Kein Quidditch in Hogwarts Legacy? Das perfekte Spiel dazu ist fast vergessen

Fabiano liebt Quidditch und zieht sich auch in Hogwarts Legacy entsprechend an. Doch das beste Spiel zu diesem Sport ist nicht das neue Rollenspiel.

Wenn ich Hogwarts Legacy spiele, überkommt es mich manchmal. Dann kann ich nicht anders, als meinen Charakter in einen hausfarbenen Quidditch-Mantel zu stecken, ihm die passenden Handschuhe und eine Flugbrille aufzusetzen und zum großen Quidditchfeld direkt in der Nähe des Haupteingangs zu stampfen.

Viel zu tun gibt es hier dann leider nicht, denn Quidditch ist in Hogwarts Legacy verboten. Ich dümpel stattdessen etwas verloren auf meinem Besen zwischen den gespenstig leeren Zuschauerrängen umher und lasse die Gedanken schweifen.

In der Regel tragen sie mich dann in die Vergangenheit - und zwar mittlerweile solide 20 Jahre. Ganz im Stile eines gealterten Highschool-Sportlers, der seine besten Tage hinter sich hat und in seinen 30ern hauptsächlich den Kollegen am Wasserspender erzählt, wie er damals gegen den Lokalrivalen in letzter Sekunde noch den entscheidenden Punkt erzielt hat.

Fabiano Uslenghi

@StillAdrony

Fabiano ist davon überzeugt, dass er als Hogwarts-Schüler ein herausragender Quidditch-Spieler gewesen wäre. Immerhin war er in der Grundschule als einziger zuverlässig dazu in der Lage, in Harry Potter und der Stein der Weisen auf einem Besen durch magische Ringe zu fliegen. Er wurde sogar von Freunden eingeladen, nur um den Flugunterricht zu meistern. Bedauerlicherweise hat ihn dann nie seine Einladung nach Hogwarts erreicht und so musste er irgendwann auf Fußball und Football umsatteln.

Stellt euch also gerade vor, wie ich gealtert und mit einem traurigen Blick vor euch stehe, die Sicht verschwimmt, ein Flashback startet und ihr als erstes den epochalen klassischen Soundtrack Dies Irae aus der Feder Giuseppe Verdis vernehmt. Denn ich erzähle euch heute von Harry Potter: Quidditch-Weltmeisterschaft:

1:08 Harry Potter: Quidditch-Weltmeisterschaft - Rasantes Intro zum Zauberer-Sportspiel

Die 2000er waren anders

Anfang der 2000er sah die Welt der Lizenzspiele noch ganz anders aus. Damals wurden Spiele-Umsetzungen zu populären Marken in allererster Linie von Filmen befeuert. Wenn es nicht gerade Star Wars war, dann bekamen wir meistens direkte Versoftungen der Filmhandlungen aufgetischt. Von Zeit zu Zeit konnte es aber auch mal passieren, dass ein Studio einen unvorhersehbaren Schritt wagte.

Meistens dann, wenn die Filmproduktion nicht so schnell hinterherkam, wie die Spielepublisher gerne den Goldesel reiten würden. Oft bringt so etwas viel Unheil mit sich, manchmal befeuert das aber auch den kreativen Funken und erschafft etwas Großartiges. Vielleicht nichts objektiv Herausragendes, aber doch Großartiges.

Ja, die Grafik ist heute grauselig. Aber Quidditch-Weltmeisterschaft hat richtig Spaß gemacht!

Genau in diese Nische fällt Harry Potter: Quidditch-Weltmeisterschaft. Das Spiel wurde im Jahr 2003 wie die anderen frühen Harry-Potter-Spiele auch von Electronic Arts auf den Markt gebracht. Das Jahr 2003 war auch genau das Jahr, in dem es keinen neuen Potter in den Kinos gab und demnach auch EA kein neues Spiel zum dritten Schuljahr veröffentlichen konnte.

