Commandos 1 war das erste ernsthafte
Spiel, das ich als kleiner Knirps durchgespielt habe, damals, 1998, ohne einen Schimmer, worum es im Zweiten Weltkrieg überhaupt geht. Ich hatte meinen Spieleberater auf dem Tisch, einen leistungsstarken Windows 98 vor mir - und wusste schon damals: Dieses Spiel ist etwas Besonderes.
Kein Wunder, dass Commandos ein eigenes Genre begründet hat: die Echtzeittaktik. Als Truppe von hartgesottenen Profis durch Feindesgebiet schleichen, Wachen lautlos ausschalten, Leichname verscharren, Drähte durchschneiden, Gas-Tanks sabotieren - eine Blaupause, die bis heute fantastische Spiele hervorbringt. Shadow Tactics, Desperados 3 und Shadow Gambit vom leider geschlossenen Mimimi, aber auch kleinere Exoten wie Partisans 1941.
Aber Commandos selbst? Seit fast 20 Jahren komplett tote Hose, mal abgesehen von Commandos 2 und 3 Remastered vor ein paar Jahren.
Doch das soll sich jetzt ändern! Mit Commandos: Origins wagt sich das neu gegründete Studio Claymore Games an die Marke und will die Vorgeschichte des allerersten Commandos erzählen. Und ja, streng genommen hat das 2006 auch der Shooter Commandos: Strike Force versucht, aber ... da reden wir lieber nicht drüber.
Also: Ich habe mir eine ganze Mission von Origins live mit den Entwicklern angeschaut, die Devs mit Fragen gelöchert, in ein paar weitere Einsätze hineingespäht - und bin sehr optimistisch, dass das ein Fest für Echtzeittaktiker werden könnte.
Worum geht's in Commandos: Origins?
Das Origins
im Titel heißt nicht, dass ihr hier in Sachen (Vor-)Geschichte ein Epos in fünf Akten mit tränenreichen Wendungen erwarten dürft. Ja, ihr erfahrt zwar, wie sich die Spezialeinheit der Commandos während des Zweiten Weltkriegs zum ersten Mal formiert, aber die Story bleibt wie eh und je eher ein grobes Hintergrundpanorama, um euch nicht vom Kern der Sache abzulenken: dem packenden Stealth Gameplay hinter feindlichen Linien.
Und so ein Origins-Ansatz hilft den Devs natürlich auch, neue Leute ohne Vorwissen mit ins Boot zu holen, also keine schlechte Idee.
Das heißt aber auch, dass eure Missionsziele eher nüchtern und sachlich daherkommen: Ihr sprengt Radarstationen, Panzerfabriken, U-Boot-Depots und was sich halt so sonst in die Luft jagen lässt, um die Nazis an ihrem tausendjährigen Dingens zu hindern.
Den 14 Missionen mangelt es trotzdem nicht an Abwechslung, denn ihr bereist zig Schauplätze des Zweiten Weltkriegs, pirscht also beispielsweise über die frostigen norwegischen Lofoten, sprengt Flugzeughangars im sandigen Nordafrika oder - wie in meiner Demo-Mission - schleicht euch auf eine kleine Insel im Ärmelkanal, um Geschützbatterien der Nazis auszuschalten, die die Royal Airforce beharken.
Und generell gilt bei Echtzeittaktik mehr als in fast jedem anderen Genre: Der Weg ist das Ziel.
Wie spielt sich Commandos: Origins?
Falls ihr noch nie Commandos (oder Shadow Tactics, Desperado oder Shadow Gambit) gespielt habt, dann hier das Kurzbriefing: Ihr steuert aus der Draufsicht einen Trupp von Spezialeinheiten - maximal sechs Commandos, die tief hinter feindlichen Linien Kram erledigen. Ihr könnt natürlich die Pistolen zücken und drauf losballern, aber dann pfeift euch prompt Gegenwehr um die Ohren.
Stealth lautet die Devise. Jeder einzelne Commando bringt einen Werkzeugkasten an Möglichkeiten mit sich, mit denen ihr dem zahlenmäßig überlegenen Feind die Hölle heiß machen könnt. In bester Back to the roots
-Manier stehen in Commandos: Origins dieselben sechs Spezialisten im Rampenlicht wie im allerersten Serienteil Ende der 90er, jeder Truppler mit eigenen Spezialfertigkeiten:
- Der Green Beret ist Chef der Truppe und protzt vor allem mit Muckis: Als einziger Commando klettert er an Wänden hoch oder verbuddelt sich mit seinem Schäufelchen im Boden. Er schleppt bewusstlose Nazis zudem flotter durch die Landschaft als seine Kollegen.
