Fazit der Redaktion
Christoph Liedtke
@vAronized
Im Test der Geforce RTX 2060 wird schnell deutlich, dass sie durch den nur leicht beschnittenen TU106-Grafikchip über ihr gewohntes (und von uns erwartetes) Ziel hinausschießt: das Mainstream-Segment. Stattdessen mischt sie in Sachen Performance eher in der Oberklasse mit – der Rückstand zur RTX 2070 beträgt in unseren Benchmarks durchschnittlich nur 14 Prozent.
Das hat sowohl positive als auch negative Effekte: Einerseits ist so der Preis von 369 Euro für das Gebotene durchaus in Ordnung – auch wenn wir uns einen niedrigeren Startpreis gewünscht hätten. Allerdings sollen die Preise laut unseren Kontakten aus der Industrie bei Custom Modellen der RTX 2060 durchaus noch sinken. Aktuell verpasst Nvidia mit der RTX 2060 aber noch die Chance, die Turing-Architektur und somit auch Raytracing (das zumindest in Full HD und in Battlefield 5 spielbar läuft) für den Massenmarkt interessant(er) zu machen, denn die Mehrheit der Spieler kauft im Bereich bis 250 oder maximal 300 Euro.
Ungeachtet von aktuellem Startpreis, Raytracing und DLSS ist die RTX 2060 aber eine rundum solide Grafikkarte. Sie ist so schnell wie eine GTX 1080, damit flott genug für WQHD-Gaming, agiert dabei leise und bleibt auch noch verhältnismäßig kühl – einziger umstrittener Punkt, auf den sich die Kritik momentan konzentriert, ist aber der nur 6,0 GByte große Videospeicher.
Zwar stellen 6,0 GByte VRAM derzeit unseren Erfahrungen nach bislang nur selten ein echtes Problem dar, vor allem nicht in Full HD- und WQHD-Auflösung. Zukünftig wird sich das aber ziemlich sicher ändern. Die Frage ist allerdings, wann – und ob die RTX 2060 dann überhaupt noch relevant ist.
Sie könnte bis dahin auch schon zum alten Eisen gehören und daher wäre es hinnehmbar, wenn man in dann aktuellen Spielen ein paar Details reduzieren muss für flüssige fps. Wann dieser Punkt gekommen sein wird, dass 6,0 GByte VRAM auf breiter Front zu wenig für hohe Details sind, ist derzeit nur schwer vorhersehbar.
Dass Videospeicher tendenziell immer stärker beansprucht wird, zeigt unter anderem der Vergleich des inzwischen fast vier Jahre alten The Witcher 3 samt offener Welt mit dem Ende 2017 erschienen Wolfenstein 2 und deutlich kleineren Umgebungen: Ersteres belegt bei maximalen Details selbst in 4K keine 4,0 GByte, letzteres füllt die 6,0 GByte VRAM der RTX 2060 schon in Full HD fast vollständig.
Dabei muss man allerdings bedenken, dass ein zu großen Teilen reservierter VRAM nicht zwingend mit Performance-Problemen und/oder (zu) spät ladenden Texturen gleichzusetzen ist und dass Spiele hier auch unverhältnismäßig über die Stränge schlagen können.
Trotzdem ist dieses wirtschaftliche Kalkül der größte Knackpunkt an der RTX 2060, denn wer sich in größerer Speicher-Sicherheit wiegen will, muss zur RTX 2070 mit 8,0 GByte VRAM greifen und einen ziemlich hohen Aufpreis von 120 Euro für 14 Prozent mehr Leistung in Kauf nehmen.
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