Die vier größten Hardware-Fehlkäufe meines Gaming-Lebens

Unser Autor Nils Raettig beschäftigt sich seit über zehn Jahren beruflich und mehr als doppelt so lange privat mit Hardware, vor Fehlkäufen rettet ihn das aber bis heute nicht.

Neue Hardware macht oft viel Spaß, aber manchmal auch viel Ärger, wie Hardware-Redakteur Nils Raettig weiß. Neue Hardware macht oft viel Spaß, aber manchmal auch viel Ärger, wie Hardware-Redakteur Nils Raettig weiß.

Fehler in aller Öffentlichkeit einzugestehen, kann nicht nur etwas sehr Befreiendes haben, sondern auch für Unterhaltung sorgen - und im besten Fall lernen wir alle noch etwas dabei. Inspiriert durch die 7 schlimmsten Spiele-Fehlkäufe des Kollegen Sören Diedrich habe ich selbst in meiner Erinnerung gekramt, in diesem Fall aber mit Blick auf Hardware.

Vorhang auf für die vier Anschaffungen, die mich bislang am meisten enttäuscht haben, abgeschlossen durch ein Fazit am Ende des Artikels, das die beiden wichtigsten Lernbotschaften aus meinen Fehlkäufen zusammenfasst.

Damit hier nicht der Eindruck entsteht, ich sei der einzige Hardware-Redakteur, der schon mal so richtig daneben gegriffen hat, lege ich euch außerdem das folgende Video bei GameStar Plus ans Herz:

Ehemalige GameStar-Hardware-Redakteure outen sich: »Ich Depp habe für diesen PC 4.000 Mark bezahlt!« Video starten PLUS 16:13 Ehemalige GameStar-Hardware-Redakteure outen sich: »Ich Depp habe für diesen PC 4.000 Mark bezahlt!«

Fehlgriff #1: Acer Convertible

Um im Bett und im Urlaub Spiele ohne hohen Hardware-Anspruch wie Adventures oder Into The Breach spielen zu können, hab ich mich auf die Suche nach einem möglichst günstigen Convertible gemacht.

Möglichst günstig, weil ich gerne Geld spare und nur so viel wie unbedingt nötig ausgebe. Convertible, weil ich so einerseits Tastatur und Maus (beziehungsweise Touchpad) stets zur Hand habe, ohne externes Zubehör anschließen zu müssen und andererseits eine praktische und sehr stabile Aufstellmöglichkeit zum Schauen von Serien und Filmen.

Die Wahl viel letztlich auf das Acer Spin 1 SP111-33-P60L für damals etwas mehr als 300 Euro, das noch einen Bonus zu bieten hat: Es verzichtet komplett auf Lüfter und lässt sich entsprechend lautlos nutzen.

Nils Raettig
Nils Raettig

Hardware-Redakteur Nils Raettig hat sich seine erste Gaming-Hardware nicht selbst gekauft, stattdessen durfte er sich gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder die Reste teilen, die vom Vater beziehungsweise vom großen Bruder übrig geblieben sind. Da wir hier von Komponenten wie Intels berühmten 286er sprechen, ist seit seinen ersten eigenen Hardware-Käufen mittlerweile schon (zu) viel Zeit ins Land gegangen. Gelegenheiten für Fehlgriffe gab es also mehr als genug!

Eine unerwartete Komponente ist das größte Problem: Trotz sehr lahmer Basis-Hardware (Pentium Dual-Core-CPU mit integrierter UHD-605-Grafikeinheit) laufen die von mir eingeplanten Titel durchaus gut spielbar. Ich hatte aber nicht bedacht, wie sehr der Datenspeicher das Notebook ausbremsen würde.

