Als kleines Kind konnte ich stundenlang in Buchstabensuppe versinken. Also nicht wortwörtlich - ich lag natürlich nicht mit dem Gesicht in der Brühe. Aber ich mochte es, das Treiben der kleinen Nudeln zu beobachten.
Wie die Vokale ihre eigenen kleinen Gruppen formten. Wie sich das S in anderen Buchstaben verhakte und sie durch sein Gewicht in die Tiefen der Suppenschüssel zog. Oder wie das einsame N am Rand entlangplantschte. Hin und wieder stocherte ich mit meinem Löffel umher, um zu beobachten, wie sich diese Konstrukte wieder lösten und neu formten.
Weil man aber nicht mit Essen spielt, habe ich heute einen kleinen Geheimtipp, der mir ein ganz ähnliches Gefühl verleiht. Für 5 Euro bekommt ihr aktuell fünf Päckchen Buchstabensuppe von Maggi - oder das Steam-Spiel In Other Waters, das für mich schon jetzt das einzigartigste und außergewöhnlichste Spiel des Jahres ist!
Mehr als nur ein Interface
Ok, ok, ich weiß, was ihr jetzt denkt, nachdem ihr die ersten Bilder von In Other Waters gesehen habt. Aber lasst mich euch erklären, warum die fehlende Grafik sogar zu den Stärken des Spiels gehört! Das Interface ist nämlich gar nicht so langweilig, wie es zunächst scheint. Ganz im Gegenteil: Es eröffnet mir eine ganz neue Ebene von Storytelling.
Ich schlüpfe in die Rolle einer Künstlichen Intelligenz, die in einem Tauchanzug verbaut ist. Dabei begleite ich die Xenobiologin Ellery auf dem außerirdischen Planeten Gliese 677Cc, die sich auf die Suche nach ihrer verschollenen Kollegin Minae Nomura macht.
Die Grafik nimmt sich dabei stark zurück. Ich beobachte den Meeresgrund wie durch eine Lupe und sehe eine topographische Karte der Umgebung und ein paar Geräte, die mir zur Verfügung stehen. Das Wuseln von außerirdischen Spezies beobachte ich als kleine, gelbe Pünktchen und Cluster auf der Karte. Ich sehe, wie die Organismen auf mich reagieren oder wie sie miteinander kommunizieren.
Auch der Gameplay-Loop gestaltet sich recht simpel. Ich scanne die Umgebung und klicke auf die aufploppenden Symbole. Dreiecke markieren Punkte, an die ich mich bewegen kann. Andere Symbole stehen für außerirdisches Leben, das ich erforsche. Kleine Texte erklären mir nebenher, wie meine Umgebung aussieht und welchen Kreaturen ich gerade begegne. (Eine deutsche Übersetzung gibt es übrigens aktuell leider nicht.)
An bestimmten Stellen kann ich auch Proben der Organismen entnehmen und diese dann zu meinem Vorteil nutzen. Manche Lebewesen spenden mir Sauerstoff in einer kontaminierten Zone. Andere locken ihre Artgenossen an und blockieren damit starke Strömungen. Wiederum andere verscheuchen Scharen der außerirdischen Tierchen und machen mir damit den Weg frei.
Das friedliche Beobachten der Bewegungen und das Durchklicken durch die unbekannte Welt versetzen mich in einen tiefenentspannten Trance-Zustand - so wie damals die Buchstabensuppe!
Eine etwas andere Art des Storytellings
Weil In Other Waters stark einschränkt, was ich auf dem Bildschirm vor mir sehe, erlebe ich die Welt von Gliese 677Cc auf eine vollkommen andere Art als gewöhnliche Spielwelten. Während ich die kurzen Infotexte überfliege, explodiert vor meinem inneren Auge eine farbenfrohe Unterwasserwelt mit unterschiedlichsten Kreaturen.
Während ich den Mysterien des fremdartigen Planeten auf den Grund gehe, zieht mich dieses eigentlich so unscheinbare Interface immer mehr in die faszinierende Umgebung hinein. Manche Gebiete sind dabei gefährlicher als andere. Die Kombination aus atmosphärischer Soundkulisse und ein verändertes, dramatisches Farbschema der Nutzeroberfläche kitzelt in düsteren Momenten zusätzlich meine leichte Thalassophobie.
Mit der Zeit vergesse ich sogar, dass ich nur vor einem limitierten Interface sitze und auf kleine Punkte klicke. Nach stundenlanger Erkundung einladender Korallenriffe, düsterer Schluchten, verlassener Forschungsstationen und der offenen See muss ich erstmal wieder aus dem Hypnose-Zustand erwachen.
Ich bin froh, dass ich diesem auf den ersten Blick so unzugänglichen Spielchen eine Chance gegeben habe. Aktuell bekommt ihr das außergewöhnliche Tauch-Abenteuer für gerade mal 5 Euro bei Steam (bis 29. Juni) oder im Nintendo eShop (bis 25. Juni) für eure Switch.
Wenn ihr auch Lust auf ein entschleunigtes und fast schon therapeutisches Spielerlebnis habt, das euch mit einer besonderen Art von Storytelling verzaubert, dann lasst euch In Other Waters auf keinen Fall entgehen!
Seid ihr nun fest entschlossen, In Other Waters eine Chance zu geben? Dann schreibt mir im Anschluss gerne in die Kommentare, wie euch das Unterwasser-Abenteuer gefallen hat, ich bin gespannt!
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