Wenig Spiel
Auch wenn es nur eine interaktive Story sein soll: Die vorhandenen Adventure-Elemente sind sehr rar gesät. Rätsel gibt es fast keine, meistens besteht unsere Aufgabe darin, irgendwen oder irgendetwas zu finden.
Beispielsweise sollen wir in der Priorei Kingsbridge nach Informationen über einen vermissten Ritter suchen. Wir klicken auf den entsprechenden Hinweisgegenstand, den wir zu Beginn der Quest erhalten haben, und mit diesem dann auf NPCs. Das führt zu direkten Gesprächen oder zum Belauschen von solchen.
Das Inventar wird für simple Interaktionen entlang der Geschichte verwendet. Mal heben wir einen heißen Stein mit Hilfe eines Tuchs auf, mal nehmen wir den Mitgliedern eines Kirchenchors die Angst vor Geräuschen aus einer Gruft. Knobeln müssen wir nirgends. Wenig innovativ sind auch die Geschicklichkeitseinlagen: Wenn wir mit einer Schleuder ein Ziel treffen oder einfach nur Essen klauen wollen, dann müssen wir im richtigen Moment einen hin und her schwingenden Punkt auf grüne Bereiche klicken. Auf diese Weise kommt zwar etwas Spiel in die Sache, für Tiefe sorgt dieser Reaktionstest aber nicht.
Ansonsten befinden wir uns meistens in Gesprächen, in denen wir entweder alle Gesprächsoptionen nacheinander durchklicken oder kleinere Entscheidungen treffen. Oft tickt dabei die Zeit herunter: Der Zeitdruck sorgt zwar für Stress, erzeugt aber keine Spannung.
Telltale lässt grüßen
Entscheidungen verändern den eigentlichen Lauf der Geschichte nicht, es geht dabei meistens um Randgeschichten, die die Entwickler eingebaut haben, um ein Spiel anstatt eines Animationsfilms zu machen: Verraten wir einen Novizen wegen seiner Verbrechen? Helfen wir direkt bei der Aufdeckung einer Verschwörung?
Wenn nicht - auch egal, dann passiert das eben indirekt durch andere Personen, schließlich muss die grobe Handlung des Buches beibehalten werden. Es gibt zwar die typische Zusammenfassung der Entscheidungen am Ende eines Kapitels, auf den Ausgang der Geschichte hat das aber keinen Einfluss.
Die Säulen der Erde - Screenshots ansehen
Die technisch zähe Präsentation lässt bei Kennern der Vorlage kaum Atmosphäre aufkommen: Gespräche haben viel zu langen Pausen zwischen dem Ende einer Aussage und dem Beginn der Erwiderung. Ja, die deutsche Vertonung ist gut gelungen, aber es kommt niemals das Gefühl auf, echten Gesprächen zu folgen. Darunter leidet die (verkürzte) Charakterzeichnung, und es kommt einfach kein richtiger Erzählfluss auf. Stattdessen denken wir uns immer wieder: Himmel, macht endlich voran!
Daedalic versucht, einen historischen Roman als Spiel umzusetzen und liefert ein ordentliches interaktives Hör-Spiel ab. Die recht altbackene Technik und die daraus resultierende Langatmigkeit machen es aber immer wieder schwer, die ganzen sieben Spielkapitel (rund vier Stunden Spielzeit) durchzuhalten, zumindest wenn man das Buch bereits kennt. Wer »Die Säulen der Erde« noch nicht gelesen hat, für den könnte sich das Spiel aber trotzdem lohnen.
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