Den mit 64 GByte sehr knapp bemessenen und langsamen eMMC-Flash-Speicher habe ich durch eine SD-Karte erweitert, um mehr Platz für Spiele zu haben. Geringen Transferraten besitzen aber beide Datenträger, so dass schon das Öffnen von Programmen zur Geduldsprobe werden kann. Schlimmer noch: Der Schneckenspeicher bremst auch Steam & Co extrem aus.

Da kann selbst eine kleine Aktualisierung mal locker ein Viertelstunde oder länger dauern, teilweise ist sogar nach einer halben Stunde kaum ein Fortschritt zu erkennen - das geht mir dann doch zu weit. Möglicherweise würde eine flottere SD-Karte helfen, zumindest bei den darauf installierten Spielen. Allzu viel Hoffnung habe ich aber nicht. Deutlich besser macht es das Gaming-Tablet von Asus:

Fehlgriff #2: Sechskern-Prozessoren

An alle, die eine CPU mit sechs Kernen besitzen: Keine Sorge, ihr habt sehr wahrscheinlich nichts falsch gemacht. Die Probleme bei meinen Hexacore-Modellen AMD Phenom II X6 1090T und Intel Core i5 8600K hängen dagegen vielmehr mit ihrer Erscheinungszeit und meinem Nutzerverhalten zusammen.

AMD im Jahr 2010: Den vor etwa zwölf Jahren erschienenen X6 1090T habe ich mir damals in der Hoffnung gekauft, über kurz oder lang in Spielen von den sechs statt der damals noch üblichen vier Kerne klar zu profitieren.

Mittlerweile kann das zwar durchaus in ordentlichem Maße gegeben sein. Während ich den 1090T genutzt habe, war das aber nie wirklich der Fall. Das hängt auch mit Intels langjähriger Dominanz und dem Beharren auf maximal vier Kerne im Mainstream-Segment zusammen, was uns direkt zur nächsten CPU führt:

Der Core i5 8600K ist kein generell schlechter Prozessor, im Nachhinein betrachtet bereue ich den Kauf aber. Der Core i5 8600K ist kein generell schlechter Prozessor, im Nachhinein betrachtet bereue ich den Kauf aber.

Intel im Jahr 2018: Sechs Kerne gab es abseits von sehr teuren Modellen für Intels High-End-Sockel erst mit der Core-i-8000-Reihe, zu der auch der Core i5 8600K gehört. Meine Überlegung beim Kauf damals: In Spielen liegt Intel noch ein gutes Stück vor den Ryzen-CPUs von AMD, die zu der Zeit erst etwa ein Jahr alt waren. Also lieber so ein Modell nehmen als einen Ryzen mit sechs oder gar acht Kernen.

Inzwischen arbeite ich auch an meinen PC und stelle immer wieder fest, dass Intels Sechskern-CPU ohne virtuelle Kernverdoppelung sehr stark ausgelastet ist. Ich kann zwar mangels direktem Vergleich nicht genau beziffern, wie viel besser es mit einem Ryzen wäre. Hätte ich nochmal die Wahl, würde ich aber zu einer Achtkern-CPU mit virtueller Kernverdoppelung greifen, um meinen Prozessorpuffer beim Multi-Tasking zu vergrößern.

Fehlgriff #3: Acer 3D-Vision Monitor

Ich fand die Idee von Nvidias inzwischen eingestellter 3D-Vision-Technologie grundsätzlich sehr cool: Durch einen leichten 3D-Effekt über die Darstellung unterschiedlicher Bilder für jedes Auge wirken Spiele noch echter, einen passenden Monitor wie den Acer HN274Hbmiiid samt 3D-Vision-Kit mit Brille vorausgesetzt.

Das kann in der Praxis tatsächlich gut klappen, hat aber gleich mehrere Haken. Neben dem nicht zu unterschätzenden Performance-Verlust bestand das Hauptproblem meiner Erfahrung nach in der problematischen Unterstützung von Spielen.

