Bei Pillars of Eternity entwickeln sich winterliche DLCs langsam zu einem Trend. Beim Vorgänger gab es mit The White March 1 und 2 gleich zwei frostige Erweiterungen. The Beast of Winter (»Die Bestie des Winters«) heißt bei Pillars of Eternity 2: Deadfire das erste von drei Addons.
Im Test zeigt sich, dass sich der Preis von rund 10 Euro für das erste etwa sechs Stunden lange Paket vor allem für Story-Fans lohnt. Hier fügt The Beast of Winter interessante Hintergründe hinzu, die sogar zur Geschichte von Teil 1 zurückreichen. Spielerisch muss man dafür aber Abstriche machen. Denn der DLC schmeißt spaßige Innovationen aus dem Hauptspiel wie die Seefahrt kurzerhand wieder über Bord und ersetzt sie durch öde Rätsel.
Pillars of Eternity 2: Beast of Winter - Screenshots aus dem ersten DLC ansehen
Fakten zum DLC:
- Release: 2. August 2018
- Spielzeit: 6 Stunden
- Preis: 10 Euro
- DRM: nein (GOG)
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Oh nein, ich lebe noch!
Um den DLC zu starten, müsst ihr einen Speicherstand vor dem Finale laden. Sobald ihr nun ein wenig mit eurem Schiff herumsegelt, erhaltet ihr eine Einladung des Rymrgand-Priesters Vatnir. Um euer Gedächtnis aufzufrischen: Rymrgand ist der Gott von Chaos und Zerfall, dargestellt als weißer Auerochse. Vatnirs Heimat im Süden des Todesfeuer-Archipels wird von einem riesigen Eisberg bedroht. Wir sollen ihn allerdings nicht beseitigen, im Gegenteil: Die Gemeinde dort möchte den frostigen Weltuntergang mit uns feiern, den wir als Bote des Untergangs angeblich verursacht haben.
Weil die Apokalypse eigentlich ein ernstes Thema ist, lockert The Beast of Winter es mit ordentlich Humor auf. Eine gute Entscheidung: Die Inselbewohner sind wunderbar schräg drauf, freuen sich, wenn sie sterben und sind enttäuscht, wenn ein Monster sie verschont. Dadurch wird alles schnell ziemlich absurd, der DLC schafft es aber trotzdem, uns zum Nachdenken anzuregen.
So hält uns Vatnir unsere Taten aus dem ersten Pillars of Eternity vor, verdreht sie aber völlig. Er bejubelt uns zum Beispiel dafür, dass wir den tyrannischen Herrscher von Dyrwald entmachtet haben, was für Anarchie und Bürgerkrieg gesorgt hat. Haben wir trotz guter Absichten Leid verursacht?
Fesselnde Geschichtsstunde
Um das Addon voll auszukosten, sollte man deshalb beide Pillars-Titel gespielt haben. Dann liefert der DLC extrem interessante Hintergründe, die Storylücken aus den Vorgängern schließen. Um den ewigen Winter aufzuhalten, begeben wir uns nämlich ins Totenreich. Dort sollen wir für Rymrgand einen Drachen erledigen. Der flüchtet immer wieder aus der Unterwelt, was die Welten instabil macht und so für die eisige Kälte sorgt. Auf unserem Weg zur Flugechse klappern wir dabei historische Momente wie den Fall der heiligen Stadt Ukaizo oder die Schlacht gegen Waidwen ab.
Ihr erinnert euch: Waidwen war vom Gott Eothas besessen, der schließlich vom Götterhammer vernichtet wurde. Eine unglaublich mächtige Waffe, die einst unser Begleiter Durance aus Teil 1 entwickelt hat. Nun erleben wir hautnah, was passiert ist und erfahren sogar, warum Eothas seinerzeit Waidwen als sterbliche Hülle auserwählt hat.
Lahmer Begleiter, cooler Drache
Auf Story-Ebene macht der DLC damit fast alles richtig. Die einzige Ausnahme ist allerdings ausgerechnet der neue Begleiter Vatnir. Als ungläubiger Priester, der in Wahrheit Angst vor dem Weltuntergang hat, bringt er eigentlich eine interessante Prämisse mit. Wir haben aber keine Möglichkeit, ihn abseits der Standard-Dialoge über Gespräche oder eine eigene Quest näher kennenzulernen, was ihm kaum Tiefgang verleiht.
Auch spielerisch ist er als Priester-Klasse oder Priester-Kombination mit Eiskräften eigentlich stark, schwächelt aber ein bisschen gegen die gegen Eis immunen Gegner im Addon. Deutlich nützlicher sind die Schmuckstücke, über die wir ab jetzt bei unseren Kämpfern neue Fähigkeiten wie einen schützenden Schleier ausrüsten dürfen.
Hinzu kommen die selbst auf dem normalen Schwierigkeitsgrad anspruchsvollen und teilweise spektakulären Kämpfe. Gerade der Drache verlangt uns als einer von zwei Endgegnern einiges ab. Ihr könnt es auch mit Überzeugungsarbeit probieren, braucht dafür aber extrem gute Charakterwerte bei Einschüchtern, Tiefblick oder Arkana.
Wo ist unser Schiff?
Deutlich mehr Anspruch hätten wir uns indes für die Rätsel gewünscht. Um die Geschichte von Waidwen und Co. zu erleben, müssen wir Seelenfragmente sammeln und uns dazu korrekt über Lichtflecken teleportieren oder Wasserströme umleiten. Das fühlt sich schnell monoton an und bringt spielerisch kaum Mehrwert.
Obwohl die Eiswelt und die surreale Unterwelt fantastisch aussehen und sich stark von den Karibik-Inseln unterscheiden, hätten wir uns zudem auch optisch mehr Abwechslung gewünscht. Gerade spannende Neuerungen aus Teil 2 wie die Seefahrt vermissen wir und auch Nebenaufgaben gibt es kaum. The Beast of Winter richtet sich damit vor allem an die Spieler, die sich ein lineares Story-Erlebnis wünschen.
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Pro
- neues, komplett anderes Eisgebiet
- interessante Geschichte, die Lücken füllt
- fordernde Kämpfe
- Schmuckstücke, die Fähigkeiten verleihen
- humorvolles Weltuntergangsszenario
Kontra
- kurze Spielzeit
- gleichförmige Rätsel
- neuer Begleiter Vatnir bleibt blass
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