Battlefield 2042: DICE muss dringend umdenken

Meinung: Mit Hazard Zone wurde nun der letzte große Modus von Battlefield 2042 angekündigt. Und der ist viel zu konservativ.

Vor über einem Jahr habe ich mal völligen Quatsch geschrieben (aber natürlich nur einziges einmal, bevor jetzt der obligatorische Und im Cyberpunk-Test auch!-Kommentar kommt). Es ging um den Battle Royale von Call of Duty: Modern Warfare. Damals stand Warzone noch in den Sternen, wir kannten bloß Gerüchte - und ich war mir sicher: Das kann nicht klappen.

Wenn traditionelle Mainstream-Shooter auf zu viele Hochzeiten tanzen, gelingt die perfekte Pirouette auf keiner einzigen so richtig. Haben wir bei Battlefield 5 gesehen, dessen Firestorm-Battle-Royale schon als winzige Flamme erstickte, während der eigentliche Multiplayer viel zu wenig neuen Content bekam. Mach lieber eine Sache richtig, sagt schon das Arbeitsamt voller Weisheit.

Naja, und dann kam Warzone und hat das Gegenteil bewiesen.

CoD: Warzone macht mit seinem Gameplay viel richtig. Die Map war zum Release immens spannend, die Schießereien fühlten sich wuchtig an, ohne nerviges Inventarmanagement spielten sich die Matches flott und unkompliziert, aber dennoch taktisch. Doch das wichtigste Erfolgsrezept von Warzone war und ist in erster Linie, dass ich's für lau spielen kann. Und hier leistet sich Battlefield 2042 einen großen Patzer, den es sich nach der kontroversen Beta eigentlich nicht erlauben darf.

Der neue große Modus Hazard Zone will den Battle Royale ablösen, erbt dessen Stärken, vermischt sie mit den Tugenden eines Tarkov oder Hunt und mixt einen Cocktail, der einem aktuell schwächelnden Warzone Konkurrenz machen könnte - wäre er nur kostenlos!

Was ist Hazard Zone? Falls ihr den großen Reveal zu Hazard Zone verpasst habt, schaut mal in unserer FAQ-Übersicht zum finalen Modus von Battlefield 2042 vorbei. Dort verraten wir euch alles, was ihr wissen müsst in einem lockeren Fünf-Minuten-Read.

Hazard Zone muss kostenlos sein

Aber bevor ich jetzt klinge wie ein geiziger Dagobert Duck, muss ich mal zwei Dinge festhalten: a) ist Onkel Dagobert wohl die coolste Ente neben Phantomias und Darkwing Duck und b) ist mir der Geldbeutel von uns Spielerinnen und Spielern hier erstmal gar nicht so wichtig. Hazard Zone muss kostenlos sein, damit Battlefield 2042 die Kohle scheffelt, die EA braucht, um zu sagen: Okay, Battlefield ist als Marke stark genug, um mit Call of Duty, Fortnite und Co. weiterhin zu konkurrieren. Battlefield hat eine Zukunft.

Denn darum geht es. Um neue Zielgruppen, um das Fortbestehen eines Battlefields, das auch die unzähligen jüngeren Fans von CoD und Fortnite erreicht und nicht bloß alte Semester wie mich, die Battlefield noch zu seinen Hochzeiten vor fast 10 Jahren erlebt haben. Als Battlefield 3 steil ging, gab es noch nicht mal Netflix, Leute. Wir mussten eine Woche auf neue Folgen warten - wie bei Mandalorian, nur halt immer!

Battlefield 2042: Trailer enthüllt endlich Hazard Zone Video starten 1:47 Battlefield 2042: Trailer enthüllt endlich Hazard Zone

Die Gaming-Welt ist unheimlich schnelllebig. Viele Marken, die zuletzt in den 2000ern ganz groß waren, scheren schon die jungen Erwachsenen nicht mehr, die in den 2010ern ihre Pubertät durchleben mussten (ich fühle mit euch). DICE antwortet darauf seit Battlefront (2015) mit dem Versuch, auf moderne Trends aufzusatteln. Nur scheitert es immer auf der Zielgeraden.

