Football Manager: Warum den Entwicklern Frauenfußball so wichtig ist

Der Football Manager wird Frauenfußball bekommen. Warum jetzt der einzig richtige Zeitpunkt dafür ist, haben sie uns im Interview verraten.

Dass Fußball nicht nur ein Männersport ist, hat sich mittlerweile auch unter den Spieleentwicklern herumgesprochen. Nachdem Gerald Köhler und sein Team schon in We Are Football spielbare Damenmannschaften eingeführt haben, wird Frauenfußball auch ein Teil in Segas Football Manager - allerdings noch nicht im kommenden FM 22.

Wir haben mit FM-Erfinder Miles Jacobson und Tina Keech, Head of Women's Football, über das kommende Feature gesprochen. Warum diese Ergänzung für die Entwickler eine Herzensangelegenheit ist und wie sie den Männerteil des Spiels verbessern wird, lest ihr in diesem Artikel.

Der Football Manager kämpft für Gleichberechtigung

Der Frauenfußball hat auch 2021 noch mit vielen Vorurteilen zu kämpfen: Sprüche wie »Das ist wie Amateurfußball, nur in Zeitlupe« sind immer noch eher die Regel statt Ausnahme. Dass dieser Umstand unbedingt geändert werden muss, fordert nun Miles Jacobson, der Chefentwickler des Football Managers - und dafür sollen weder Kosten noch Mühen gescheut werden.

Laut Jacobson sei das Problem, dass es dem Frauenfußball an Reichweite und Präsenz fehlt:

"Die meisten Leute die Witze über den Frauenfußball machen oder ihn nicht ernst nehmen, schauen keinen Frauenfußball. Sie wissen überhaupt nichts darüber."

Deshalb hat sein Studio Sport Interactive nun ein ambitioniertes Projekt gestartet, mit dem auch weibliche Profimannschaften in Zukunft ein wichtiger Bestandteil des Football Managers werden sollen. Jacobson führt weiterhin an:

"Es gibt eine Barriere, und diese Barriere müssen wir zerschlagen. Andere haben in Großbritannien bereits damit begonnen. Die Frauenfußballliga hat einen neuen Deal mit der BBC, wo es ab kommenden Jahr kostenlose Übertragungen geben wird und mehr Leute zusehen werden, was fantastisch ist. Und wir sind ein Teil dieser Reise. Wir müssen das machen, um diese Barriere zu überwinden. (…)

Im ganzen Land sitzen kleine Kinder vor ihrem Bildschirm und schauen Fußball. Die Jungs sehen viele Vorbilder, zu denen sie hinaufschauen können. Aber die Mädchen sehen einfach nicht genug Spielerinnen oder Trainerinnen oder Schiedsrichterinnen auf dem Bildschirm. Wenn wir den Frauenfußball in den Football Manager bringen, kann jeder diese Frauen sehen und auch ihren Job machen.

Die Leute spielen den Football Manager als Flucht aus der echten Welt. Wenn Frauenfußball da nicht sichtbar ist, bleibt er für die Spieler unsichtbar."

Die Reichweite des Spiels solltet ihr übrigens nicht unterschätzen: Auch wenn der Football Manager hierzulande eher ein Nischendasein fristet, gehört er seit Jahren zu den erfolgreichsten Spielen auf Steam. Im Februar 2021 gab Sega bekannt, dass vom aktuellen Ableger 33 Millionen Einheiten verkauft wurden.

Für Miles Jacobson ist es wichtig, dass Frauenfußball mehr Akzeptanz findet. Für Miles Jacobson ist es wichtig, dass Frauenfußball mehr Akzeptanz findet.

Frauenfußball ohne Rücksicht auf Verluste

Damit die Entwicklung des Hauptspiels nicht unter dem neuen Feature leidet, wurde bei Sports Interactive eine eigene neue Abteilung für den Frauenfußball gegründet. Dass dieses Unterfangen Kosten im Millionenbereich verursacht, soll dabei kein Problem darstellen - auch nicht, dass viele Fans negativ auf die Ankündigung reagieren könnten.

"Jacobson: Wann immer wir an Frauenfußball im Football Manager gedacht haben, haben wir das aus einer mathematischen Kosten-Nutzen-Perspektive gesehen. Und das ist auch jetzt noch so. Aber wenn wir es jetzt nicht durchziehen, dann wird das immer so weitergehen. (…)

Wir rechnen definitiv damit, dass viele Leute da nicht positiv drauf reagieren werden. Aber das ist uns egal. Wir stecken da jetzt unser Geld rein, obwohl wir nicht mit einem massiven Anstieg der Verkäufe rechnen. Wir machen das nicht aus finanziellen Gründen. Wir rechnen fest damit, dadurch bedeutende Summen zu verlieren. Aber es ist die richtige Entscheidung, für die ganze Welt und für das Spiel."

Ein bisschen Hoffnung, dass sich der Einsatz später noch auszahlt, ist allerdings vorhanden. Jacobson ist optimistisch, dass der Frauenfußball in Zukunft an Beliebtheit dazugewinnt und sie dann eine Menge neuer Käuferinnen und Käufer gewinnen werden. Allerdings dürfte die ganze Aktion ohnehin ein kluger PR-Schachzug sein, die dem Football Manager noch viel Aufmerksamkeit bescheren wird.

Frauen sollen den FM besser machen

Als Chefin des Frauenbereichs wurde die Britin Tina Keech verpflichtet, die zuvor als Chefanalystin bei einem Sportstatistikunternehmen arbeitete. Sie und ihr Team werden zunächst damit beschäftigt sein, die ohnehin schon riesige Datenbank um Spielerinnen und Vereinsmitarbeiterinnen zu erweitern. Den durchaus komplizierten Prozess erklären wir euch übrigens in folgendem Report:

Laut Keech soll die Implementierung des Frauenfußballs das Spiel aber für alle Spieler besser machen, auch wenn sie kein Interesse daran haben:

"Unsere Recherche hat uns wirklich die Augen geöffnet. Es wird Änderungen an Teilen der Match Engine geben, von der Beide (Männer- und Frauen, Anm. d. Red.) profitieren werden."

Tina Keech ist die neue Chefin der Frauenfußballabteilung bei Sports Interactive. Tina Keech ist die neue Chefin der Frauenfußballabteilung bei Sports Interactive.

Da Frauen in der Regel kleiner als Männer sind, soll in Zukunft die Körperlänge in der Spielberechnung endlich eine Rolle spielen - aktuell hat diese keine Auswirkungen, sie bestimmt lediglich den Grundwert eines Spielers bei der Fähigkeit Springen. Durch die verschiedenen Spielergrößen sollen die Partien nochmal realistischer werden, da Bälle von Akteuren anders platziert werden müssen.

Wann der Frauenfußball seinen Weg ins Spiel findet, wissen die Entwickler noch nicht - das Projekt wurde erst kürzlich begonnen und soll mehrere Jahre dauern. Bis dahin hofft Tina Keech, dass der ein oder andere in Zukunft offener gegenübersteht:

"Probiert mal was Neues aus und schaut auch mal eine Saison der Frauen! Wie wollt ihr wissen, ob ihr etwas mögt oder nicht, wenn ihr der Sache keine Chance gebt? "

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