Monomyth, hinter diesem etwas kryptisch anmutenden Namen verbirgt sich ein seit acht Jahren in Entwicklung befindliches Ein-Mann-Projekt. Das Rollenspiel vom Österreicher Michael Tröls möchte nicht weniger, als die altehrwürdigen Dungeon-Crawler mit moderner Grafik und neuen Ideen aus dem Souls-Genre vermischen.
Wir haben die jüngst im Zuge des Steam-Next-Fests erschienene neue Demo ausprobiert - und sind durchaus angetan. Die Liebeserkärung an alte Zeiten hat frische Impulse sowie eine immersiv-erlebbare Dark-Fantasy-Welt im Inventar.
Und wer das volle Steam-Next-Fest-Programm möchte, der schaut am besten regelmäßig - oder einfach durchgehend - bei unserem Livestream auf Twitch vorbei:
Dungeon-Crawling im Jahr 2024
Der Untergrund - Eine Welt für sich
Monomyth spielt in der Festungsstadt Lysandria, wo ihr nach einem seltenen Artefakt sucht. Von ihm versprechen sich die überlebenden Menschen der untergegangenen Königreiche ihre Rettung vor den katastrophalen Stürmen, die die Mehrheit in Untergrund getrieben haben - hier spielt auch ein Großteil des Rollenspieles.
Spielprinzip: Wer Monomyth startet, findet sich in einem klassischen Ego-Rollenspiel wieder. Zu Beginn erstellt ihr euch einen Charakter, indem ein Name gewählt, Attribut- und Skillpunkte verteilt sowie ein Porträt ausgesucht wird. Das Gameplay im Anschluss ist ein Mix aus Erkundung, Kampf, Schleichen und Interaktion mit der Umgebung.
So wollen Hebel umgelegt, Kistenstapel erklettert und Monster in den klammen Untergrund-Gängen gejagt oder kauernd im Schatten vermieden werden. Allerdings versammeln sich auch immer wieder euch wohlgesonnene Gruppen. Dort erhaltet ihr während Gesprächen nicht nur Aufgaben oder Tipps, sondern auch Gelegenheit, um erbeutete Gegenstände zu erkaufen oder euch mit Vorräten einzudecken.
Dialoge à la Morrowind und Daggerfall: Beim Dialogsystem sind die Vorbilder unverkennbar. Ihr wählt ähnlich wie in The Elder Scrolls 2: Daggerfall oder beim dritten Serienableger Morrowind Stichpunkte aus einer Liste und erhaltet unumwunden eine Text-Antwort. Sprachausgabe ist vorhanden, aber die Demo ist nicht voll vertont.
Ein Hauch Souls: Schreine dienen ähnlich wie in Souls-Likes zum Aufleveln sowie als Wiederbelebungspunkte, sollte der Spieler das Zeitliche segnen. Genretypisch bleibt am Todesort Erfahrung zurück, die darauf harrt, wieder eingesammelt zu werden.
Allerdings ist dieser Part des Erlebnisses rein optional, denn ihr könnt jederzeit speichern. Wer nicht will, muss also keiner Erfahrung nachjagen oder Wege gezwungenermaßen erneut zurücklegen.
Atmosphäre pur
Immersion und Interaktion: Auf den ersten Blick mag die Welt von Monomyth recht statisch daherkommen, aber das täuscht. Denn auch wenn das Spiel es nicht mit dem Physiksystem eines The Legend of Zelda: Breath of the Wild aufnehmen kann, könnt ihr dennoch mit dem Feuer spielen - buchstäblich.
Mit Fackeln lassen sich beispielsweise hölzerne Gegenstände anzünden oder roh abgelegte Kost wird neben einem Lagerfeuer nach kurzer Zeit zu einem nahrhaften Mahl. Zudem greift Feuer auch von einem zum nächsten flammbaren Gut über, cool!
So oder so setzt Monomyth überall, wo es Sinn ergibt, darauf, den Spieler Hand anlegen zu lassen. Die Reparatur von Items läuft zum Beispiel so ab: Ihr erhitzt ein beschädigtes Schwert in einem Schmiedefeuer und hämmert danach mit einem Hammer darauf herum - voilà, es werde wieder ganz.
Zugegeben, dabei wird sicher einem jedem echten Schmied vor Entsetzen schummrig, doch die meisten Rollenspiele beschränken solche Handwerkstätigkeiten ja eher auf Menüs.
