Seite 10: Die 150 besten Strategiespiele: Platz 1 steht fest! Ein Meilenstein der Echtzeitstrategie

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Inhaltsverzeichnis

6. XCOM 2

Entwickler: Firaxis
Subgenre: Rundentaktik
Release: Februar 2016

XCOM 2 - Test-Video zum Taktik-Highlight Video starten 9:17 XCOM 2 - Test-Video zum Taktik-Highlight

Fabiano Uslenghi: Kaum zu glauben, dass es mal eine Zeit gab, in der rundenbasierte Spiele auf dem absteigenden Ast saßen. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Eben dank so glanzvoller Vertreter wie XCOM 2. Was in den 90ern mit UFO einst begann, hat in XCOM 2 seinen vorläufigen Höhepunkt gefunden. Denn XCOM 2 macht so ziemlich alles richtig und bietet vor allem eine waschechte strategische Herausforderung.

Was war ich ein Narr, als ich in meiner ersten Runde noch dachte, ich könnte wie in einem Rollenspiel eine halbe Ewigkeit meinen Squad individualisieren. Wie viel Zeit ich mir genommen habe, nur um jedem meiner Soldaten eine schmucke Rüstung und einen geschmackvollen Schnurrbart zu verpassen. Habe alle Stimmen so angepasst, dass sie die Sprache ihrer Nationalität sprechen. Habe mir sogar eigene Hintergrundgeschichten für sie ausgedacht.

Diese Leute sollten immerhin für mich den Widerstand gegen die Alien-Besatzer anführen und man sollte sich an sie erinnern! Der französische Scharfschütze Jaque war mein Anführer, der deutsche Mark mein Spezialist und Heiler, die russische Rangerin Nadia sorgte für Angst und Schrecken. Und dann … ging der Krieg los.

XCOM 2 ist unnachgiebig. Grausam. Nicht nur fühlen sich die Feuergefechte dank der dynamischen Animationen und hautnahen Inszenierung viel actionreicher an, als man von einem Rundenspiel erwarten sollte, sie werden aufgrund der Bindung zu unserem Squad geradezu dramatisch. Denn genau das oben beschriebene, minutiös im Editor erstellte Squad beißt während des Krieges nach und nach ins Gras. Jaque wird plötzlich von einem Gestaltwandler zerrissen, den ich ursprünglich für einen Zivilisten gehalten habe.

Nadia muss ich bei einer panischen Flucht zurücklassen, als sie von einer Vipern-Zunge umschlungen wird. Und Mark wird bei der Verteidigung unserer mobilen Basis von einem Muton regelrecht pulverisiert. Die Aliens haben jede Menge fiese (aber auch abwechslungsreiche) Asse im Ärmel. Und da waren noch nicht einmal die übermächtigen Herrscher-Aliens dabei. Oder die lästigen Auserwählten, die mit der famosen Erweiterung War of the Chosen Einzug hielten und permanent für Probleme sorgen.

Doch trotzdem frustriert XCOM 2 nur selten. Ich lerne dazu. Bilde neue Agenten aus. Zeck mich solange fest, bis die Erde wieder uns gehört. Man fühlt sich dauerhaft unterlegen, muss jeden Vorteil nutzen, den man kriegen kann. Das macht XCOM 2 zu einem ebenso emotionalen wie strategischen Wunderwerk. Auch wenn manch überschwängliche Emotion daher rührt, dass mein Schütze selbst bei 90-prozentiger Trefferchance regelmäßig sein Ziel verfehlt. Aber auch das gehört zu XCOM eben dazu.

Trivia:

  • Für den DLC War of The Chosen waren ursprünglich vier Erwählte geplant. Jeder sollte eine der Standard-Klassen der XCOM wiederspiegeln. Letztlich wurde der Erwählte für den Grenadier aber gestrichen.
  • In XCOM 2 wird mehrmals darauf angespielt, dass die Alien-Organisation Advent wohl mal einen Burger zu Propaganda-Zwecken entwickelt hat. Diese Burger finden auch bei vielen XCOM-Agenten noch regen Anklang.


