An einem trüben Dienstagabend steige ich hinab in die Metro. Unsere Stadt ist vom Hochwasser eingeschlossen. Die nicht überfluteten Straßen sind bei minus neun Grad und Schnee durch Trecker blockiert und meine Freundin ist seit mehreren Tagen in ihrem Dorf von den Fluten umschlossen. Also bin ich ziemlich verstimmt.
In diesem Fall bietet sich natürlich eine Realitätsflucht an und was könnte dafür besser geeignet sein als die Welt der Videospiele? Weil ich früher gerne Ego-Shooter gespielt habe, soll’s ein Titel aus diesem Genre sein, die Wahl fällt auf einen der wenigen aktuellen Vertreter mit richtiger Singleplayer-Kampagne, ganz ohne Multiplayer- und Service-Game-Firlefanz.
Metro: Exodus basiert auf der gleichnamigen Roman-Reihe des russischen Autors Dmitry Glukhovsky. Die Welt liegt unter Schnee begraben, Folgen eines Atomkriegs. Etwa 50.000 Menschen haben sich in die Moskauer U-Bahn gerettet und dabei ihre alten Gewohnheiten mitgenommen: Streetfood, Bordelle und Nazis.
Metro spielt sich anfangs (haha!) wie auf Schienen, nur unterbrochen von gelegentlichen Zwischensequenzen. Außerdem offenbar das Spiel sämtliche Vorzüge der russischen Literatur: schwere, verzweifelte Männer, gerötete Gesichter, zu viel Alkohol, schwierige Lebens- und Wetterbedingungen sowie einen unübersehbaren Hang zur Weinerlichkeit. Ich fühle mich direkt zu Hause.
Verzweiflung
Ich übernehme die Rolle des 24-jährigen Artjom, eines heißblütigen Soldaten, bekannt aus den beiden vorherigen Teilen, ebenfalls gefeierte Ego-Shooter. Artjoms erklärtes Ziel zu Beginn von Teil 3 der Reihe ist es, in den tobenden Schneestürmen außerhalb der U-Bahn, irgendwo in den Ruinen der Stadt, Überlebende zu finden, um zu beweisen, dass es das gibt: Hoffnung.
Seine Ausflüge bringen ihn regelmäßig verstrahlt zurück auf die Krankenstation, angeschlossen an die Blutkonserven, während sein Kommandeur und Schwiegervater ihn lieber in den Tunneln halten würde – zur Verteidigung, aber auch für seine Tochter, »deine Frau, Artjom«.
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