Stählerne Ressourcenkrüppel
Bis wir mit dem Oberkommando West zum ersten Mal die geballte Macht der deutschen Panzerstreitkräfte entfesseln können, vergeht dagegen einige Zeit. Die Veteranen der Ardennenoffensive leiden unter einem Ressourcenmalus, der ihre Munitions- und Treibstoffvorräte schleichend langsam ansteigen lässt. Ob wir lieber unsere mobile Basis ausbauen oder uns ein Fahrzeug zulegen, sollten wir uns deshalb gut überlegen - wer zu lange wartet, wird überrannt, wer sich zu schnell verausgabt, verliert seine Handlungsfreiheit.
Die Westtruppen müssen also noch vorsichtiger abwägen als die anderen Kriegsparteien, im Gegenzug können sie sich auf Elitetruppen verlassen, die in ihrem speziellen Feld nahezu allen feindlichen Einheiten überlegen sind. Schon die Pioniereinheiten des OKW beispielsweise wischen auf mittlere und nahe Distanz mit feindlicher Infanterie den Boden auf, müssen sich aus Mangel an Panzerabwehrwaffen allerdings auf Unterstützung verlassen oder sich im Ernstfall zum mobilen Kommandostand zurückziehen.
Anstatt eine Basis hochzuziehen, setzt die Wehrmacht im Westen auf Kommandolaster - ganz ähnlich wie die Briten in Company of Heroes: Opposing Fronts. Die maximal drei LKW treffen nach und nach auf dem Schlachtfeld ein und verwandeln sich in kontrolliertem Gebiet in Sanitäts-, Versorgungs- und Flakstände, die Truppen heilen, Ressourcenflüsse tauschen und schwere Panzer ordern. Leider hält das Lasterblech nicht besonders viele Treffer aus, wenn wir zu schnell und zu weit vorstoßen, droht die Zerstörung. Von solchen Verlusten erholt sich das Oberkommando West nur langsam. Oder gar nicht mehr.
Teurer Truppennachschub?
So unterschiedlich sie sich anfühlen, beide Fraktionen fügen sich nahtlos ins Spielgeschehen von Company of Heroes 2 ein und können sich auch gegen Wehrmacht und Rote Armee behaupten. Das gut funktionierende Stein-Schere-Papier-Prinzip der Serie funktioniert bestens, für jede Situation gibt es eine Lösung - kleinere Ungereimtheiten kann und muss Relic per Patch ausbügeln.
Wie die Entwickler die neuen Armeen ins Spiel integrieren, dürfte Skeptiker jedoch beunruhigen: wer beide Fraktionen spielen möchte, zahlt 20 Euro, jede einzeln kostet 13 Euro - Company of Heroes 2 braucht man für Multiplayergefechte nicht, solange man bei seinem gekauften Heer bleibt. Auf der einen Seite freuen wir uns darauf, so vielleicht auch exotischere Armeen wie Japaner oder Franzosen zu Gesicht zu bekommen, auf der anderen wäre uns ein richtiges Addon mit neuen Fraktionen und eigener Kampagne immer noch lieber als Armee-Stückwerk, so gut es auch funktionieren mag.
Fazit
Jochen Redinger: Company of Heroes 2 ist ein tolles Strategiespiel, konnte mich aber wegen der Fokussierung auf die Ostfront nicht lange begeistern. The Western Front Armies hat mich dank westlicher Kriegsparteien wieder aufs Schlachtfeld gelockt und bisher nicht enttäuscht. Beide neuen Fraktionen machen Spaß, beide haben genug coole Einheiten und Besonderheiten, um mich länger bei der Stange zu halten als ihre östlichen Brüder. Mir gefällt auch das neue Beutesystem, das mir nach der Schlacht neue Boni und vielleicht sogar den ein oder anderen General beschert. Trotzdem hätte ich die 20 Euro lieber für ein Addon im Stil von Opposing Fronts ausgegeben, mit echten Kampagnenmissionen - auch aus deutscher Sicht. Abseits der Sorge, dass Relic es mit der Zersplitterung der Spielparteien wie mit den kaufbaren Kommandeuren übertreibt, ist The Western Front Armies jedoch für jeden Fan der Serie sein Geld wert.
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