Zu oft war die Darstellung insgesamt oder die einzelner (HUD-)Elemente fehlerhaft, zu selten hat alles direkt so funktioniert und so gut ausgesehen, wie gewünscht - falls 3D Vision überhaupt offiziell unterstützt wurde.

Man muss dem Monitor zwar unabhängig von 3D Vision seine 120 Hertz zu Gute halten, die für die Darstellung des 3D-Effekts nötig waren. Ein klar hörbares Summen bei meinem Modell hat mir die Gaming-Suppe dann aber endgültig versalzen.

Fehlgriff #4: Powerline-Adapter

Ähnlich wie bei den Sechskern-Prozessoren gilt auch für meine ernüchternden Erfahrungen mit Powerline-Adaptern, dass es sich um einen sehr individuellen Fehlgriff handelt. Aber der Reihe nach:

Ich wohnte vor über zehn Jahren in einen Altbau mit speziellem Schnitt und quasi aneinandergereihten Räumen. Das Zimmer mit meinem Gaming-PC lag in maximaler Distanz zum Internetanschluss. Durch all die Wände war die WLAN-Verbindung überschaubar gut, aber es gab auch damals schon eine Alternative in Form vom Powerline-Adaptern:

Netzwerk aus der Steckdose kann hilfreich sein, aber auch Probleme machen. Netzwerk aus der Steckdose kann hilfreich sein, aber auch Probleme machen.

Die Grundidee klang sehr gut: Adapter #1 in eine Steckdose neben den Router packen und per kurzem Netzwerkkabel damit verbinden, Adapter #2 kommt ins Gaming-Zimmer und liefert mir feinstes Internet. Tatsächlich war die Verbindung aber noch schlechter als die per WLAN.

Ich dachte erst, das liegt an meinen Adaptern und habe verschiedene Modelle mit möglichst hohen Übertragungsraten ausprobiert. Am Ende waren aber wohl unterschiedliche Stromkreisläufe der zur Verfügung stehenden Steckdosen eine (zu) große Hürde.

Denkbar, dass aktuelle Powerline-Adapter mit solchen Bedingungen besser zu Recht kommen als die Modelle von damals. Ich bin inzwischen aber längst dort ausgezogen und seitdem auch nie wieder einen Powerline-Adapter genutzt.

Was habe ich aus meinen Fehlkäufen gelernt?

Meine zentralen Erkenntnisse aus diesen Hardware-Fehlgriffen lauten folgendermaßen:

  • Stell dich darauf ein, dass neue Technologien viel Zeit brauchen, bis sie wirklich relevant werden (falls es überhaupt je geschieht)
  • Manche Dinge kann man erst dann wirklich wissen, wenn man sie unter individuellen Rahmenbedingungen ausprobiert hat

Der erste Punkt kann Fehlkäufe verhindern, wenn ihr beim Kauf neuer Hardware eine gewisse Vorsicht gegenüber Neuentwicklungen an den Tag legt (siehe den Phenom II X6 1090T und den 3D-Vision-Monitor von Acer).

Der zweite Punkt kann immerhin Enttäuschungen abmildern, wenn ihr euch im Klaren darüber seid, dass sich nicht jeder individuelle Anwendungsfall durch ausgiebige Vorabrecherche zuverlässig abdecken lässt (siehe den Powerline-Adapter).

Beim Acer Convertible und dem Core i5 8600K hätte ich es aber durchaus besser wissen können. Welchen großen Unterschied Transferraten vom Datenträger machen können, ist schließlich spätestens seit dem Aufkommen von schnellen SSDs vor vielen Jahren längst bekannt, und dass ich dazu neige, (unnötig) viele Programme gleichzeitig zu nutzen, weiß ich auch nicht erst seit gestern.

Helft mir gerne dabei, von meinen Fehlkäufen abzulenken, indem ihr in den Kommentaren von euren eigenen Hardware-Enttäuschungen erzählt. Ich bin gespannt, welche Käufe ihr am meisten bereut und was ihr daraus gelernt habt!

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