Fallout 76 - Atomwissenschaftler zum Spiel: »Es wäre gefährlicher, im Bunker zu bleiben«

Was ein Kernphysiker über den Realismus in Bethesdas Multiplayer-Survival-Rollenspiel Fallout 76 zu sagen hat, haben britische Kollegen im Interview herausgefunden.

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Ist Fallout 76 realistisch? Ein Atomwissenschaftler sollte diese Frage beantworten können. Ist Fallout 76 realistisch? Ein Atomwissenschaftler sollte diese Frage beantworten können.

Dass Spiele oft in erster Linie Unterhaltung sind und die Entwickler sich aus Spielspaß-Gründen nicht immer streng an Realismus und wissenschaftliche Genauigkeit halten, ist weithin bekannt. Einige Spieler legen aber Wert darauf, nicht umsonst haben zum Beispiel Hardcore-realistische Militärsimulationen wie Arma 3 oder Squad ihre eigene kleine Nische besetzt.

Inwieweit Bethesdas Fallout-Serie und im speziellen Fallout 76 mit der Simulation einer nuklearen Postapokalypse an eine hoffentlich nie eintretende Wirklichkeit herankommt, wollten die Kollegen von pcgamesn.com wissen und haben den britischen Kernphysiker Paddy Regan interviewt. Wir fassen das Gespräch im Folgenden für euch zusammen.

Aktuell:Fallout 76 - Infos zu Atomwaffen, Regionen, Spielerzahl pro Server

Bunkerleben gefährlicher als Radioaktivität?

Da Fallout 76 nur 25 Jahre nach den Atombomben-Einschlägen spielt, die wir zu Beginn von Fallout 4 erleben, kommt die Frage nach der radioaktiven Strahlung in der Welt auf. Wäre es überhaupt möglich, geschweige denn sicher, den unterirdischen Bunker zu verlassen? Atomwissenschaftler Regan dazu:

"Die Menge der Strahlung, die sofort eintritt, ist nicht unbedeutend. Aber der größte Teil des radioaktiven Materials wird ziemlich bald nach der Explosion dieser Atomwaffe nicht mehr radioaktiv."

Ein Großteil des radioaktiven Materials würde bei der Explosion in die unterste Schicht der Erdatmosphäre, die Troposphäre, geschleudert, wo starke Winde es auf größere Gebiete verteilen. So geschehen bei Atomwaffentests in der echten Welt, wodurch große Mengen radioaktiven Fallouts teils bis in die Antarktis transportiert wurden.

Die Halbwertszeit der meisten involvierten radioaktiven Stoffe - also die Zeit, bis die Hälfe der Atome zerfallen sind - sei geringer als Jahre.

"Nach etwa zehn oder 15 Tagen gibt es nur noch eine begrenzte Anzahl verschiedener radioaktiver Isotope, die noch vorhanden sind. Und nach 30 Jahren gibt es nur noch zwei, die tatsächlich von großer Stärke sind."

Die Wahrscheinlichkeit, diese beiden Isotope - Cäsium-137 und Strontium-90 - in der Ödnis von West-Virginia anzutreffen, sei aber gering. Für wahrscheinlicher hält Regan die Gefahr, durch 25 Jahre Bunker-Leben, wie die Story von Fallout 76 vorgibt, ernste gesundheitliche Schäden zu erleiden.

Fallout 76 - Gameplay-Trailer zeigt auch die Map der Spielwelt Video starten 3:14 Fallout 76 - Gameplay-Trailer zeigt auch die Map der Spielwelt

Intakte Natur nach dem Fallout

In Fallout 4 zeigt die Welt 210 Jahre nach dem Atomkrieg noch ein ungesundes Grau-Braun - das meiste ist zerstört, wenig Flora wächst und Tiere sind zu abnormen Bestien mutiert. In Fallout 76 wurde die Spielwelt dagegen von direkten oder sehr nahen Bomben-Treffern verschont und zeigt entsprechend ein sattes Grün, Häuser stehen noch und wäre es nicht menschenleer und verlassen, könnte man sich leicht ein modernes Elder Scrolls vorstellen. Doch warum sind alle Menschen fort, wenn man so gar nichts von den direkten Auswirkungen der Bomben sieht?

Tatsächlich seien Explosion, Druckwelle und radioaktiver Fallout nicht das einzige tödliche Potenzial von Kernwaffen. Kernphysiker Regan äußerte dazu:

"Was die Menschen tötet, ist die Infrastruktur, die ausgelöscht wird. Keine Kommunikation, kein Zugang zu Nahrung oder fließendem Wasser - Abwasser, Cholera [sind schädlich]. Wie bei einem Erdbeben."

Die Umwelt dagegen könne sich nach einer solchen Apokalypse vom menschlichen Einfluss erholen, und die Natur besitze gute Möglichkeiten, radioaktives Material auszuspülen. Als Beispiel sei das Tschernobyl-Unglück genannt. In dem betroffenen evakuierten Gebiet würden heute wieder Tierarten leben, die dort 150 Jahre nicht mehr gesehen wurden. Und damit ist vermutlich nicht das Mega-Faultier aus Fallout 76 gemeint.

Mega-niedlich: Das Mega-Faultier in Fallout 76. Mega-niedlich: Das Mega-Faultier in Fallout 76.

1 von 2

nächste Seite


zu den Kommentaren (104)

Kommentare(96)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.