Seite 3: Interview mit Minecraft-Erfinder Markus Persson - »Auf der Minecraft-Welle zum zweiten Spiel«

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GameStar Euer zweites Projekt ist anders als Minecraft. Warum spielt ihr nicht auf Sicherheit und bleibt beim bewährten Konzept und wandelt es vielleicht nur etwas ab?

Markus Persson Na ja, Minecraft gibt es eben schon. Und das zweite Spiel ist eines, das Jakob und ich unbedingt entwickeln wollten, jetzt haben wir die Chance dazu. Wir sind vom Konzept überzeugt und wollen nicht einfach nur ein Minecraft 2 entwickeln.

GameStar Ihr nutzt also die Erfolgswelle von Minecraft und eure Popularität als Anstoß für das Projekt, das ihr sowieso schon immer einmal machen wolltet.

Markus Persson Ja, das könnte man so sagen. Aktuell ist vor allem Jakob mit dem Titel beschäftigt, wir haben aber noch zusätzlich einen Backend-Entwickler eingestellt. Das nötige Know-how fehlte uns bislang noch im Team. Was die Programmierung angeht, hat das Spiel nicht unbedingt viel gemein mit Minecraft, aber im Game Design gibt es schon Überschneidungen. Es geht besonders darum, was an einem Spiel Spaß macht und was nicht.

GameStar Du hast doch sicherlich von vielen Publishern das Angebot erhalten, dass sie dein Spiel auf den Massenmarkt bringen. Hast du nie daran gedacht, die Marke Minecraft zu verkaufen?

Markus Persson Am Anfang habe ich tatsächlich ständig Anfragen bekommen. Dann haben sie aber gemerkt, dass ich nicht verkaufen will, einfach weil die Marke so profitabel ist. Es waren auch ein oder zwei große Jobangebote dabei. Aber auch das ist schnell im Sande verlaufen, als man gemerkt hat, dass ich nicht wirklich auf so etwas aus war.

GameStar Du warst ihnen wahrscheinlich auch ein wenig zu teuer, oder?

Markus Persson Vielleicht, kann sein. (lacht)

GameStar Hast du daran gedacht, aus Schweden wegzugehen und deine Firma wie alle Großen zum Beispiel hier in Silicon Valley anzusiedeln?

Markus Persson Nein, daran habe ich nie gedacht. Ich will definitiv hier in Schweden bleiben. Die großen Firmen sind zwar alle hier angesiedelt, aber die eigentlichen Entwickler verteilen sich um die ganze Welt. Da gibt es keinen Grund für mich, hierhin zu ziehen.

GameStar Wir haben schon häufiger von Kindern gehört, die Minecraft über alles lieben. War es eine bewusste Entscheidung, das Spiel auch für jüngere Zielgruppen zu öffnen?

Markus Persson Das war eher Zufall. Minecraft ist schon freundlicher und ruhiger als andere Spiele, vermutlich haben deswegen viele Altersgruppen einen einfachen Zugang. Und es geht natürlich um Erforschung und Kreativität, was gerade bei Kindern sehr gut funktioniert.

GameStar Kriegst du auch viele Mails von Eltern, egal ob positiv oder negativ?

Markus Persson Absolut, viele Eltern schreiben mir. Aber ich kriege sogar handgeschriebene Briefe von Kindern. Da sind dann manchmal auch nette Ideen und Verbesserungen drin, natürlich extra bunt aufgemalt.

GameStar Das ganze Minecraft-Konzept könnte man doch sicherlich auch gut als Social Game umsetzen, mit dem Kauf von Gegenständen usw. Hast du darüber schon mal nachgedacht?

Markus Persson Viele dieser Spiele sind so designt, dass sie möglichst viel Geld von den Spielern schröpfen. Für mich als Game Developer fällt das nicht wirklich unter den Begriff »Spiel«, es ist vielmehr mit Glücksspiel zu vergleichen. Ich will lieber etwas machen, bei dem das Bezahlen auch wirklich Sinn ergibt. Spannend wird es zum Beispiel, wenn ich jedes Mal beim Tod meiner Spielfigur Geld einwerfen muss. So ähnlich ist es ja schon seit Jahrzehnten beim Pinball. Ich weiß, dass ich zahlen muss, wenn mir ein Ball durchrutscht, das erzeugt Spannung.
Wenn ich jetzt in Minecraft anfange, Diamanten für echtes Geld zu verkaufen, dann zerstört das meiner Ansicht nach die Balance. Reichere Spieler wären dann gleichzeitig auch erfolgreicher, da muss man wirklich aufpassen.

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GameStar Den großen Erfolg von Minecraft hast du mit einer außergewöhnlichen Idee und begrenzten Ressourcen erreicht. Würdest du sagen, dass den kleinen und originellen Spielen die Zukunft gehört oder wird Minecraft auch in Zukunft eine der wenigen Perle im AAA-Ozean bleiben?

Markus Persson Ich hoffe, es wird beides geben. Ich liebe es auch, die aktuellsten Shooter zu spielen. Das ist wie ein Hollywood-Actionfilm und darf nicht aussterben. Aber ich hoffe auch auf mehr Raum für kleinere Teams, die originelle Ideen umsetzen. Es war lange Zeit ein Trend, die Teams immer weiter zu vergrößern und mit mehren hundert Leuten einen Blockbuster zu entwickeln. Das ist auf lange Sicht bestimmt nicht gesund für die Branche. Du brauchst ja schließlich auch keine 200 Leute, um ein gutes Buch zu schreiben, und so verhält es sich eben auch in der Spielebranche.

GameStar Markus, vielen Dank für das Gespräch!

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