für beteiligte Lastwagen und verlorene Ladung stehen - letztlich muss alles in die richtige Position gedreht werden.
Bei Drogentests fuchtelt der Ordnungshüter mit einem Stift vor den Augen des Probanden herum und muss aus dessen Körperreaktionen ablesen, ob er sich verbotene Substanzen reingepfiffen hat. Im Falle einer Fehlentscheidung ist's Essig mit Erfahrungspunkten. Die Minispiele, bei denen es teilweise auch auf Geschicklichkeit ankommt, sind nicht so anspruchsvoll wie Atomphysik, fördern aber die Atmosphäre. Dasselbe gilt für die Gespräche mit Zeugen. Denen entlockt man ab und an unerwartete Infos.
Keine Macht den Doofen!
Zwischendurch macht Autobahnpolizei Simulator 2 viel Spaß. Minutenlang sogar! Also genau genommen immer mal wieder fünf Minuten, dann zerfällt er wegen der unfassbaren programmtechnischen Mängel in seine Atome. Die Verkehrsteilnehmer sind wie angedeutet so hohl, sie schwimmen sogar in Milch. Fahren können sie dafür gar nicht - diese Intelligenzbremsen wackeln, eiern und zucken über den Asphalt, als säßen nur Schlaganfallpatienten am Steuer, während auf der Rückbank jemand hart Liebe macht.
Zu ihren weiteren Hobbys gehört es, Polizeiautos zu rammen und einen Kurs an der Comedy Schule in Köln zu belegen. Humoristischer Höhepunkt: Massenkarambolagen, die jegliches Realitätsgefühl förmlich strangulieren. Getreu dem ramboesken Motto »Was macht das blaue Licht? Es leuchtet blau!« interessiert es diese Bagage darüber hinaus kein Stück, wenn sich die Polizei nähert, lautstark angekündigt vom Einsatzhorn. Wahrscheinlich denken sie, diese »Rettungsgasse«, von der immer alle reden sei eine kleine Nebenstraße im Norden von Blödesheim.
Technik, die entgeistert
Die Grafik des Autobahnpolizei Simulator 2 sieht nicht so übel aus, als sei sie zur Kreidezeit aus dem Ei gekrochen. Sie ist zweckmäßig. Bleibt die Frage, wie man sie dazu bringt, flüssig zu laufen. Die einzige Chance beruht auf der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass Screenshots gegenüber bewegten Bildern insofern im Vorteil sind, dass sie nicht ruckeln können.
Unser Tipp lautet also: 60 Bildschirmfotos ausdrucken, zusammenkleben, und das angefertigte Daumenkino starten - schwuppdiwupp erlebt der Konsument das Spiel in feinsten 60 FPS. Gut, das ändert nichts daran, dass die Gesichter der sprechenden Charaktere optisch zwischen Bauchrednerpuppe und »Fisch, der Luft in seine Schwimmblase schluckt« pendeln - aber Simulatorenfans sind ja Kummer gewohnt.
Wir könnten die Liste der Unzulänglichkeiten an dieser Stelle beliebig verlängern, dann würden aber die tippenden Fingerkuppen bluten. Insofern belassen wir es beim abschließenden Urteil: Lieber Autobahnpolizei Simulator 2, ich habe heute leider kein Blitzerfoto für dich!
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