Battlefield stolpert auf der Zielgeraden

Ich covere jetzt seit sechs Jahren DICE-Spiele und nach fast jedem Reveal-Event denke ich mir: Verdammt, klingt das gut. Man nehme nur die letzten Spiele:

  • Battlefront 2: Endlich alle Star-Wars-Ären, eine Special-Forces-Kampagne aus Sicht des Imperiums, Criterion entwickelt die Raumschiffkämpfe, viel mehr Karten als die mageren vier Maps des Vorgängers. -> Und dann bekommen wir zum Release das Lootbox-Fiasko und viel zu wenig neuen Content.
  • Battlefield 5: Battlefield will zurück zu seinen Wurzeln, setzt auf riesige Karten in eher unbekannten Schauplätzen, verspricht kostenlose DLCs und neuen Content über Jahre -> Der erste richtig substanzielle Pazifik-DLC erscheint so spät, dass die Spielerschaft zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr tragfähig ist.

Und Battlefield 2042? Endlich wieder Modern-Military-Szenario, nachdem die Fans seit Jahren nach einem neuen Battlefield 3 beziehungsweise 4 rufen. Beim Marketing setzt DICE voll und ganz auf diese Battlefield-Momente, die Fans so sehr lieben. Und dann zeigen die Entwickler ewig kein Gameplay, verschieben den Release, veröffentlichen eine ziemlich kontroverse, von Fehlern geplagte Karte, die das Spiel bei allen Stärken einfach nicht von der Schokoladenseite zeigt.

Und der vermeintlich kostenlose Hazard-Zone-Modus, mit dem man Warzone ernsthaft die Stirn hätte bieten können? Doch nur für Leute zugänglich, die den vollen Kaufpreis bezahlen. Und das entspricht einfach nicht mehr Zeit. Der Warzone-Fan wechselt doch nicht für 60 Euro rüber zu einem experimentellen Battlefield-Modus, wenn im selben Monat Call of Duty: Vanguard seinem Lieblings-Battle-Royale neuen Content beschert. Ja, bei Warzone läuft viel schief und der neue Anti-Cheat erntet derzeit wenig Ruhm, aber Battlefield 2042 muss die Barriere senken, wenn es eine Zielgruppe erreichen will, die kostenlose Shooter gewohnt sind.

Vertrauen muss man erst aufbauen

Die Beta hat definitiv ihre Stärken und ich teile Phils Einschätzung, dass ein grandioses Battlefield 2042 noch nicht vom Tisch ist. Aber ich bin skeptisch. Mein gesamter Freundeskreis hakt bei mir nach: Hey, Dimi, wird BF2042 denn nun gut, sollen wir uns das kaufen? und ich kann immer nur dieselben zwei Dinge antworten: 1. Holt euch für die Antwort GameStar Plus, Freundschaft hat ihre Grenzen und 2. DICE hat keinen Vertrauensvorschuss mehr.

Ist Battlefield 2042 bereit für den Release? Video starten 21:32 Ist Battlefield 2042 bereit für den Release?

Nicht nach Battlefront 2, nach Battlefield 5. Und definitiv nicht nach der Beta von Battlefield 2042. Nun ist passiert, was die Entwickler eigentlich tunlichst vermeiden sollten: Das alte Battlefield-Fundament wackelt, weil viele Leute nach der Beta verunsichert sind, ob All Out Warfare denn nun alle Versprechen hält. Und die neuen Zielgruppen sehen diesen potenziell coolen Warzone-Konkurrenten hinter einer Paywall, die für Fortnite-Fans wahrscheinlich wie der Hadrianswall aussieht.

Ich glaube nicht, dass Battlefield 2042 ein finanzieller Flop wird. Von dem ganzen Beta-Feedback werden viele, viele Menschen überhaupt nichts mitbekommen, der Hunger nach dieser Art Spiel ist riesig (mir knurrt auch ganz mächtig der Magen) - aber der Launch am 19. November 2021 ist eben Stichtag: Wenn All Out Warfare dann floppt, dürfte die Spielerschaft rapide abflachen. Und wenn du als Entwickler eben deutlich weniger Leute an Bord holst, als mit einem kostenlosen Hazard Zone möglich gewesen wäre, dann erhöhst du nur die Chance, dass sich das Firestorm-Debakel wiederholt.

Ich fände das echt schade. Als Fan wünsche ich mir so sehr, dass Battlefield 2042 ein gutes Spiel wird. Aber DICE sollte Hazard Zone zum kostenlosen Appetizer machen - sonst sehe ich viele, viele Warnsignale.

zu den Kommentaren (164)

Kommentare(121)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.