Eine gute Open World braucht für mich weder eine Story noch Missionen. Zumindest, wenn die Entwickler es richtig anstellen. Denn eine fremde Welt kann für sich existieren, mit ihren Geheimnissen locken und Geschichten aus jeder Pore atmen - ohne dass mich ein als Questgeber getarnter Fremdenführer von einem Hotspot zum nächsten schubst.
Eine faszinierende Open World will ich von selbst kennenlernen, weil sie die Abenteurerin in mir herauskitzelt. Damit das gelingt, braucht es aber ein mächtiges Erzählwerkzeug, das leider viel zu oft verschmäht oder nur stiefmütterlich behandelt wird. Dabei kann Environmental Storytelling unsere Wahrnehmung einer Spielwelt komplett auf den Kopf stellen.
Die Autorin: Elena (@Ellie_Libelle) hat sich im Game-Art-Studium viel mit Level Design und offenen Welten befasst. Die faszinieren sie deshalb nicht nur spielerisch, sondern auch handwerklich. Für sie reizen viele Spiele ihre Möglichkeiten längst nicht aus - zu groß ist die Sorge, Spieler zu verwirren oder gar ganz zu verprellen. Dabei verbergen sich für sie die spannendsten Geschichten oft in kleinen Details, die einem erst auf den zweiten Blick auffallen - beispielsweise eine Verschwörung, die sich in Cyberpunk 2077 komplett ohne den Spieler oder eine Quest darum entspinnt. Oder NPCs, die in The Witcher 3 ein skurriles Eigenleben führen.
Environmental Storytelling oder: Was ist hier passiert?
Environmental Storytelling heißt, die Welt sprechen zu lassen. Sie erzählt ihre Geschichte aber nicht mit Worten, sondern über Eindrücke. Der Spieler bemerkt vielleicht eine Blutspur und überlegt unwillkürlich, wo sie hinführt. Er oder sie stellt sich die Frage: Was ist hier passiert? Und beginnt selbst damit, nach der Antwort zu suchen.
Wie ein Detektiv, der sich über einen Tatort beugt, rekonstruiert man das Geschehen, sammelt Hinweise wie Puzzlestücke und setzt sie neu zusammen. Ich werde so zur Mit-Erzählerin, die ihre Version der Story erlebt und sie deshalb tief verinnerlicht. Alles wird so viel persönlicher, intimer und individueller, weil ich direkt involviert bin, statt nur eine unbeteiligte Zuschauerin.
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