2. The Witcher 3: Wild Hunt
Entwickler: CD Projekt Red
Publisher: Namco Bandai
Erschienen: Mai 2015
Michael Graf: Der Epilog von The Witcher 3: Blood & Wine ist der beste Moment, den ich jemals in einem Rollenspiel erlebt habe. Besser als der Story-Twist von Knights of the Old Republic, besser als der erste Besuch in der Schwarzweite von Skyrim und besser als das Zusammentreffen mit den Abenteurer-Noobs, denen ich in Baldur's Gate 2: Thron des Bhaal eine herrlich belanglose Quest geben kann. Gut, Letzteres ist schon sehr nah dran, dennoch steht The Witcher 3 auf meiner persönlichen Momente-Hitliste ganz vorne, weil das Ende die perfekte Schleife um dieses Ausnahmespiel bindet.
Und die ist nicht mal sonderlich spektakulär, es geht nur um einen Blick des Hexers - zu mir, zum Spieler. Geralt durchbricht zum Abschied die vierte Wand. Wir haben viele Ereignisse von großer Tragweite erlebt und sogar ausgelöst, raunt der Vampir Regis dazu aus dem Off, nun haben wir uns etwas Ruhe verdient. Geralt stimmt zu, blickt zu mir, und ich sage: Ja! Ja, alter Freund! Ich bin gleichzeitig traurig, dass es vorbei ist, und dankbar für diese Verneigung vor dem letzten Vorhang.
Denn für mich hat sich The Witcher 3 tatsächlich angefühlt wie ein Abenteuer mit einem alten Freund, durch das sich denkwürdige Momente ziehen wie Löcher durch einen Käse-Dungeon. Die Leuchtturm-Szene. Der Blutige Baron. Die Ciri-Passagen. Der erste Ritt nach Novigrad. Hurensohn Junior. Das Einhorn. Der Anschlag auf Priscilla. Die Riesenkröte von Oxenfurt. Gaunter o'Dimm. Und, und, und.
Hervorragend inszenierte Zwischensequenzen und Dialoge, interessante Entscheidungen, und so viele Geschichten über Menschen, die schlimmer sind als alle Monster: The Witcher 3 wird für immer in meinem Gedächtnis haften, natürlich auch dank seiner Charaktere von Triss bis Yennefer, Zoltan bis Rittersporn, Emhyr bis Radovid.
Natürlich hat es auch seine Schwächen. Die wunderschöne Open World etwa ist statischer als das hochchaotische Himmelsrand, die Handlung hat durchaus ihre Längen, und manche Hauptquest-Entscheidung entwickelt weniger Tragweite als in den Vorgängern.
Die Kämpfe - na ja, es gibt Kämpfe. Und in puncto Skillsystem zieht The Witcher 3 den Kürzeren gegen fast jedes andere Rollenspiel. Es ist kein perfektes Spiel. Aber es spielt seine Stärken voll aus und krönt sie mit Geralts letztem Blick. The Witcher 3 ist einzigartig.
Trivia:
- Einer der blassesten Charaktere von The Witcher 3 ist der Ober-Bösewicht Eredin, der Anführer der Wilden Jagd. Eine Questkette, die seine Hintergründe und seine Motivation erklären sollte, wurde während der Entwicklung gestrichen.
- In Polen existiert eine echte Hexer-Schule: An Live-Rollenspiel-Wochenenden können Interessierte das Monsterjäger-Handwerk erlernen.
- Ein Fan der Witcher-Serie leiht sein Gesicht zwei NPCs im Spiel. Der Fan heißt Nick, leidet unter chronischen, schweren Kopfschmerzen und erzählte CD Projekt, dass The Witcher 2 ihm half, seine Krankheit vorübergehend zu vergessen. Daraufhin bauten sie ihn ins Spiel ein.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.