Stattdessen wurde ein Spiel rund um die Quidditch-Weltmeisterschaft entwickelt, was für Potter-Fans eine Überraschung war, da die Weltmeisterschaft erst im vierten Band überhaupt beschrieben wurde. Zum ersten Mal waren Spiele also den Filmen ein gutes Stück voraus und führten Begebenheiten oder Charaktere ein, die niemand von uns bislang auf der großen Leinwand zu Gesicht bekam. Aufregend!

PLUS-Archiv 3:08 Harry Potter: Quidditch Weltmeisterschaft - Test-Video

Ein absurdes Spiel, zu einem absurden Sport

Mit ziemlicher Sicherheit spricht auch gerade der leicht zu beeindruckende Kinder-Fabiano zu euch, der Spiele noch nach anderen Kriterien bewertete als heute. Aber für mich war Quidditch-Weltmeisterschaft eine ganze Zeit eines der liebsten Spiele überhaupt. Wobei ich mir fast sicher bin, dass ich auch heute noch eine Menge Spaß damit haben würde.

Immerhin liebe ich es, wenn fiktive Sportarten in Form von Videospielen umgesetzt werden. Ich hatte ja schon mit Star Wars Racer einen Heidenspaß und finde selbst das Konzept hinter Blood Bowl unterhaltsam. Ganz egal wie albern Quidditch eigentlich ist, ich bin davon fasziniert!

Quidditch ergibt eigentlich keinen Sinn. Wieso soll man als Jäger Punkte machen, wenn eh alles am Sucher hängt?

Denn natürlich ergibt dieser Besensport keinen Sinn. Natürlich ist er nur dafür da, damit Harry Potter am Ende bejubelt werden kann, weil er allein das ganze Spiel entscheidet. Quaffel, Klatscher, Treiber, Sucher. Alles Nonsense!

Und trotzdem hat es Quidditch-Weltmeisterschaft geschafft, daraus tatsächlich ein spannendes Konstrukt zu weben. Einerseits, da der Erfolg des Suchers und das Fangen des Schnatzes direkt an die Torerfolge der Jäger gekoppelt waren. Aber vor allem auch durch Schauwerte.

Die Jagd nach dem Schnatz gestaltet sich in Quidditch-Weltmeisterschaft deutlich leichter, wenn unsere Jäger schon viele Punkte erzielt haben.

Die ganze Welt der Zauberei

In Quidditch-Weltmeisterschaft ging es richtig zur Sache. Anfänglich musste ich mich zwar auf dem altbekannten Quidditch-Feld beweisen und eines der Hogwarts-Häuser zum Sieg führen, später legte aber die Weltmeisterschaft los und dann brachen alle Dämme.

Während ich zuvor schon darüber jubelte, dass beim Spezialmanöver der Gryffindors die Weasley-Zwillinge den Hüter des Gegnerteams durch den eigenen Torring prügelten, eskalierten diese Angriffe auf der großen Bühne komplett. Dann fingen die Jäger von Australien an, auf ihren Besen zu surfen, die Japaner zerlegten das Gegnerteam mit Tritten und Handkanten und die Amerikaner wechselten spontan den Sport und dribbelten den Quaffel wie einen Basketball.

Quidditch ist ein wirklich beeindruckender Sport und das Spiel inszenierte jede Menge halsbrecherische Besen-Akrobatik.

War das Stereotypisch? Ja, schon irgendwie. Aber es war auch einfach verdammt eindrucksvoll. Zumal die Potter-Welt damit erstmals größer wurde. Ich wurde mir erst durch dieses Spiel bewusst, dass es ja auch deutsche Zauberer geben kann. Die müssen nicht alle einen britischen Akzent haben!

Bringt das zurück, nur besser

Ich hoffe immer noch ein wenig darauf, dass Hogwarts Legacy Quidditch mit einem großen DLC ins Spiel bringt. Wobei ich sehr stark bezweifle, dass sie damit dasselbe Bedürfnis erfüllen wie Quidditch-Weltmeisterschaft vor 20 Jahren. Dafür müsste Hogwarts Legacy zu einem komplett neuen Spiel werden. Hat auch bereits Kollegin Natalie gesagt: