Graveyard Keeper im Test - Lecker Leichenteile

Harvest Moon und Stardew Valley bekommen morbiden Zuwachs: In »Graveyard Keeper« verwaltet ihr zwischen Geistern, der Inquisition und einer Menge Quests einen mittelalterlichen Friedhof

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Wie viel Spaß macht das Leben als Friedhofswärter? Graveyard Keeper im Test. Wie viel Spaß macht das Leben als Friedhofswärter? Graveyard Keeper im Test.

Gerade noch sind wir auf dem Heimweg von einem nervigen Job, einziger Lichtblick in unserem öden Dasein ist die Liebe unserer Ehefrau. Während wir ein Bild von ihr auf unserem Smartphone anschauen, überqueren wir eine Kreuzung - RUMMS!

Einen folgenschweren Verkehrsunfall später erwachen wir in einer mittelalterlich wirkenden Welt und ein sprechender Schädel quatscht uns an. Der heißt aber nicht Mort, dementsprechend sind wir nicht in Planescape: Torment gelandet, sondern in Graveyard Keeper. Wir sind von nun an der Friedhofswärter eines kleinen, namenlosen Dorfes - bis wir den Weg zurück nach Hause finden.

Wo geht's denn hier nach Hause?

Die Rückkehr in unsere eigene Welt gestaltet sich in der von Hexenverbrennungen, mangelnder Bildung und der Kirche geprägten Welt als echt kompliziert. Also müsst ihr euch der Unterstützung der nahen Dorfbewohner versichern und Informationen sammeln.

Daneben managt ihr den Friedhof samt Kirche, baut Feldfrüchte an und erkundet mit WASD-Steuerung die liebevoll gestaltete 2D-Pixelwelt. Genretypisch trefft ihr auf viele tageszeitabhängig agierende NPCs, die euch Waren verkaufen und mit Aufgaben versorgen. Ohne Erledigung von Nebenquests geht es nämlich auch in der Hauptgeschichte nicht weiter.

Graveyard Keeper - Trailer: Die Friedhof-Antwort auf Stardew Valley ist jetzt da Video starten 3:28 Graveyard Keeper - Trailer: Die Friedhof-Antwort auf Stardew Valley ist jetzt da

An welchem Tag ihr welchen NPC antrefft, verrät euch die NPC-Übersicht eures Charaktermenüs. Außerdem verrät es euch aktive Quests und das aktuelle Zuneigungslevel. Romanzen wie in Stardew Valley gibt es angesichts der Hintergrundgeschichte unseres unfreiwilligen Helden nicht, mit höherer Zuneigung schaltet ihr nur den Zugang zu mehr Waren oder wichtigen Informationen sowie Questgegenständen frei.

Die teilweise extrem langen Laufwege zwischen wichtigen Orten drücken allerdings auf die Motivation. Dank Patch gibt es zwar inzwischen einen Ruhestein, mit dem ihr euch nach Hause oder ins Dorf teleportieren könnt, die Wege fressen dennoch ordentlich Zeit, wir vermissen Komfortfunktionen wie schnellere Stiefel oder einen Sprintmodus.

Das Freizeitvergnügen der Dörfler: Hexenverbrennung. Das Freizeitvergnügen der Dörfler: Hexenverbrennung.

Winner, Winner, Leichendinner!

Alle paar Tage bringt euch der Eselskarren frische Leichen vorbei. Das heißt für euch: Leichen begraben oder eine lauschige Feuerbestattung, um euch Begräbniszertifikate zu verdienen. In der Leichenhalle wartet eine ungewöhnliche Einnahmequelle: Schneidet ihr aus den toten Körpern das Fleisch und andere Teile heraus, könnt ihr diese weiterverarbeiten und gewinnbringend verkaufen. Wer kann einem Burger schon ansehen, dass im Patty leckeres Leichenfleisch drinsteckt? Leichenfledderei zerstört aber den Dekorationswert der Leiche, ihr müsst euch also zwischen Verwertung und Friedhofsaufhübschen entscheiden.

Nur wenn die Kirchenbesucher eure Predigt gut finden, klingelt die Kasse. Nur wenn die Kirchenbesucher eure Predigt gut finden, klingelt die Kasse.

Angesichts der auf euch wartenden Arbeit verdrückt ihr die Burger mit Leichenzusatz aber auch gerne selbst. Bis aufs Laufen kostet jede Aktion euren Charakter Energie, regeneriert wird diese nur im Schlaf oder über Nahrung. Hochwertiges Essen bringt euch zudem nützliche Buffs wie geringere Energieverluste beim Handwerken. Hier fehlt dem Spiel nach wie vor noch Balance, denn gerade Angeln und Holzarbeiten kommen beim Energieverbrauch vergleichsweise schlecht weg.

Going down...

Das unter dem Friedhof gelegene Dungeonareal bietet neben speziellen Gegnern auch eine faire Grundmechanik: Bei einem Tod behaltet ihr bis dahin gesammelte Gegenstände, getötete Gegner werden nicht neu gespawnt. Habt ihr in einer Ebene alle Feinde erledigt, reist ihr zur nächsttieferen weiter und findet in zerstörbaren Urnen und Fässern oder bei getöteten Mobs nützliche Gegenstände.

Die schöne Frau Anmut schickt euch auf einige Besorgungsquests. Die schöne Frau Anmut schickt euch auf einige Besorgungsquests.

Dass man allerdings nicht nur auf die Lebensenergie, sondern auch den Energiebalken achten muss, macht Kampfausflüge zur Geduldsprobe. Jeder Schwerthieb verbraucht Energie, was gerade bei bewegungsintensiven Kämpfen dazu zwingt, einen ganzen Berg an Nahrung mitzuschleppen, der das nicht erweiterbare Inventar des Charakters vollstopft. Zusätzlich zur fummeligen Steuerung und den sich teils extrem schnell bewegenden Gegnern ist das ein echter Minuspunkt.

Mach doch mal `nen Punkt

Neue Kenntnisse aus dem sehr umfangreich geratenen Technologiesystem schaltet ihr zu Spielbeginn durch Gespräche mit NPCs, später mit im Spiel erlangten Punkten frei. Rote Punkte sammelt ihr durch handwerkliche Tätigkeiten, grüne Punkte gibt's für den Anbau und Ernte von Pflanzen, blaue Punkte verdient ihr mit Schreibarbeit und Forschung. Was auf zunächst erfreulich komplex wirkt, wird nach einigen Spielstunden nervig: Zu fast jeden neuen Gegenstand gibt es einen extra Skill, der immer größere Punktemengen kostet und euch zum Grinden und dem Bau von Craftingstation zwingt.

Trotz miesem Wetter muss euer Alter Ego ran an die Arbeit auf dem Friedhof. Trotz miesem Wetter muss euer Alter Ego ran an die Arbeit auf dem Friedhof.

Da ihr für effizientes Wirtschaften alle Fähigkeiten aus den sechs Skilltrees braucht, vergeht extrem viel Zeit mit der immer gleichen Betätigung. Dem Alchemie- und dem Fischereisystem hätte zudem eine grundlegende Erklärung für Genrefremde sehr gutgetan. Angesichts der spaßigen, schwarzhumorigen Story und dem gelungen ausgearbeiteten Setting sind solche verkomplizierten Spaßbremsen einfach nur unnötig.

Graveyard Keeper - Reveal-Trailer zum humorigen Friedhof-Manager Video starten 5:22 Graveyard Keeper - Reveal-Trailer zum humorigen Friedhof-Manager

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