Wenn ich in Need for Speed: Heat vor dem Überfahren der Ziellinie nicht mindestens einen KI-Gegner überrunde, fühle ich mich nur wie ein halber Mensch. Zumindest bis ich den Schwierigkeitsgrad hochdrehe - erst dann leistet der Computer nämlich ansatzweise Widerstand und lässt sich nicht so weit abhängen, dass der Entfernungsmesser am Bildschirmrand die Distanz zum Zweitplatzierten nur noch in Kilometer anzugeben vermag.
Aber hey, ich mag es zu gewinnen! Und im neuen Need for Speed von 2019 reihe ich Sieg an Sieg - aber irgendetwas fehlt lange Zeit. Ach ja, richtig, die Herausforderung! Vielleicht vermisse ich ja deshalb nicht die üblichen Verdächtigen - Cockpitperspektive und ein Soundtrack, der ans spielerisch maue, audiotechnisch aber geniale Need for Speed: Undercover heranreicht - sondern ein von Rennspiel-Fans seit jeher kontrovers diskutiertes »Feature«.
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Sagt mal, geht's nur mir so, oder wäre Need for Speed: Heat mit einer konsequenter eingesetzten Gummiband-KI ein besseres Spiel? Ich weiß, ich kann es gerade selbst nicht fassen, dass ich solch einer schändlichen Casual-Gamer-Erfindung nachtrauere. Schließlich ist das Gummiband oder der »rubber banding«-Effekt inzwischen sogar in Arcade-Racern wie Need for Speed allgemein verpöhnt. Vom Spieldesigner verordneter Betrug, damit Autos dynamisch schneller oder langsamer werden, um sich den Fahrkünsten des Spielers anzupassen? Pfui, Teufel! Oder?
Entwickler Ghost Games jedenfalls hat nach Kritik an den Vorgängern die Gummiband-KI für den jüngsten Teil der Serie fast gänzlich eliminiert. Nach mehreren Wochen, in denen ich mir illegale Straßenrennen mit der Heat-KI geliefert habe, melde ich aber leise Zweifel daran an, ob das so eine gute Idee war: Ein paar Tricksereien vor allem auf dem normalen Schwierigkeitsgrad wären gar nicht verkehrt. Denn das Gummiband kann ja auch mal in die andere Richtung schnappen.
Der Autor
Peter Bathge hat ein Herz für Arcade-Rennspiele - aber auch nur für die. Zu viel Simulation (Wie jetzt, manuelle Schaltung?) und er steigt aus. Bei Need for Speed hat er über die Jahre einige Wissenslücken angesammelt (Porsche, unverzeihlich - Payback, wen juckt's?), aber zur Zeit von Underground und Most Wanted war er ein großer Serien-Fan. Das 2013er-Reboot fand er gar nicht schlecht - und Forza Horizon 3+4 hat er monatelang mit Freude gespielt.
Das neue Need for Speed: Überraschend gut
Need for Speed: Heat ist eines dieser Spiele, das objektiv gesehen so einige Mängel hat - aber beim Spielen vergesse ich sie irgendwann, weil ich gerade so viel Spaß habe. Schnelle Autos, die halbwegs realistisch röhren, schicke Spiegeleffekte auf der nassen Straße, ein tolles Geschwindigkeitsgefühl (zumindest in der Stoßstangenperspektive) - das entschädigt für aufpoppende Streckendetails oder fehlende Sortierfunktionen beim Neuwagenkauf.
Heat ist vielleicht nicht ganz die lang erhoffte Rückkehr zu den alten Hochzeiten der Serie. Aber Need for Speed war auch schon mal viel schlechter. Und nach den ersten negativen Reaktionen auf die E3-Demo war ich von der Qualität des fertigen Spiels umso positiver überrascht.
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