Jetzt mal Hand aufs Herz: Falls ihr in einem MMO schon mal ein fliegendes Reittier besessen habt, hattet ihr irgendeine Art Bindung dazu? Wahrscheinlich eher nicht, es sei denn, ihr habt in WoW damals dem Protodrachen aufgelauert, bevor in Sturmwind drei davon auf jedem Briefkasten saßen. Oder ihr habt das ultraseltene Pferd aus der Eiscremezitadelle erbeutet. Ansonsten ist der Weg zum Ritt durch die Lüfte wenig aufregend: Ihr knallt einem Händler einen Sack Gold auf den Tresen, dann hebt ihr mit eurem Flatterviech ab – fertig.
Ich habe gerade die Quest-Reihe für den Reitdrachen in Guild Wars 2 abgeschlossen. Diese Art Mount hört auf den leicht dämlichen Namen »Himmelsschuppe« und muss über eine Kette von 28 Quests erspielt werden, von denen wiederum jede einzelne aus zig Einzelschritten besteht – mal stolze 21 Stück davon, mal sind es auch nur 18.
Insgesamt erledigt ihr für das Privileg des persönlichen Hausdrachen nicht nur etliche dutzend, sondern gleich mehrere hundert Aufgaben. Spieler normalen Verstandes werkeln darum über ein paar Monate hinweg an dieser monumentalen Aufgabe oder lassen es einfach ganz bleiben.
Doch weil meine Freundin Claire und ich absolute Kellerkinder sind, haben wir eine Woche lang jede freie Minute gespielt und uns die Lindwürmer im Schnelldurchlauf erspielt. Das war grauenvoll, aber stellenweise auch voll super.

Der Autor
Rund zweieinhalb Jahre vor dem Erscheinen von World of Warcraft importierte Sascha Penzhorn die japanische Version von Final Fantasy 11 und spielte das erste MMO der Reihe über viele Jahre hinweg mit Freunden aus Island. Wenig später lernte er in Ragnarok Online seinen türkischen Kumpel Hassan kennen und fand im Jahr 2007 schließlich seine britische Lebensgefährtin Claire in Second Life, woraufhin sie mit einem Kumpel aus Neuseeland eine Gilde in World of Warcraft gründeten. Onlinespiele verbinden, durch sie knüpfte Sascha Freundschaften mit Menschen rund um den Erdball. Inzwischen hat er festgestellt, dass er Menschen aber gar nicht leiden kann und spielt darum keine MMOs mehr. Außer Guild Wars 2. Das toleriert er.
Drachen sind Luxus
Man braucht absolut keine Himmelsschuppe im Spiel. Ihr könnt einfach einen Gleitschirm freischalten und damit durch die Luft segeln, viel mobiler ist der Taschendrache auch nicht. Oder ihr spielt euch den recht human erreichbaren Greifen, der ohne jede Übertreibung das beste Reittier ist, das jemals in einem MMO existiert hat.
Aber Greifen hatten wir schon, mit der Story waren wir auch mehrfach durch, hatten sämtliche Charaktere auf Maximallevel und bestmöglich ausgerüstet. Irgendwann langweilst du dich, dann setzt vorübergehend dein Gehirn aus, du drehst dich zu deiner Freundin um und sagst: »Ey, lass‘ ma‘ Himmelsschuppe freischalten!« Und der Tag ist im Arsch, denn den verbringst du nun damit, stundenlang in ein und demselben Gebiet zu verschimmeln.
Dort sollst du 21 kreuz und quer verteilte und versteckte Drachenschuppen finden. Ist im Zeitalter von Online-Komplettlösungen jetzt nicht so furchtbar schwer, also haben wir die Dinger eben aufgesammelt. So weit, so gut.
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