- Der Taucher beziehungsweise Marine - haltet euch fest - taucht gerne und erreicht so unzugängliches Gebiet. Im Gepäck trägt er ein aufblasbares Boot, außerdem tötet er mit seiner Harpune auch aus der Distanz lautlos. Gerade letzteres macht ihn selbst in der Wüste zu einem nützlichen Spezialisten.
- Der Pionier fungiert als Sprengstoff- und Werkzeugexperte, verlegt Dynamit, kann aber beispielsweise auch Drahtzäune durchschneiden, um alternative Wege zu eröffnen.
- Der Spion stiehlt feindliche Uniformen, um sich beispielsweise als Kommandant zu verkleiden und Untergebene zu schikanieren. Nichts fürchten Deutsche so sehr wie ihren Abteilungsleiter.
- Der Fahrer - auch das eine krasse Überraschung - fährt vor allem Fahrzeuge. Ihn konnte ich noch nicht selbst in Aktion sehen, aber im ersten Commandos war er auch der einzige Kollege mit Maschinenpistole. Gut möglich, dass er auch hier wieder den Ballerfritz mimt.
- Und zu guter Letzt gibt's noch den Scharfschützen, der Gegner über die halbe Map aufs Korn nehmen kann, aber sehr behutsam mit der eigenen Munition umgehen muss.
Generell müsst ihr in Commandos: Origins nicht direkt energisch auf Quickload hämmern, falls ihr mal die Pistole auspackt. Ihr seht um eure Figur eine Art akustischen Kreis, der transparent vermittelt, wie weit euer Krach zu hören ist. Und jenseits davon ... naja, war sicher nur eine Maus, die zufällig klingt wie ein Colt 1911.
Und da bin ich schon in medias res, denn Origins bringt natürlich nicht einfach das Gameplay von damals zurück, sondern frischt es an den - wie ich finde richtigen - Stellen auf.
Was macht Commandos: Origins neu?
Auch wenn sich in anderen Genres in 20 Jahren auf den ersten Blick deutlich mehr verändert haben - auch in der Echtzeittaktik finden sich diverse Neuerungen, maßgeblich vorangetrieben von Studio Mimimi (Shadow Tactics, Desperados 3). Glücklicherweise scheut sich Origins überhaupt nicht, diese Neuerungen wiederum zu adaptieren.
Ein Beispiel? Den Schattenmodus gibt's auch in Commandos: Origins, zwar unter anderem Namen, aber funktional gleich: Ich halte per Tastendruck die Zeit an, gebe dem Green Beret einen Befehl à la Du meuchelst bitte gleich den Wehrmachtskollegen links
und simultan befehle ich dem Sniper, den Wehrmachtskollegen rechts auszuschalten. Zack, Pause beenden, der Magie ihren Lauf lassen.
Aber auch im Detail finden sich zig kleine Anpassungen. Zum Beispiel, dass jeder Commando jetzt Leichen transportieren und Wachen erdolchen kann. Der Wechsel von Außen- zu Innenarealen erfolgt jetzt auch stufenlos, statt dass das Spiel eine neue Map lädt. Und es soll auch einen Koop geben! Wie der im Detail funktioniert, weiß ich noch nicht, aber es klingt klasse, anderen die Schuld in die Schuhe schieben zu können, wenn meine Mission mal wieder scheitert.
Genau das, was ich will!
Aber Spaß und Neuerungen mal beiseite: Am meisten freut mich an meiner Demo-Session, dass die Devs sehr deutlich beweisen, den Reiz von Commandos zu verstehen. Ich schaue dem Green Beret, dem Pionier und Taucher dabei zu, wie sie sich klammheimlich durch Feindesgebiet schleichen, sich im Gebüsch verstecken, Wachen mit Peilsendern anlocken, Aktionen koordinieren und, und, und.
Ich kann mir schon vorstellen, wie ich anderthalb Stunden an irgendeiner Mission knoble, weil ich unbedingt ohne einen einzigen Kill bis zum Ziel vordringen will. Hey, das reimt sich. Nach fünf Minuten in der Gameplay-Präsentation wurde ich hibbelig, weil ich unbedingt selbst losspielen wollte. Und das ist nicht das schlechteste Zeichen.
Commandos: Origins soll noch 2024 erscheinen; einen exakten Release-Termin gibt's allerdings noch nicht. Was ich allerdings schon weiß: Das Spiel startet ab Tag eins in Microsofts Game Pass für PC und Xbox Series X und S. Außerdem sind Versionen für PS5, PS4 und Xbox One geplant.
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