Seite 2: Pathfinder – Exklusiv: Wie Wrath of the Righteous klassische Rollenspiele retten soll

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Begleiter sind ein Teil der Welt

Baldur's Gate hat seinerzeit vorgemacht, wie wichtig interessante Begleiter sind – eine Lehre, die sich seitdem zumindest im traditionellen RPG-Genre etabliert hat.

Es gibt inzwischen aber auch andere Strömungen, wie sich ein wenig bei Baldur's Gate 3, vor allem aber bei Solasta zeigt. Baldur's Gate 3 setzt etwa auch einen großen Wert auf Multiplayer. Hier können wir dann zusammen mit bis zu drei Freunden eigene Charaktere erstellen und sind damit keineswegs auf vorgefertigte Begleiter angewiesen.

In Solasta gibt es derweil überhaupt keine vorgefertigten Begleiter. Hier gehört es zum Spielkonzept, gleich zu Beginn eine ganze Gruppe selber zu erstellen. Diese generischen Helden bekommen dann aber eine Persönlichkeit verliehen und verhalten sich in Gesprächen entsprechend.

In dem Indie-RPG Solasta entscheidet ein Algorithmus im Hintergrund, welcher eurer Helden welche Antworten gibt. Das funktioniert erstaunlich gut, einen tiefgründigen Hintergrund bekommen sie dadurch aber nicht. In dem Indie-RPG Solasta entscheidet ein Algorithmus im Hintergrund, welcher eurer Helden welche Antworten gibt. Das funktioniert erstaunlich gut, einen tiefgründigen Hintergrund bekommen sie dadurch aber nicht.

Mishulin und sein Team wollen sich bei den Begleitern aber bewusst nicht von der etablierten Norm lösen. Wrath of the Righteous wurde nie als Multiplayer konzipiert und würde diese Spielweise nicht unterstützen. Man will sich vollständig auf den Singleplayer konzentrieren. Ein System für generische Begleiter gibt es mit den Söldnern, diese können laut Mishulin einen richtigen Begleiter aber nie ersetzen:

"Die Welt sollte sich nicht nach den Bedürfnissen des Spielers verändern. Seelah ist zum Beispiel ein ikonischer Charakter und sie ist eine Paladin mit einer Hintergrundgeschichte. Sie hat eine gewisse Sicht auf die Welt, die sie über Dialoge und Reaktionen ausdrückt. Das macht sie interessant. Wenn ich diesen Charakter als Söldner baue mit allen Stats und einer freundlichen Persönlichkeit, wird sie immer noch eine Figur sein, die ich gebaut habe. Aber es wäre dann eben kein Charakter, der wirklich in der Welt lebt. "

Darüber hinaus erlauben es vorgefertigte Charaktere den Entwicklern bereits in der Planungsphase, ein wenig zu experimentieren. Wenn sie eine spannende Idee für einen Begleiter haben, dann können sie ein Feature umsetzen, das explizit auf diesen Charakter zugeschnitten ist. Der Bogenschütze Lann gehört beispielsweise einem recht ausgefallenen Volk an:

"Einen Begleiter, den ich wirklich mag, weil er gut in die Gruppe und die Story passt, ist Lann. Lann ist ein Zen-Mönch-Bogenschütze. Einen Mönch-Gefährten hatten wir in Kingmaker nicht. Er ist sehr hoffnungsvoll, sehr loyal. Er gehört zum Volk der Mongrelman, das sind Kinder der ersten Kreuzritter, die verdorben wurden. Er macht Witze darüber, dass er ein wenig Ziege, ein wenig Echse und ein wenig Mensch ist. Sie haben eine sehr kurze Lebensspanne und er will seinem Stamm helfen. "

Der Mongrelman Lann gehört zu den persönlichen Favoriten von Mishulin. Dieser treue Recke kann im Fernkampf austeilen, aber aufgrund seiner Mönch-Fähigkeiten auch im Nahkampf bestehen. Der Mongrelman Lann gehört zu den persönlichen Favoriten von Mishulin. Dieser treue Recke kann im Fernkampf austeilen, aber aufgrund seiner Mönch-Fähigkeiten auch im Nahkampf bestehen.

Um sicherzustellen, dass es genug Abwechslung bei den Begleitern gibt, verläuft die Auswahl bei Owlcat Games in drei Phasen. Zuerst überlegen sie, welche Figuren aus den Abenteuerbänden der Vorlage spannend sind, dann denken sich die Narrative Designer eigene Figuren aus.

In der dritten Phase schauen sich die Entwickler schließlich an, was spielerisch noch fehlt. Hat man zu wenig Fernkämpfer, kommt einer rein. Sind zu viele Charaktere rechtschaffen, ergänzt man Figuren mit einer chaotischen Ader. Insgesamt wird es zehn mögliche Begleiter geben, die aber nicht alle sofort am Anfang auftreten.

Die Zukunft der klassischen Rollenspiele

Was Pathfinder: Wrath of the Righteous also an inszenatorischem Bombast oder innovativen Ideen fehlt, macht es mit charakterlicher Tiefe und einem riesigen Helden-Baukasten wett. Es setzt auf die selben Stärken, die das Genre der klassischen Rollenspiele überhaupt erst groß gemacht haben. Bereits in der Vergangenheit äußerte Mishulin auch gar keine Sorge, dass ihnen Baldur's Gate 3 die Spielerschaft abgraben könnte.

Inszenierung in Pathfinder Pathfinder bleibt auf Distant. Wie schon Kingmaker sehen wir unsere Helden hauptsächlich aus der Iso-Perspektive. Auch in Gesprächen.

Inszenierung in Baldur's Gate 3 In Baldur's Gate 3 werden Gespräche filmreif inszeniert. Die Kamera ist nah an den Charaktermodellen und alle Gespräche sind vertont.

Die Zielgruppe wird immer größer und das Genre entwickelt sich laut Mishulin in ganz unterschiedliche Richtungen. Mit Spielen wie Baldur's Gate 3 und Solasta wird das Genre facettenreicher, das bedeutet aber immerhin nicht, dass Fans alter Tugenden urplötzlich anfangen zu verschwinden.

"Wir entwickeln das Genre in verschiedene Richtungen. Wir vergrößern damit die Vielfalt und das wird mehr Spieler anlocken. Larian geht es um die kooperative Erfahrung, und das machen sie super. Da gleichzuziehen, ist ziemlich schwer. Wir versuchen Echtzeit mit Pause zu optimieren, es soll taktischer werden und der Spieler soll mehr Kontrolle haben. Solasta geht einen eigenen Weg mit dem Raster und wie die Fähigkeitenproben dort funktionieren. [...] Ich glaube, das CRPG-Genre wächst, verändert sich und wird stärker. "

Und letztlich profitieren davon die Spieler. Die Zeiten sind vorbei, in denen klassische Rollenspiele sich nur im Detail unterschieden haben. Auch Spiele wie Disco Elysium gehen ganz neue Wege. Zur Vielfalt gehört aber eben auch das, was schon immer da war.

Und diese traditionellen Tugenden verkörpert Pathfinder weiterhin. Es wird spannend zu sehen, ob die Spieler es Mishulin und seinem Team dann auch danken und ob Wrath of the Righteous gut genug wird, um den Mantel des wahren Baldur's-Gate-Erben von Kingmaker zu übernehmen. Denn auch, wenn Baldur's Gate 3 seinen Namen trägt, fühlt sich Pathfinder einfach mehr nach Baldur's Gate an.

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