Wenn uns im richtigen Leben jemand beklaut, betrügt, körperlich verletzt oder anderweitig Schaden zufügt, nehmen wir für gewöhnlich nicht persönlich Rache am Missetäter, sondern bringen die Sache vor Gericht. Statt unseren Widersachern Schandtaten nach eigenem Ermessen heimzuzahlen, sorgt der Gesetzgeber dafür, dass Straftaten angemessen geahndet werden.
Trotzdem ist der Wunsch nach Rache etwas, das die meisten von uns sicher schon einmal verspürt haben.
Ich persönlich wünsche beispielsweise den Leuten, die vor einigen Wochen tonnenweise Klopapier gehortet haben, für die nächsten acht Monate ununterbrochenen Durchfall. Das lässt sich rechtlich wohl eher nicht durchsetzen, und die gesamte vorrätige Schachtpappe in einem Supermarkt zu kaufen ist ja auch erst mal keine Straftat, aber nach meinem Gerechtigkeitsempfinden haben solche Egoisten trotzdem einen Dämpfer verdient.
Friedlichere, vernünftigere Zeitgenossen neigen von Natur aus womöglich nicht ganz so stark zur Rachsucht. Doch dann kann uns unser Umfeld immer noch dazu antreiben, es jemandem mit gleicher Münze heimzuzahlen. Vielleicht hat euch ja auch schon mal jemand angepöbelt und ihr habt es ignoriert, wolltet die Situation entschärfen. Das ist es nicht wert, keine Lust auf Stress. Ein »lässt du dir das etwa gefallen?« des besten Kumpels kann eure Reaktion aber ganz schnell ändern, weil wir von unserem Umfeld nicht als schwach oder feige wahrgenommen werden möchten. Ähnlich wie Liebe, Trauer oder Verlust ist das Bedürfnis nach Rache etwas, das wir alle kennen und nachempfinden können. Etwas, das uns dem Protagonisten in einer guten Rachegeschichte die Stange halten lässt und uns in Spielen motiviert. Hier sind einige Rachegeschichten, die mir persönlich stark in Erinnerung geblieben sind.
Der Autor
Mit Rachegeschichten in Spielen befasst sich unser freier Autor Sascha Penzhorn schon seit den späten 80ern auf dem Sega Master System. Beispielsweise in Wonder Boy, wo Held Tom Tom seine Freundin Tina aus den Fängen eines bösen Königs befreien und ihm den Schädel spalten muss. Oder in My Hero, dem Beat 'em Up, in dem Held Steve Rache an einer Straßengang nimmt, als diese seine Freundin Remy entführt. Oder Double Dragon, in dem die Helden Billy und Jimmy Lee Rache am Anführer einer Straßengang nehmen, als er deren Freun... okay, vielleicht waren Rachegeschichten früher noch nicht sehr einfallsreich. Immerhin: Im Spiel Dynamite Düx nahm man damals zwar auch Rache für die Entführung der jungen Lucy, dort spielte man aber eine Ente, die Lucys Haustier war! Für Master System wurde die Story dann nochmal leicht abgeändert und die Ente ist dort Lucys Lover, der von ihrem Entführer in schwimmendes Federvieh verwandelt wurde. Quak!
Max Payne, PC, 2001
Eine unglaublich gut erzählte Rachegeschichte liefert Max Payne mit seiner Film-Noir-Story. Ihr spielt den namensgebenden Polizisten, der eines Abends nach Hause kommt und in seinem Haus einige durchgedrehte Junkies vorfindet, die eiskalt Max' Frau und seine kleine Tochter ermorden. Die Killer sind high auf einer Designerdroge namens Valkyr - ein Ansatzpunkt für die Rachefeldzug des Helden.
Max ermittelt zunächst mit den Kollegen von der Polizei, was es mit der Droge auf sich hat und wer sie in Umlauf bringt. Später kämpft er auf eigene Faust gegen die Drahtzieher der Valkyr-Flut und die Mörder seiner Familie. Dabei nimmt er es mit einer Überzahl von Gegnern auf, die für gewöhnlich einige Kugeln mehr einstecken können als Max selbst. Schaffbar wird das durch die Bullet-Time-Mechanik, mit der ihr die Zeit verlangsamen und euch mehr Übersicht im Kampf verschaffen könnt. Zudem ist die Hauptfigur ein wahrer Akrobat. Es macht auch heute noch tierisch Spaß, in Zeitlupe mit einem Hechtsprung in einen Raum zu stürmen und mit zwei Knarren ein halbes Dutzend Gegner wegzubratzen, bevor die Zeit wieder in normalem Tempo verrinnt.
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