Werden Grafikkarten 2022 endlich wieder billiger?

Im Frühjahr 2021 sind Preise für Grafikkarten exorbitant gestiegen und verharren seither auf einem hohen Niveau. Wie geht es 2022 weiter?

Das Jahr 2021 wird Spielern wohl noch lange traurig in Erinnerung bleiben. Viele Titel wurden verschoben, andere sind in desolatem Zustand erschienen – Battlefield 2042 zum Beispiel. Kollege Maurice hat zur Lage der Spielebranche extra ein Video gedreht und macht dabei wenig Hoffnung auf Besserung.

Vielleicht sogar noch viel schlimmer geht es gerade auf dem Hardware-Markt und speziell bei den Grafikkarten zu. Die Preise für die 3D-Beschleuniger sind im Frühjahr 2021 schier explodiert, seither hat sich die Lage nicht wirklich gebessert. Für RTX 3080 und Co. wird teils mehr als das Doppelte der unverbindlichen Preisempfehlung aufgerufen.

Das wirft die Frage auf, wann wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist. Werden Grafikkarten 2022 endlich wieder billiger?

Corona, hohe Nachfrage und Kryptomining

Um die Frage zu klären, werfen wir zunächst einen Blick auf die Gründe für die aktuellen Engpässe und damit einhergehend die hohen Preise:

  • Corona: Die Covid-19-Pandemie hält die Welt nun schon seit knapp zwei Jahren in Atem. Im Zuge diverser Maßnahmen zur Verhinderung der zu schnellen Ausbreitung der Virusinfektion, allem voran die umstrittenen Lockdowns, haben immer wieder klaffende Lücken in die Lieferketten gerissen. Egal ob bei Herstellern oder Zulieferern, überall fehlten und fehlen benötigte Werkstoffe sowie grundlegende Ressourcen.
  • Hohe Nachfrage: Zum Teil direkt in Zusammenhang mit der Pandemie steht die gesteigerte Nachfrage nach Chips respektive Halbleitern. Die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Home-Office führte beispielsweise zu einer wahren Aufrüstwelle, die mittlerweile zwar etwas an Fahrt verloren haben dürfte, auf lange Sicht jedoch viele vor den PC, das Tablet und letztlich auch vor die Konsole gebracht hat. Aber auch unabhängig davon wächst der Bedarf an Chips stetig und vor allem in vielen verschiedenen Industrien an, beispielsweise im Automobil- oder Smartphone-Sektor, um nur einige zu nennen.
  • Kryptomining: Zu guter Letzt hält das Schürfen nach virtuellen Währungen wie Ethereum die Nachfrage nach Grafikkarten künstlich hoch. Zwar bietet Nvidia etwa spezielle Beschleuniger für Spieler an, die aufgrund von Begrenzern für Miner nicht effizient genug sind, dennoch stehen die Kryptogoldsucher auch weiterhin in direkter Konkurrenz zu Gamern – zumindest was die Produktionskapazitäten anbelangt.

Von den genannten Gründen leitet sich schließlich die Frage ab, was davon aktuell und vor allem wie lange noch Bestand hat:

Wie geht es 2022 weiter?

Die Corona-Pandemie nimmt mit neuen SARS-CoV-2-Varianten wie etwa gerade Omikron immer wieder bedrohlich Fahrt auf. Die Folgen für die Lieferketten sind aufgrund der weltweiten Vernetzung und damit einhergehend die unterschiedlichen Bestimmungen nur schwer abzusehen. Auf der anderen Seite haben die immensen direkten Kosten und langfristigen wirtschaftlichen Folgen des ersten Jahres der Krise zu einem Umdenken im Umgang mit der Pandemie geführt. Beschränkungen richten sich in erster Linie an Privatpersonen, während die Fließbänder relevanter Industriezweige nicht oder nurmehr in absoluten Ausnahmefällen stillstehen.