Werfen, hinsetzen, musizieren: Allerorts fällt direkt auf, dass es dem Soloentwickler wichtig ist, eine glaubhafte Welt zu erschaffen. So wirkt nicht nur das teils Deus-Ex-artige Leveldesign organisch, sondern auch die Möglichkeiten zur Interaktion gehen weit über das Notwendige hinaus:
Auf Stühle kann sich gesetzt, vieles kann geworfen und physikalisch glaubhaft zerdeppert oder gestapelt werden und es gibt benutzbare Musikinstrumente! Mit den Zahlentasten könnt ihr einzelne Töne erklingen lassen.
Präsentation: In Sachen Grafik und Sound macht Monomyth einen ordentlichen Eindruck. Vor allem letzterer gehört zur eindeutigen Stärke des Titels. Düster donnernde Rhythmen kriechen durch die Gänge, der Widerhall von Stimmen fängt sich im Gewölbe und das abartige Kreischen der Monster zerschneidet bestialisch die Stille. Toll! Allgemein gehört die Atmosphäre zu den Highlights der Demo.
Und auch die Grafik enttäuscht nicht. Mit der Unreal Engine 4 setzt Michael Tröls Licht und Schatten gekonnt in Szene. Modelle und Texturen sind knackscharf bis mindestens ordentlich, allerdings sollte niemand Wunder erwarten. Vor allem bei Animationen und Charaktermodellen sind die beschränkten Ressourcen zu erahnen. Schlecht sind beide aber keinesfalls, allenfalls durchwachsen.
Vielfalt bei Angriff und Verteidigung
Das Ego-Rollenspiel bietet euch das volle Klassik-Arsenal: Magie mit mehreren Schulen und Fern- sowie Nahkampf mit mehreren Waffengattungen. Doch egal womit ihr euren Feinden nach dem Dasein trachtet, müsst ihr auf euren Ausdauer- oder Manavorrat achten.
Aktuell wirkt auf uns der Nahkampf am ausgefeiltesten, vor allem das Bogenschießen wirkt im Vergleich roh und fühlt sich weniger spielerisch zufriedenstellend an. Derweil machen die Zauber, die wir bisher gesehen haben, einen optisch wie spielerisch interessanten Eindruck.
Wir hatten auch bereits 2021 einen Blick in die Kickstarter-Demo geworfen und uns damals mit dem Entwickler unterhalten. Wer sich also für einen noch tieferen Einblick in die Hintergründe interessiert, ist dort im Anschluss richtig aufgehoben.
Was hat uns gefallen, was ist noch unklar?
Das hat uns gefallen
- Atmosphärisch ist Monomyth eine Wucht!
- Sound und Musik machen allesamt bisher einen stimmungsvollen Eindruck.
- Die Grafik ist vor allem in Anbetracht der minimalst-möglichen Teamgröße ordentlich bis teils ausgezeichnet.
- Die Optionen zur Interaktion mit der Umgebung machen einfach Spaß!
- Das Dialog- und Inventarsystem wirken durchdacht und passend zum Ansatz von Monomyth.
Das ist noch unklar
- Wie wird die Geschichte ausfallen? Schaffen es die Dialogfenster sie gut zu transportieren?
- Werden die altbackenen Charaktermodelle und Animationen der Atmosphäre doch auf lange Sicht abträglich sein?
- Machen alle Spielstile und Wege ähnlich viel Spaß? Sind alle zu Release gleich gut poliert?
Wann erscheint Monomyth? Auf Steam ist derzeit nur ein Bald
zu lesen, doch ein Blick in die Änderungshistorie auf SteamDB lässt Hoffnung auf einen baldigen Release aufkommen. Vor wenigen Monaten stand für eine Weile der 15. März 2024 in der Datenbank von Valve.
Auch herausgelöscht könnte es aber weiterhin ein Indiz dafür sein, dass wir berechtigt noch auf einen Release in den nächsten Monaten hoffen können.
Habt ihr bereits den Bogen geschultert, das Zauberbuch entstaubt und die Klingen geschärft? Wird euch die Demo oder sogar wahrscheinlich die Vollversion in die Gewölbe von Monomyth locken? Oder ist dieser im Kern eher altmodische Ansatz nichts für euch? Schreibt uns eure Meinung und Gedenken gerne in die Kommentare!
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