Die Deutschen spielen gern, und wenn sie das tun, dann vor allem am PC. Damit sind sie ziemlich einmalig. Denn in anderen Ländern der Welt wird zwar auch gern gespielt – aber in erster Linie an den Geräten, die speziell dafür gemacht sind. Weltweit dominieren Konsolen die Spielemärkte. Nur hierzulande nicht – zumindest noch nicht. Seit einigen Jahren hat der Strukturwandel auch bei uns begonnen. Mehr als 44 Millionen Computer- und Videospiele im Wert von über einer Milliarde Euro haben die Deutschen 2006 gekauft, 8 Prozent mehr als im Jahr davor. Davon entfällt nach wie vor der Löwenanteil auf PC-Spiele: 652 Millionen Euro (58%).
Der PC als Spieleplattform profitiert vom Marktwachstum allerdings nicht. Im Gegenteil, 2006 waren die Stückzahlen zum ersten Mal rückläufig. 400.000 PC Spiele weniger wollten die Deutschen haben, dafür 3,8 Millionen Konsolenspiele mehr. Die Gewichtsverschiebung wird sich fortsetzen, denn der PC ist nicht mehr die Leitplattform für Spiele, die er mehr als ein Jahrzehnt lang war. Während der Personalcomputer trotz immensen Leistungswachstums mit jeder neuen Hardware- und Windows- Generation um sich selbst kreist, sind die Konsolen in den letzten Jahren schlagkräftiger, vielseitiger und attraktiver geworden – und haben alle großen Spieleentwickler eingefangen.
Wo die Spiele sind
In den Produktionsplänen der meisten Hersteller rangieren Konsolenspiele ganz oben. Take 2 entwickelt derzeit nur ein einziges Spiel für den PC, Borderlands, dazu wohl noch die Umsetzung von GTA 4, alle anderen Projekte laufen ausschließlich für Konsolen. Ubisoft hat elf große Projekte in Arbeit, davon immerhin sechs PC-Spiele – aber die Hälfte davon sind Konsolenumsetzungen, die wie etwa die Action-Hoffnung Assassin’s Creed erst mit monatelanger Verspätung ihren Weg auf den Computer schaffen. Traditionelle PC-Studios entwickeln mittlerweile für Konsolen, etwa Ensemble (Age of Empires), die nun Halo Wars für die Xbox 360 programmieren. Die Rollenspiel-Spezialisten von Bioware sind schon mit Knights of the Old Republic (2003) dem PC untreu geworden, gerade sorgt das mit großer Spannung erwartete Mass Effect für Furore – offiziell erstmal ausschließlich auf der Xbox 360.
Wenn sich Entwickler exklusiv an eine (Konsolen-)Plattform binden, ist das für beide Seiten attraktiv. Sony & Co bekommen ein starkes Spiel, das neugierige Spieler zu ihrer Konsole zieht. Im Gegenzug darf das Studio im sicheren Hafen arbeiten, bequem und lukrativ. »Entwickler von Exklusivtiteln erhalten von uns die bestmögliche Unterstützung, um die Hardware technisch voll auszureizen «, sagt der Microsoft- Sprecher Felix Petzel. Das wirkt doppelt verlockend, wenn man sich die Alternative vor Augen führt: ein PC-Programm für Hunderte der wichtigsten Hardware- Kombinationen durchzutesten und anzupassen.
Die Mühe erscheint immer weniger lohnend, seit die Märkte schrumpfen. Vor zehn Jahren galt ein PC-Spiel in Deutschland ab 100.000 verkauften Exemplaren als großer Erfolg. Inzwischen genügen 50.000 Exemplare. Und selbst diese Latte überspringen vermeintliche Top-Titel nicht mehr. Das hochgelobte Company of Heroes verkaufte sich bislang ungefähr 25.000 Mal, das Echtzeit-Meisterwerk World in Conflict fand in den ersten zwei Monaten nicht mal 10.000 Kunden. Der Publisher Vivendi dementiert diese Zahl. Der Xbox-360-Shooter Halo 3 kam in Deutschland im gleichen Zeitraum auf 91.000 Exemplare. Andererseits zeigen Beispiele wie Bioshock klar das nach wie vor herrschende Kräfteverhältnis in Deutschland: Rund 63.000 Stück setzte der Shooter-Hit hierzulande auf dem PC um, die inhaltlich identische Konsolenfassung wollten nur 22.000 Spieler haben.
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