Seite 8: Das Ende des PCs? - Der PC verliert als Spielgerät an Boden

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So befindet sich der PC momentan in einem seltsamen Spagat: Auf simplen Gebrauchs-PCs boomen anspruchslose Gelegenheitsspielchen, auf High-End-Maschinen durchstößt die Avantgarde der Spieletechnologie eine Grafikschwelle nach der anderen. Im breiten Mittelraum dazwischen herrscht Ödnis – für Minispiele zu schade, für aktuelle Hits in voller Pracht nicht geeignet.

Es ist dieses vernachlässigte Segment, aus dem die Konsolen massiv Kundschaft abziehen. Wer ernsthaft spielen will, ohne sich mit Technik auseinanderzusetzen, dem bleibt kaum noch eine andere Wahl als Konsolen. Selbst klassische deutsche Hits wie die Anno- oder die Siedler-Serie, die traditionell diese Mittelschicht der interessierten Laien ansprechen, setzen in ihren neuesten Versionen so leistungsstarke Systeme voraus, dass viele alte Fans von vornherein ausgeschlossen bleiben.

Die Zukunft

Der Shooter Crysis demonstriert, zu welchen technischen Hochleistungen PCs fähig sind. Der Shooter Crysis demonstriert, zu welchen technischen Hochleistungen PCs fähig sind.

Die Gegenwart des PCs ist eine Phase der Bedeutungsverschiebung. Seine Zukunft hängt in großen Teilen davon ab, wo diese Verlagerung in den nächsten Jahren hinführt. Vier Schwerpunkte kristallisieren sich heraus:

Genre-Spezialisierung: Tastatur und Maus sind für einige Arten des Spielens ein so elementarer Vorteil, dass sie den PC für bestimmte Genres nach wie vor zur Plattform der Wahl machen. Dazu gehören neben den Ego- Shootern und der Echtzeit-Strategie vor allem die boomenden Online-Rollenspiele. Deren komplexe Steuerung mit zahlreichen Tastenkürzeln und der Tipplastigkeit bei Unterhaltungen haben bislang den Sprung auf die Konsole verhindert. Zudem werden Online-Rollenspiele stark von Spielergemeinschaften getragen, die sich im offenen Internet wesentlich besser organisieren können als in den geschlossenen Angeboten der Konsolen. Auch klicklastige Adventures und anspruchsvolle Simulationen wie der Flight Simulator dürften die Domäne des PCs bleiben.

Technologieführer: Technische Innovation beginnt in der Regel auf dem PC, weil sich die Leistung neuer Komponenten im Jahrestakt steigert. »Wir haben Crysis für den PC entwickelt, weil uns klar war, dass aktuelle PCs den Konsolen technisch überlegen sein werden, wenn das Spiel erscheint «, sagt Cevat Yerli von Crytek, deren fulminanten Ego-Shooter Crysis es ausschließlich für den PC gibt. »Der Arbeitsspeicher des PCs erlaubt Welten, die auf Konsolen in dieser Art und Weise nicht möglich sind. Konsolen bräuchten viermal mehr Speicher, damit Crysis direkt umzusetzen wäre«, sagt Yerli. Und stichelt: »Die aktuelle Konsolengeneration ist nicht ausbalanciert. Im Vergleich zur Grafik- und Rechenleistung ist der Speicher die Achillesferse der Maschinen.« Allerdings führt auch für Crytek kein Weg mehr am Konsolenmarkt vorbei, der international schlicht zu wichtig ist. »Wir arbeiten an der CryEngine 2 für die Konsolen, für Xbox 360 und Playstation 3«, sagt Yerli. »Konsolenspiele mit CryEngine 2 wird es innerhalb der nächsten 18 Monate geben.«

Gelegenheitsspiele: PCs bleiben auch weiterhin ein fester Bestandteil der meisten Büros und Haushalte. Diese Verfügbarkeit macht sie zum attraktiven Spielgefährten für Arbeitspausen. »Der PC erlaubt seinem Benutzer, schnell mal ein Spielchen einzuschieben, ohne den Schreibtisch verlassen zu müssen«, sagt Greg Canessa von Popcap, einem der führenden Entwickler für Zwischendurch-Spiele. »Der Trend zu Casual Games [einfachen, kurzweiligen Spielen, Anm. d. Red.] wird sich fortsetzen, vornehmlich im Internet und auch auf der PC-Plattform «, glaubt Olaf Wolters. Allerdings wachsen mobile Geräte wie tragbare Konsolen und Handys in diesem Feld zur massiven Konkurrenz heran.

Kreativplattform: »Der PC ist entscheidend für das Wachstum der gesamten Spielebranche, denn er ist die Einstiegsplattform für junge Spieleentwickler«, sagt Scott Miller. Wer direkt auf Konsolen programmieren will, braucht ein professionelles Team und eine Lizenz des Herstellers. Auf dem PC dagegen kann jeder sofort loslegen, sich im Internet mit Gleichgesinnten austauschen und auf einen schier unerschöpflichen Fundus von Code-Beispielen zurückgreifen. »Der PC ist eine Innovationsplattform, auf dem die Entwicklungskosten niedrig und Experimente möglich sind«, erklärt Miller. Der Weg in die Spielebranche führt für angehende Entwickler deshalb fast zwangsläufig über den PC.

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