Die Deutschen lieben Arbeit. Einer Studie aus dem Jahr 1991 zufolge verbinden Menschen aus den USA vor allem diese Attitüde mit Deutschland. Bei einer aktuelleren Umfrage nennen malaysische Studierende, die Deutsch als Fremdsprache lernen, ebenfalls »hart arbeitend« und »diszipliniert« als typisch deutsche Eigenschaften. Darüber hinaus verbindet man mit dem Land Autos, Ingenieurwissenschaften, die Zeit des Nationalsozialismus und Bier. Bei berühmten Persönlichkeiten fallen den Studierenden besonders Fußball-Stars und anerkannte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ein.
Kunst und Kultur werden bei solchen Untersuchungen kaum oder gar nicht erwähnt. Deutschland ist für viele ein Land der Autobauer, die abends beim Fußballgucken noch ein Feierabendbier zischen und nicht noch am letzten Satz ihres weltweit heiß erwartenden Romans feilen. Das beweisen die wirtschaftlichen Zahlen.
Während die gesamte deutsche Wirtschaft vor der Corona-Pandemie mit exportierten Maschinenteilen, Kraftfahrzeugen und Süßwaren mehr als 1,3 Billionen Euro umsetzte, steckt die heimische Kulturszene meistens in den eigenen vier Wänden fest. Gerade mal sieben Prozent des Umsatzes generiert der deutsche Film im Ausland, zeigen entsprechende Auswertungen. In der Musik sind es zehn Prozent, bei Büchern liegt die Exportquote bei neun Prozent.
Videospiele haben es dahingehend leichter. Dank digitaler Distributionsnetzwerke kann ein deutsches Entwicklerstudio relativ unkompliziert sein Produkt auf der ganzen Welt anbieten. Strategiespiele, Rollenspiele und Ego-Shooter werden spielmechanisch auf dem ganzen Erdball verstanden.
Deutsche Entwicklerstudios erwirtschafteten 2018 laut einer Befragung der Hamburg Media School 47 Prozent ihres Gesamtumsatzes außerhalb der Heimat. Der Anteil ist schon seit einigen Jahren konstant auf einem recht ausgeglichenen 50-zu-50-Niveau. Damit ist man sogar internationaler als die französische Branche, die nur etwa 40 Prozent ihres Umsatzes im Ausland macht.
Mit Kanada kann man es aber nicht aufnehmen. Dank staatlicher Unterstützung entstehen dort jährlich Blockbuster wie Assassin's Creed und FIFA. Die Exportquote liegt in einigen Jahren schon mal bei 90 Prozent.
Die guten Zahlen täuschen aber über ein ähnliches Problem hinweg, mit denen auch die anderen deutschen Kulturbranchen zu kämpfen haben. Internationale Hits, die kreative Ausrufezeichen setzen und ein Schlaglicht auf den Kulturstandort Deutschland werfen, gibt es kaum.
Klar das erste Sacred und Far Cry verkaufen sich 2004 über zwei Millionen Mal und schaffen in den für deutsche Studios ansonsten so schwer zu knackenden USA mehrere Hundertausende Einheiten abzusetzen. Entwickler Crytek findet danach mit Crysis und dessen Nachfolgern ähnlich viele Kaufwillige.
Spec Ops: The Line ist laut Publisher 2K kurz nach der Veröffentlichung zwar eine kommerzielle Enttäuschung. Der mutige Shooter aus Berlin hat in den letzten Jahren aber enorm an Relevanz gewonnen und wird in Diskussionen um politisch aufgeladene Spiele immer wieder genannt.
Deutsche Spiele werden international also durchaus wahrgenommen. Doch ihnen haftet ein Makel an.
Deutsche Ambitionen, deutsche Sorgen
Die Auswärtserfolge aus Deutschland bleiben im Vergleich zur Überseekonkurrenz überschaubar und sind oft singuläre Ereignisse, die kein Momentum aufbauen können, um dann beim nächsten Projekt nochmal einen draufzusetzen. Daher prägen auch keine Hochglanzproduktionen das Image von schwarzrotgoldenen Spielen.
"Ein typisch deutsches Spiel ist irgendwie leicht stümperhaft und ein bisschen ambitioniert, eventuell zu ambitioniert."
Das meint der Brite Richie Shoemaker. Als freier Journalist schreibt er für englischsprachige Seiten wie IGN, Eurogamer und PC Gamer.
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