Auf den ersten Blick dominieren bei Pen-&-Paper-Rollenspielen nur die Daten und Zahlen. Es gibt zu großen Türmen gestapelte Regelbücher, hinter denen sich Meister mit einem hämischen Grinsen verstecken. Bevor es aber in das Abenteuer gehen kann, ist allein schon die Charaktererstellung ein Kraftakt. Einfach die höchstmöglichen Zahlen eintragen? Das klappt nicht.
Stattdessen gibt es auch hier viele Kleinigkeiten zu beachten, um der Tabula Rasa ein Gesicht zu geben. Aussehen, Herkunft, Kindheit - alles muss zu Papier gebracht werden. Plötzlich werden aus den bloßen Zahlen und ein paar Stichpunkten greifbare Personen. Es fühlt sich an wie eine Geburt. Und sollte der Avatar einmal sterben, wirkt der Charakterbogen wie eine alte, verblasste Fotografie.
Je mehr Held oder Heldin erlebt haben, desto abgegriffener ist das Stück Papier. Hell und dünn sind die Stellen, wo mit dem Radiergummi die mit Bleistift eingetragenen Werte nach oben korrigiert wurden. Viele Spieler verwahren ihre Helden in der Schublade. Und wenn sie sie viele Jahre später wieder hervorholen, erwachen die Abenteuer vor ihrem geistigen Auge wieder zum Leben.
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Melancholische Gedanken
Pen-&-Paper-Rollenspiele sind ein Gefühl. Wenn mehrere Personen an einem Tisch sitzen und spielen, sind sie vielleicht physisch da, aber ihr Geist hat sich längst aus dem Raum begeben. Gemeinsam durchstreifen sie fremde Lande, wandern durch Täler und über Gebirge, nehmen mysteriöse Aufträge von dubiosen Gestalten an und erkunden düstere Verliese.
»Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich mich damals mit Freunden in der Moscow State University eingeschlossen und Dungeons & Dragons gespielt habe,« erinnert sich Alexander Mishulin. Er ist der Creative Director des Oldschool-Rollenspiels Pathfinder: Kingmaker, das im Test eine Traumwertung kassierte, und schwelgt in Erinnerungen, als wir ihn nach seinem persönlichen Bezug zum Genre fragen.
»Wir waren damals so wie die Jungs aus Stranger Things. Nur eben in Moskau.« Sein erster Kontakt mit RPGs war allerdings nicht auf dem Tabletop, sondern auf dem PC. »Anfang der 90er waren Heimcomputer in Russland nicht unbedingt weit verbreitet. Aber mein Vater besaß aus beruflichen Gründen ein paar Exemplare, mit denen ich mich auseinandergesetzt habe.« Alexander grinst breit. »Mit anderen Worten: Ich habe ausgesprochen viel gespielt!«
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