5. Anno 1404

Entwickler: Related Designs
Subgenre: Aufbaustrategie
Release: Juni 2009

Heiko Klinge: Fake News! Und das lange bevor es diesen Begriff überhaupt gab. Zu Anno 1404 habe ich 2009 tatsächlich die heftigste Fehlinformation meiner GameStar-Laufbahn verbreitet, auch wenn es nicht nur an mir lag. Aber der Reihe nach: Im Frühjahr 2009 war ich zu Gast beim Mainzer Entwicklerstudio Related Designs, um dort als weltweit erster Journalist einen ganzen Tag lang die nahezu fertige Version von Anno 1404 zu spielen. Und zwar sowohl die Kampagne als auch das Endlosspiel. Fehlt eigentlich nur der Multiplayer-Modus, nach dem ich mich natürlich ebenfalls erkundige - schließlich gab es den bereits im Vorgänger Anno 1701. Sinngemäße Antwort der Entwickler: »Zum Multiplayer sagen wir noch nichts.«

Ein Dementieren klingt für mich anders, also schreibe ich fröhlich in meiner Titelstory: »Wird es einen Multiplayer-Modus geben? Definitiv! Die Entwickler wollten uns zwar noch keine konkreten Details verraten, vieles spricht aber dafür, dass der Multiplayer-Modus nochmal ein gutes Stück umfangreicher wird als in Anno 1701.«

Beweisstück A: Heikos Preview zu Anno 1404 in der GameStar-Ausgabe vom April 2009. Beweisstück A: Heikos Preview zu Anno 1404 in der GameStar-Ausgabe vom April 2009.

Nun, das war rein inhaltlich gesehen zwar korrekt, verschwieg aber die Kleinigkeit, dass der Multiplayer-Modus erst im Addon »Venedig« nachgeliefert werden sollte. Da hatte ich der PR von Ubisoft mal ein ordentliches Ei ins Nest gelegt! Die Folge: Ein waschechter Community-Shitstorm und ein über den Haufen geworfener Kommunikationsplan, denn natürlich mussten sich die Entwickler jetzt zum fehlenden Multiplayer-Modus äußern.

Auch abseits des Multiplayers lehnte ich mich mit meiner Titelstory ganz schön weit aus dem Fensters. Im Fazit prognostzierte ich: »Anno 1404 wird nicht nur eines der größten, sondern auch eines der besten Strategiespiele 2009.« Wenigstens damit sollte ich absolut Recht behalten. Mehr noch: Für viele Aufbaustrategen - meine Wenigkeit eingeschlossen - gilt Anno 1404 sogar bis heute als eines der besten Spiele, die dieses Genre je hervorgebracht hat.

Der Hauptgrund für mich: Anno 1404 schaffte den nahezu perfekten Balanceakt aus Zugänglichkeit, Anspruch und Langzeitmotivation. Mit den Monumentalbauten, dem neuen Bedürfnissystem und den Orientinseln wurde das unkapputbare Spielprinzip genau an den richtigen Stellen erweitert, sodass die genre- und bis dahin auch serientypische Routine keine Chance mehr hatte. Egal wie lange und gut ich spiele, es gibt immer etwas, das ich noch optimieren kann. Jedes Rädchen greift in dieser Motivations-Maschine nahezu perfekt ins andere.

Auf der anderen Seite vermeidet Anno 1404 die Komplexitätsfalle eines Anno 2070. Die Kampagne erzählt mir nicht nur eine nette Geschichte, sondern bringt mir in ihren 20 Spielstunden auch alles bei, was ich wissen muss, um anschließend im Endlosspiel zu bestehen. Ich muss keine zwei oder mehr Inselwelten multitasken wie in Anno 2205, sondern kann mich auf das konzentrieren, was ich sehe. Und vor allem verstehe ich, was ich sehe, weil der Weg vom Korn über das Mehl zum Brot nun mal deutlich nachvollziehbarer ist als die Produktion von Algennahrung.

Und wer nach wie vor daran zweifelt, ob Anno 1404 wirklich in die Top 10 unseres Strategie-Rankings gehört, der möge es bitte jetzt gleich spielen. Denn es ist wirklich kaum zu glauben, wie gut ein Titel von 2009 selbst nach heutigen Maßstäben noch aussehen kann und wie wenig es in all der Zeit an spielerischer Qualität verloren hat. Genau so definiert man ein Meisterwerk.

Trivia:

  • Hommage an Monkey Island: Für 20 erfolgreiche diplomatische Beleidigungen bekommt ihr das Achievement »Du kämpfst wie eine Kuh«.
  • Bis heute wird bei Heiko in jeder Anno-Präsentation von den Entwicklern nachgefragt, ob er in Sachen Multiplayer wirklich alles richtig verstanden hat. Manche Gags werden einfach nie alt.


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