Ist E-Sport echter Sport? Seit April befand sich die 25-köpfige Arbeitsgruppe des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) in Gesprächen, um eine einheitliche Positionierung zum E-Sport für sich zu definieren. Die finale Stellungnahme enttäuscht allerdings viele Branchenvertreter: Eine pauschale Anerkennung des E-Sports findet nicht statt.
Stattdessen unterscheidet die mächtige Dachorganisation des deutschen Sports zwischen »virtuellen Sportarten« und sogenanntem »eGaming«. Virtuelle Sportarten bezeichnen direkte Simulationen von »echten« Sportarten wie Fußball, Motorsport oder Basketball. Namentlich also Fifa 19, F1 2018 oder NBA 2K19. Folglich fallen alle anderen E-Sport-Titel wie Rainbow Six: Siege, Dota 2 oder Starcraft 2 unter den neu erschaffenen Begriff eGaming.
Prinzipiell muss so eine Differenzierung zwar nicht zwangsläufig zu Problemen führen, allerdings kommuniziert der DOSB klar, dass eGaming für ihn von gänzlich anderer Relevanz ist, als virtuelle Sportarten. So die DOSB-Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker:
"In den virtuellen Sportarten sehen wir für unsere Vereine und Verbände Potenzial für eine Weiterentwicklung. eGaming hingegen passt nicht zu dem, was den gemeinwohlorientierten organisierten Sport prägt. Sehr wohl sehen wir für uns die Aufgabe, die Sportvereine mit Qualifizierungen und Konzepten beim Umgang mit der modernen Jugend- und Alltagskultur eGaming zu unterstützen."
Es spricht also offenbar nichts dagegen, den virtuellen Fußball nach wie vor als Teil realer Fußballvereine zu unterstützen und als eigenständige Disziplin nach vorne zu treiben. Die Verantwortung dafür liegt allerdings bei den jeweiligen Sportverbänden. Anders sieht die Sache bei E-Sport-Titeln wie Rainbow Six: Siege aus, die aus diversen Gründen nicht dem Wertekanon des DOSB entsprechen.
Zwar sei nicht ausgeschlossen, dass es durchaus unterstützenswerte eGaming-Spiele mit übereinstimmendem Wertekosmos geben könne, doch das Statement des DOSB liest sich trotzdem wie eine recht strikte Absage an die sportliche Emanzipation von Dota 2, LoL und Co.
Warum ist das relevant?
Dass der E-Sport als eigenständiger Verband im DOSB vertreten wird, ist durch die Haltung der Vereinigung sehr unwahrscheinlich. Auch eine politische Abgabenänderung zur Stärkung des Games-Standorts Deutschland, der im Koalitionsvertrag festgehalten wurde, ist nach Ansicht des DOSB nicht notwendig, da digitale Spiele ohnehin in erster Linie als kommerzielle Produkte vertrieben werden und keine Gemeinwohlorientierung aufweisen.
Kaum verwunderlich, dass der deutsche game-Verband sowie der eSport-Bund Deutschland (ESBD) diese Stellungnahme kategorisch ablehnen. So game-Geschäftsführer Felix Falk:
"Der DOSB hat E-Sport leider nicht verstanden, wie nicht zuletzt die konstruierte Unterscheidung zwischen 'virtuellen Sportsimulationen' und 'eGaming' zeigt. Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass sich klassischer und digitaler Sport sehr gut ergänzen und sehen große Potenziale gerade für die Jugendarbeit lokaler Sportvereine. Die Bundesregierung sollte die im Koalitionsvertrag vereinbarte Anerkennung der Gemeinnützigkeit von eSports für die Entwicklung des Breitensports zeitnah umsetzen."
ESBD-Präsident Hans Jagnow kritisiert die Einflussname auf politische Prozesse ebenfalls:
"Diesen Versuch der politischen Einflussnahme des DOSB über den sportlichen Bereich hinaus halten wir für absolut unangemessen. Das ist respektlos gegenüber den vielen Menschen, die im E-Sport jeden Tag ehrenamtlich gesellschaftliche Arbeit leisten. [...] Monatelang hat sich der DOSB über eSport ausgetauscht und informiert, aber die Positionierung zeigt, dass es weiterhin kaum Verständnis über die eSport-Bewegung gibt."
Am 28. November findet eine E-Sport-Anhörung im Sportausschuss des Bundestags statt. Die Zeichen für eine gezielte Förderung und Institutionalisierung deutscher E-Sport-Vereine stehen vermutlich nicht besonders günstig.
Quelle: Via Gameswirtschaft und Sport1
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