Seite 2: Hogwarts Legacy: Das halten trans Menschen vom Spiel und J.K. Rowling

Rowling äußert sich wiederholt transfeindlich

In einem Tweet von 2020 zitiert Rowling einen Zeitungsartikel, der sich auf »menstruierende Menschen« bezieht und damit trans* Menschen mit einbezieht, die zwar Organe wie Eierstöcke und Uterus besitzen, sich aber nicht als Frau identifizieren. 

Rowling zieht den Begriff ins Lächerliche: »Ich bin sicher, dass es früher ein Wort für diese Menschen gab. Kann mir da jemand helfen?« Offensichtlich will sie auf das Wort »Frauen (Women)« hinaus, worauf die dann folgenden, veralbernden Wortspiele hindeuten: »Wumben? Wimpund? Woomud?« 

Auch nach anhaltender Kritik zeigt sie kein Verständnis und legt sogar noch nach: Ohne Geschlecht, so Rowling in einem Tweet vom 7. Juni 2020, gäbe es keine gleichgeschlechtliche Anziehung und die Lebensrealitäten von Frauen weltweit würden gelöscht. 

So bunt und tolerant die Fantasie-Welt in Harry Potter ist – mit Riesenmenschen wie Hagrid (Bild) und Werwolf Lupin – so binär scheint Rowlings Geschlechterverständnis in der realen Welt. (Quelle: ddp images interTOPICS mptv) So bunt und tolerant die Fantasie-Welt in Harry Potter ist – mit Riesenmenschen wie Hagrid (Bild) und Werwolf Lupin – so binär scheint Rowlings Geschlechterverständnis in der realen Welt. (Quelle: ddp images/ interTOPICS/ mptv)

Eine Ansicht, die auf viel Kritik stößt. Auch bei den Stars der Buchverfilmungen wie Daniel Radcliffe, der sich öffentlich von Rowling distanziert. Dabei ist Rowling schon früher durch transfeindliche Äußerungen aufgefallen. Bereits zwei Jahre zuvor likte sie den Tweet eines bekannten transfeindlichen Aktivisten, der trans* Frauen als »Männer in Kleidern« bezeichnete. 2019 solidarisierte sich Rowling auf Social Media mit Maya Forstater, die trans* Frauen mehrfach die Geschlechtsidentität abgesprochen hatte.

Kritik an Rowlings Äußerungen gibt es auch vonseiten der Stars der Buchverfilmungen wie Daniel Radcliffe (rechts), der sich öffentlich von Rowling distanziert. (Quelle: bitproject) Kritik an Rowlings Äußerungen gibt es auch vonseiten der Stars der Buchverfilmungen wie Daniel Radcliffe (rechts), der sich öffentlich von Rowling distanziert. (Quelle: bitproject)

Harry Potter – bei vielen trans* Menschen beliebt

Gleichzeitig ist die Harry Potter-Reihe auch bei trans* Menschen und in der Queer-Community beliebt. »Egal, ob beabsichtig oder nicht, JK Rowling muss damit leben, einen zutiefst queeren Text geschrieben zu haben« meint Gabriel Nox_Koenig, Referent*in für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Bundesverband Trans* e.V. auf unsere Nachfrage. 

»Einerseits hat sie mit dem Vorsatz, die Zauberwelt ›anders‹ sein zu lassen, versehentlich bestimmte Aspekte von Zauberei und Magie queer dargestellt: Durch Einsatz des Vielsafttranks sind körperliche Transformationen möglich und werden ganz selbstverständlich eingesetzt. Andererseits bedient sie sich queerer Codes.« 

Als Beispiele nennt Koenig: »Harry Potter lebt ›in the closet‹ und nachdem er etwas Wichtiges über seine Identität erfährt, verändert sich sein ganzes Leben.« Er kommt also ›out of the closet‹ - bildhaft ausgedrückt für den Prozess des Coming-outs, also den Prozess einer Person, sich zu ihrer Geschlechtsidentität oder ihrer sexuellen Orientierung im privaten oder öffentlichen Kreis zu bekennen. Und: 

»Für Zauberer und Hexen wichtige Orte wie der Pub ›Der tropfende Kessel‹ oder ›Gleis 9 3/4‹ sind in aller Öffentlichkeit versteckt und direkt unter der Nase der Muggel, die diese einfach nicht sehen.« 

Gabriel Nox_Koenig ist Referent*in für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Bundesverband Trans* e.V. Gabriel Nox_Koenig ist Referent*in für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Bundesverband Trans* e.V.

Auf genau diese Weise waren queere Community-Orte, vor allem in den 1960er und 70er Jahren, direkt vor den Augen der heterosexuellen Dominanzgesellschaft »versteckt«, so Koenig. Ob Rowling will oder nicht: Harry Potter ist also durch und durch queer. Das Ergebnis, so der Bundesverband Trans*: 

»Harry Potter hat deswegen auch eine breite Basis von queeren Fans, die die queeren Inhalte im Text wahrnehmen und in Form von Fanfiction auf dem Fundament, das Rowling gelegt hat, aufbauen.«

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