Ghost Recon: Breakpoint ist vielleicht nicht der Videospiel-Satan persönlich. Aber Ubisofts neuestes Open-World-Monstrum verkörpert gleich mehrere Trends, die drohen, mein Lieblingshobby systematisch zu zerstören.
Und trotzdem schlagen mich seine durchsichtigen Belohnungsmechanismen, seine im Test zu Recht kritisierten Loot-Shooter-Anleihen und sein auf dem normalen Schwierigkeitsgrad viel zu seichtes Gameplay in den Bann. Scheinbar gegen meinen Willen habe ich mit Ghost Recon: Breakpoint Spaß - dabei will ich es doch hassen!
Woran liegt's? Bin ich auf die dunkle Seite gewechselt, bereite ich meinen Transfer von GameStar Plus zur Ubisoft-PR vor? Nein, es stecken keine sinisteren Beweggründe hinter meiner Unfähigkeit, Ghost Recon: Breakpoint wegzulegen - mehr und mehr reift in mir die Überzeugung, dass es meine fortgeschrittene Anzahl an Lebensjahren ist, die mich den aktuellen Shitstorm gelassen aus der Ferne betrachten lässt.
Je älter ich werde (und je reicher, harrharr), desto mehr kann ich mit dem typischen Service-Game-Wal sympathisieren, hinter dessen locker sitzender Brieftasche Ubisoft und Konsorten her sind: »Ich bin Immobilienbesitzer, was scheren mich die 9,99 € im Ingame-Shop?« »Die Golfstunde fängt gleich an, da habe ich jetzt wirklich keine Zeit mehr, um mir diese epische Schrotftlinte zu ergrinden! Wo ist meine goldene Kreditkarte?« »Meine Aktien werfen dieses Jahr nur 6% Rendite ab, ich brauche jetzt unbedingt ein schnelles Erfolgserlebnis!«
Ghost Recon: Breakpoint liefert in kleinen Bissen genau diese spaßigen Mini-Erlebnisse, hinter denen reifere Gamer her sind, superb portioniert für den berufstätigen Erwachsenen mit Partner und Kind. Aber ach, ein gutes Spiel macht das aus dem Wildlands-Nachfolger dennoch nicht. Bedenkenlos empfehlen kann ich es eigentlich nur einer bestimmten Zielgruppe.
Der Autor
Peter Bathge bringt schon mal mal Raumschiffnamen in Star Citizen durcheinander, versteht immer seltener, wenn man ihm etwas sagt (vor allem Kritik), und ist auch sonst überraschend greisenhaft für sein Alter. Beim Spielen von Ghost Recon: Breakpoint leidet er unter einer besonderen Form der Amnesie: Die Schwächen des Spieldesigns (und davon gibt es viele!) vergisst er immer ganz schnell wieder, wenn er alleine oder mit einem Multiplayer-Squad Feindbasen ausräuchert.
Ghost Recon: Breakpoint ist meine neue Open-World-Droge
Es gibt Sachen, die muss man einmal im Jahr einfach machen. Weihnachtsbaum aufstellen. Ostereier suchen. Call of Duty spielen. Und ja, ein großes Open-World-Spiel auf Basis der Ubisoft-Formel gehört für mich auch dazu. Letztes Jahr war das Assassin's Creed: Odyssey, in das ich über 100 Stunden investiert habe.
Und 2017? Ghost Recon: Wildlands natürlich! Für 2019 fehlte mir noch ein typischer »Spiel so lange, bis alle Icons auf der Weltkarte abgehakt sind«-Beschäftigungssimulator - denn The Division 2 habe ich dieses Jahr ausgelassen.
Vielleicht liegt es daran, dass ich jetzt Breakpoint trotz aller Schwächen noch nicht satt habe - weil ich mich nur wenige Monate vorher nicht schon an einem ganz ähnlichen Spiel mit Militär-Setting, Loot-Mechaniken und Endgame-Ballereien vollgefressen habe.
Ghost Recon: Breakpoint vs. The Division 2 im Vergleich
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