An der hohen Nachfrage nach Chips scheint sich auf absehbare Zeit nichts zu ändern. Das belegt beispielsweise eine Prognose über den Bedarf an sogenannten ABF-Substraten des österreichischen Herstellers von Leiterplatten AT&S (Austria Technologie & Systemtechnik), die für die Fertigung von CPUs und GPUs unerlässlich sind:

Um die hohe Nachfrage zu bedienen, müssen neue Produktionskapazitäten geschaffen werden. Das kann bisweilen jedoch Jahre dauern, wie die folgenden Meldung betreffend die bereits erwähnten ABF-Substrate zeigt:

Und auch die Kurse einschlägiger Kryptowährungen wie Ethereum scheinen sich mittlerweile auf einem relativ stabilen, hohen Niveau zu etablieren. Hoffnungen auf einen dauerhaften Einbruch, wonach es in den Sommermonaten aufgrund schärfer Maßnahmen gegen das Schürfen vor allem in China für kurze Zeit aussah, haben sich längst zerschlagen.

Wenn überhaupt, dann geben Verfahrensänderungen Anlass zu Hoffnung. So soll Ethereum etwa von einem Proof-of-Work in ein Proof-of-Stake-Konsensverfahren überführt werden. Mit dem Abschluss der Transformation wird im Jahr 2023 gerechnet.

Nvidia glaubt an baldige Besserung der Lage

Nvidia hat sich vor Kurzem ebenfalls zur derzeitigen Situation geäußert und sogar zu einer vagen Prognose hinreißen lassen. Das Unternehmen geht aufgrund wachsender Produktionskapazitäten von einer besseren Verfügbarkeit von Grafikkarten Mitte 2022 aus. Ob damit lediglich die aktuelle RTX-3000- oder auch für die Ende 2022 erwartete RTX-4000-Generation gemeint ist, ist allerdings nicht ganz klar.

RTX 4000 soll nicht mehr wie RTX 3000 bei Auftragsfertiger Samsung sondern, wie die Grafikkarten-Generationen davor, bei TSMC produziert werden. Einer aktuellen Meldung zufolgen soll sich Nvidia mit hohen Milliarden-Beträgen bereits Wafer und Produktionskapazitäten (5 Nanometer) bei den Taiwanern sichern.

Auf die Gesamtkapazität hat das zwar keine Auswirkung, da diese weiterhin zwischen den verschiedensten Kunden (AMD, Apple, Intel, die Autoindustrie, und viele mehr) aufgeteilt werden müssen, es könnte allerdings durchaus sein, dass Nvidia ein größerer Anteil zugesprochen wird und damit mehr Grafikkarten aus der RTX-4000-Reihe auf den Markt kommen.

Nicht zuletzt ist auch TSMC von den Zulieferern abhängig. Selbst wenn die eigenen Fertigungsanlagen in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen: Falls keine oder schlicht zu wenige Wafer angeliefert werden, stehen die Maschinen still. Hier schließt sich der Kreis zu den vorhin erwähnten ABF-Substraten.

Und was ist mit Intel?

Chipgigant Intel will mit seinen Arc Alchemist-Grafikkarten im Jahr 2022 auf den Markt drängen. Bisherige Gerüchte deuten dabei durchaus leistungsfähige Beschleuniger auf dem Niveau einer RTX 3070 Ti an. Dass Intel für nennenswert mehr Grafikkarten auf dem Markt sorgen kann, halten wir jedoch für illusorisch. Denn Intel stellt die Chips nicht selbst her, sondern greift ebenfalls auf den Auftragsfertiger TSMC zurück.

Besserungen doch erst im Jahr 2023?

Subsumieren wir die gesammelten Informationen, stehen wir dem kommenden Jahr mit Blick auf die Verfügbarkeit und die Preise von Grafikkarten zwiespältig gegenüber. Einerseits machen Aussagen wie jene von Nvidia durchaus berechtigte Hoffnung auf Besserung der Lage. Andererseits blicken wir auf ein Jahr kaum merklicher Besserungen zurück. Berücksichtigen wir alle Faktoren, scheint es eher unrealistisch mittelfristig von spürbar günstigeren Grafikkarten auszugehen. Wenn, dann dürfte das wohl erst sehr spät im Jahr 2022 der Fall sein.

Wir gehen insgesamt jedoch eher davon aus, dass wir noch bis ins Jahr 2023 sehr tief in die Taschen greifen müssen, um unser geliebtes Hobby zu finanzieren. Dass wir grundsätzlich dazu bereit sind, verdeutlicht unsere aktuelle Umfrageauswertung zu dem Thema.

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