Seite 2: Playing Columbine - Der Film zum Spiel zum Massaker

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Auseinandersetzung auf DVD

Playing Columbine ist keine umfassende Abhandlung über Gewalt in Spielen. Zentrales Thema ist stets die Geschichte um Super Columbine Massacre RPG! Trotzdem schafft es Danny während der 90 Minuten, größtenteils auf eine Nabelschau zu verzichten, denn er lässt andere sprechen. Er ist nicht der Versuchung erlegen, nur Befürworter zu Wort kommen zu lassen. Auch ausgesprochene Kritiker wie der berüchtigten Anwalt Jack Thompson, Roger Kovaks (der Dannys Namen seinerzeit veröffentlichte) und Tim Winter, der Sprecher eines Elternverbandes gegen Videospiele, schildern ihre Sicht auf das Spiel.

Es wird dem Zuschauer zugetraut, aber auch abverlangt, dass er sich aus den Meinungen in den Interviews selbst ein Bild macht. Das ist deutlich informativer als die als Nachrichten verpackte Meinungsmache des amerikanischen Fernsehsenders FOX News, die in Ausschnitten ebenfalls in Playing Columbine zu sehen ist.

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Die Dokumentation ist kein Film, den man sich so nebenbei »reinziehen« kann. Dafür prasseln zu viele Informationen von zu vielen Interviewpartner auf den Zuschauer ein. Wie bei einem Videospiel ist man oft versucht, die Pause-Taste zu drücken, um über das Gesehene nachzudenken.

Leider wird man an zwei zentralen Stelle vom Regisseur allein gelassen. Sowohl Danny als auch ein anderer Spieler erwähnen, dass sie gleiche Gedanken wie die Columbine-Attentäter gehabt hätten, das Spiel aber dabei geholfen hätte, damit umzugehen. Die Gründe für diese Gedanken werden dem Zuschauer vorenthalten, obwohl gerade die besonderes aufschlussreich wären.

Auch wenn der Slamdance-Chef Peter Baxter bloßgestellt wird, weil er minutenlang herumdruckst, dann wirkt das wie eine persönliche Genugtuung und Vergeltung für Danny und dient nicht mehr der Information.

Die Dokumentation spitzt sich auf die entscheidende Frage zu: Warum gesteht man es einem Spiel nicht zu, ein Thema wie Columbine angemessen betrachten zu können und vielleicht sogar bei der Überwindung des Traumas zu helfen? Filme wie Bowling for Columbine von Michael Moore oder Elephant von Gus van Sant beschäftigen sich mit dem gleichen Thema und sind nicht umstritten: Die Goldene Palme in Cannes bekam 2002 Bowling for Columbine, 2003 war es Elephant.

Hätte Danny seine Gedanken statt in Super Columbine Massacre RPG! als Film oder Buch verarbeitet, wären die Reaktionen mit Sicherheit positiver gewesen – so bekam er Morddrohungen.

Man muss Super Columbine Massacre RPG! nicht mögen (dem Autor dieses Artikels gefällt es beispielsweise gar nicht), aber man sollte es als künstlerische Verarbeitung eines schrecklichen Verbrechens akzeptieren.

Die DVD »Playing Columbine« kann für umgerechnet 12 Euro auf der offiziellen Webseite (www.playingcolumbine.com) bestellt werden, allerdings nur in einer englischen Version, Der Versand nach Deutschland dauert circa eine Woche. Der Bezahl-Stream über Amazon und Zune funktioniert nur innerhalb der Vereinigten Staaten. Eine Version für iTunes ist geplant, existiert aber zum Zeitpunkt dieses Artikels noch nicht.

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