Grelle Frisuren, grelle Kleidung, grelle Musik - die 90er waren eine ziemlich durchgeknallte Zeit. Aber: Es war auch eine ziemlich, Entschuldigung, geile Zeit. Gerade die Jugendkultur war gewissermaßen ungehemmt und hatte Lust darauf, neue Dinge auszuprobieren. Den Drang sich auszudrücken, seine Stimme zu finden - das begleitet jede frische Generation.
In den 90ern war dieser Drang besonders laut, besonders impulsiv. Speziell in Deutschland führte das zum Beispiel zur Blüte der Ravemusik. »Herz an Herz« trällerte Blümchen da in einem unverschämt treibenden Happy-Hardcore-Song. Der lief parallel zu einem bunten Strauß unterschiedlichster Genres im Radio.
Es war damals gut, anders, individuell, aber glücklich zu sein. Kein Wunder, dass das schrille »Sailor Moon« auch bei uns erfolgreich war. Die Mädels glaubten nicht nur an die Liebe, sondern hatten auch Haltung! Schließlich waren die 90er die »´tude-era«, also die Ära der Attitüde, auch und vor allem in Videospielen. Habe eine Gesinnung, positioniere dich. Weiß, wer du bist. Und sei dabei cool und positiv. Hallo Sonic, Hallo Toejam & Earl, Hallo Crash Bandicoot.
Körbe werfen und Welten retten
In den USA suchte die Jugend ihre Idole eher im Sport, vor allem beim Basketball. Michael Jordan war zu der Zeit ungeheuer populär. So sehr, dass es einen Realfilm-Zeichentrick-Hybriden namens »Space Jam« gab, in dem er mit den Looney Tunes Basketball spielte. Präsent waren Basketballer allerdings auch in Spielen.
Auf dem Mega CD von Sega erschien ein FMV-Spiel namens Slam City mit Scottie Pippen. Ein interaktiver Film, in dem ein Basketballmatch aus der Ich-Perspektive nachgestellt wird. Technisch war das Ding allerdings noch unglaublich unausgereift, selbst gegenüber damaligen Genrevertretern wie Rebel Assault oder Cyberia.
Obwohl Space Jam schon ziemlich Banane war, schießt Shaq Fu 1994 letztlich den Vogel ab: Spielfigur in dem 1v1-Prügler ist Shaquille O'Neal als interdimensionaler Martial Arts-Kämpfer, der gegen dämonische Kreaturen antritt. Ja, die Jugendidole damals konnten nicht nur großartigen Sport machen, sondern sie waren auch rappende Weltenretter. Nicht zu vergessen: Sie zeigten Haltung!
EAs größter Fehler der Neunziger:So schlecht war das alte Shaq-Fu
Shaq Fu hatte tolle Animationen und sah auf dem ersten Blick deshalb vielversprechend aus, aber es spielte sich höchst mäßig. Gegner konnten durch das Ausnutzen von Programmfehlern auf simple Weise besiegt werden. Etwa, wenn sie wie Schallplatten immer und immer wieder die gleichen Manöver ausführten.
Über Jahre hinweg hat das Spiel den Ruf einer absoluten Katastrophe bekommen, aber das ist eine Übertreibung. Gut war Shaq Fu tatsächlich nie, aber als in den düsteren 2000ern die nörgelnden, wütenden Video-Reviewer aus dem Boden schossen, suchten sie leichte Ziele für Aufreger. Bubsy 3D, E.T. oder eben Shaq Fu zum Beispiel. Genau diesen Negativ-Hype um Shaq Fu hat sich Entwickler Big Deez Productions vor vier Jahren zunutze gemacht.
Auf Indiegogo konnte er exakt 1339 Unterstützter davon überzeugen, insgesamt 458.884 Dollar locker zu machen. Damit sollte eine Fortsetzung entstehen, die Shaquille O'Neal endlich das wohlverdient gute Videospiel liefert. Mit Betonung auf »sollte«, denn dieses Vorhaben gescheitert. Shaq Fu: A Legend Reborn ist - genau wie sein Vorbild - ziemlich schlecht.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.